Sonntag, 31. März 2019

Kaiser Trajan und die Provinz Asia

Die römische Provinz Asia erstreckte sich im Westen der heutigen Türkei und entsprach in etwa dem Königreich Pergamon, das 133 v. Chr. ans römische Reich fiel. Asia war eine reiche Provinz mit mehreren blühenden Städten, deren Ruinen heute noch von ihrem Glanz und Wohlstand in der Antike künden: die Provinzhauptstadt Ephesos, weiterhin Pergamon, Smyrna, Milet, Antiochia von Pisidia. Die Bevölkerung der Städte bestand überwiegend aus Griechen. Jene Griechenstädte waren halbautonom. Die Verwaltungsstruktur Roms bildete den Überbau, aber Privilegien der Städte und Traditionen wurden so weit wie möglich gewahrt. Das Imperium stützte sich in hohem Maße auf die provinziale Oberschicht und integrierte sie, so dass Angehörige der lokalen Elite bis in die Führungsschicht des Imperiums aufsteigen konnten.

Von Kaiser Trajans Vater wissen wir, dass er im Zeitraum 78/80 oder 80/81 - in Rom regierte Kaiser Titus - die Provinz Asia als Prokonsul verwaltete. Damals waren die Provinzen pro forma entweder dem Senat oder dem Kaiser unterstellt, und die Herrscher bemühten sich um ein ausgewogenes Verhältnis: wurde eine Provinz - auch vorübergehend - vom Princeps übernommen, wurde eine andere Provinz im Gegenzug dem Senat unterstellt. Selbstverständlich unterstanden auch die Senatsprovinzen im Grunde dem Kaiser. Das Prokonsulat von Asia war die Krönung der senatorischen Laufbahn. Davor lagen prätorische und konsularische Ämter, Legionskommandos und die Verwaltung anderer Provinzen. Traianus pater hatte die Spitze der römischen Ämterlaufbahn erreicht; höher stand nur noch der Kaiser selbst. Es wird angenommen, dass der spätere Kaiser Trajan mit seinem Vater in der Provinz war und ihn dort unterstützte. Ein Hinweis darauf ist die enge Freundschaft Trajans mit C. Antius A. Iulius Quadratus, eines reichen Mannes aus Pergamon, der sich selbst "amicus carissimus" Trajans nannte. Falls sich Trajan im Alter von ca. 26-29 Jahren in Asia aufgehalten hat, ist es nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass er Pergamon als eine der bedeutendsten Städte der Provinz aus eigener Anschauung kannte. Julius Quadratus war Nachkomme des Königreiches von Pergamon und Senator. In den Senatorenstand wurden nur Männer aufgenommen, deren Väter mindestens dem Ritterstand angehörten. Und um Ritter zu werden, musste man zunächst römischer Bürger sein. Die Familie, die einen Senator hervorbrachte, hatte über mehrere Generationen hinweg ihre Loyalität zu Rom und zum Kaiser unter Beweis gestellt. Schon die Könige Pergamons waren um ein gutes Verhältnis mit der aufstrebenden Supermacht bemüht, bis Attalos III. schließlich sein Reich an Rom vererbte.

Julius Quadratus hat sich vielleicht dafür eingesetzt, dass Pergamon und nicht Ephesos Zentrum des Kaiserkultes in Asia wurde. Der Tempel, das Traianeum, befand sich auf dem Burgberg der Stadt. Noch heute sind Ruinen davon erhalten. Quadratus stiftete Spiele zu Ehren des Tempels. Die vermögenden Bürger waren bemüht, sich durch Wohltaten und Bauten in ihren Heimatstädten hervorzutun. Und der Kaiserkult verband all die verschiedenen Völker des Imperiums mit Rom und seinem Herrscher. Ein anderer Senator, der aus Kleinasien und wahrscheinlich aus Pergamon stammte, war C. Iulius Quadratus Bassus, einer der erfolgreichsten Heerführer Trajans.

Die Restaurierung der Pracht - bzw. Prozessionsstraße von Milet nach Didyma zum dortigen Orakel ist das einzige Bauprojekt in Asia, das Trajan selbst veranlasst hat. Er hatte wohl eine persönliche Beziehung zu jenem Ort, weil das Orakel frühzeitig seine spätere Herrschaft prophezeit haben soll. Aufschlussreich über das Leben und die Verwaltung in den Griechenstädten Kleinasiens ist der Briefwechsel Plinius des Jüngeren mit Kaiser Trajan, der entstand, als Plinius Statthalter der Nachbarprovinz Bithynien war.

Im Herbst des Jahres 113 brach Kaiser Trajan zum Partherkrieg auf. Die Reiseroute verlief von einem Hafen Italiens aus, eventuell Brundisium, auf dem Seeweg nach Athen. Es ist überliefert, dass ihn dort parthische Gesandte aufsuchten. Von Athen aus reiste der Kaiser mit seinem Hof, seiner Familie, seinem Stab an zivilen und militärischen Beratern sowie Einheiten seiner Garde weiter nach Seleukia Pieria, dem Hafen von Antiochia am Orontes – vermutlich ebenfalls auf dem Seeweg. Antike Schiffe bewegten sich normalerweise entlang der Küsten und von Hafenstadt zu Hafenstadt, wo abends an Land gegangen wurde. Man kann ungefähr den Aufwand einer kaiserlichen Reise erahnen! Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass Trajan mehrere Hafenstädte Kleinasiens und vielleicht auch der Provinz Asia aufgesucht hat. Wie viel Zeit für Empfänge und „Sightseeing“ aufgewendet wurde, wissen wir leider nicht.

Literatur:

Helmut Halfmann: "Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jh.n. Chr., Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 1979, ISBN: 3-525-25154-8

Annette Nünnerich-Asmus: "Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?", darin: "Private Freigebigkeit und die Verschönerung von Stadtbildern", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2780-3

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen