Sonntag, 29. September 2019

Volksversammlungen im alten Rom

In der Antike waren Bürger umso angesehener, je vermögender sie waren. Das lateinische Wort "bonus" bedeutete sowohl finanziell gutgestellt als auch gutgesinnt. Das heutige Wort "Bonität" erinnert ein wenig daran. Aber die finanziell besser Gestellten waren im alten Rom nicht nur gesellschaftlich angesehener, sondern hatten allein schon durch die Gesetzgebung mehr Gewicht bei Abstimmungen und Wahlen.

Samstag, 28. September 2019

Ich lebe keinen Traum

Es gibt immer mal Schwellen im Leben, wo man über die letzten Jahre und über die Zukunft nachdenkt. Ich erinnere mich an einen Sonntagmorgen, als ich meinen Laptop vor mir auf dem Tisch liegen sah und den Panegyrikus Plinius des Jüngeren aufgeschlagen daneben. In meiner Reichweite befanden sich außerdem ein Pott Kaffee, eine Liste mit Haushaltsdingen, die ich erledigen wollte, und die Briefsammlung des Plinius lag auch bereit. Mein Roman über Kaiser Trajan und seine Zeit war veröffentlicht und ich schrieb nun Texte für den Blog. Es war ein Moment, den ich am liebsten festgehalten hätte, was zum Glück nicht möglich ist, denn so große Hände hat man ja nicht. Ich dachte, ich lebe meinen Traum - und empfand doch ganz anders. Ich beschrieb es nur mit den Worten, die mir als erstes einfielen, einem völlig bescheuerten Satz. In Wirklichkeit hatte meine Lebensaufgabe meinen Alltag so durchdrungen, dass es sich selbstverständlich und normal anfühlte. Und das war gut, erfüllend und richtig. Natürlich habe ich auch mal geträumt und tue es auch heute noch. Aber wenn aus Träumen Ziele werden, wird das Ganze greifbarer und schließlich real. Und arbeitsintensiv.

Der Zeitpunkt ist gekommen, hier nicht mehr so häufig Texte zu posten. Morgen veröffentliche ich den letzten September-Text und ab Oktober werde ich etwa einmal pro Monat etwas einstellen. Ich möchte mich immer noch der Geschichte des römischen Imperiums widmen, aber nicht mehr so häufig und intensiv. Denn ich mag Vielseitigkeit im Leben, aber noch größer ist mein Wunsch nach unverplanter Zeit und Langsamkeit, wenn schon nicht beruflich, wo ich wenig Einfluss habe, sondern im Privatleben. Der Lucius Licinius Sura meines Romans würde mich verstehen. Er ist ein wenig wie ich, einer, der das Leben gern genießt. Phasen intensiver Arbeit müssen ruhigere Phasen folgen. Sie sind Voraussetzungen für gute Ideen und wichtig für ein gutes Leben. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen schönen Herbst.

Samstag, 21. September 2019

Sulla, der Glückliche

An der Beschäftigung mit Geschichte fasziniert mich, dass beim genaueren Hinsehen die Dinge vielschichtiger, komplizierter, einfach anders sind, als man allgemein denkt. Wahrscheinlich gilt das nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch für andere Themen und das Leben allgemein, aber es ist mir bei der Beschäftigung mit Geschichte zum ersten Mal aufgefallen. Und es trifft auch auf L. Cornelius Sulla zu, einen Mann, dessen Wirken berühmt- berüchtigt ist und den man seit eh und je mit Terror und Schrecken in Verbindung bringt.

Mittwoch, 18. September 2019

Lorbeerwürzwein: Ein Rezept zum Geburtstag Kaiser Trajans

Wer hier regelmäßig liest, weiß vielleicht, dass der 18. September ein besonderer Tag ist: der Geburtstag Kaiser Trajans. Anlässlich dieses Datums habe ich daran gedacht, dass Phaedimus, der Mundschenk bzw. Sommelier – außerdem auch Liktor und Privatsekretär des Imperators - seinem Herrn, der einen guten Trunk liebte, an seinem Ehrentag sicher einen besonderen Tropfen kredenzte.

Lorbeer hatte eine geradezu sakrale Bedeutung; Sieger, Triumphatoren wurden mit Lorbeerkränzen geehrt und in Zeiten, da nur den Kaisern Triumphzüge zustanden, wurde der Lorbeerkranz ein Attribut des Herrschers. Lorbeer ist aber auch Gewürz und wurde in der Antike durchaus auch zum Herstellen von Würz- und Glühwein verwendet. Was liegt also näher, als an Kaisers Geburtstag einen Lorbeer-Würzwein zu servieren?

Mir kam dieser Einfall ziemlich spontan an einem Spätsommertag. Ich hatte keinen Süßwein im Hause, wie ich ihn bei meinen vorweihnachtlichen Versuchen verwendet habe. Lediglich zwei Flaschen Lagrein waren vorrätig. Ich lese gern Krimis mit Lokalkolorit, vorzugsweise solche, die in Urlaubsgegenden angesiedelt sind. Meine Vorliebe für Lagrein resultiert aus der Lektüre von Südtirol-Krimis. Roter Lagrein ist gehaltvoll bzw. charaktervoll, dabei aber angenehm süffig – genau das, was ich bevorzuge. Ein Wein, dem man schon im Glas seine Qualität ansieht, ehe man davon gekostet hat. Somit genau das Richtige für meinen Versuch.

Man nehme für eine Portion:

¼ l trockenen Rotwein, z.B. Lagrein

1 Stange Zimt

Zwei kleine Lorbeerblätter

Zwei Pfefferkörner

Ca. 1 EL Honig

Den Pfeffer im Mörser zerkleinern und die Gewürze am besten in ein Teesäckchen geben. Den Rotwein mitsamt dem Säckchen erhitzen. Zehn Minuten ziehen lassen, danach erneut erwärmen, aber keinesfalls zum Sieden bringen. Nun kann man den Glühwein genießen.

Ich fand, dass nach dieser Prozedur der eher ungewohnte Geschmack des Lorbeers noch erträglich ist. Er passt, finde ich, eher zu Hühnersuppe als zum Glühwein. Aber es ging mir ja um etwas Anderes: die besonderen Umstände, die ein spezielles Rezept hervorbringen. Angenehm fand ich den scharfen Nachgeschmack, kombiniert mit der Süße des Honigs. Diese Geschmackskombination könnte auch den alten Römern gefallen haben.

Diesen „herrschaftlichen“ Glühwein serviert man am besten in einem Lieblingsbecher, einem Souvenir oder – so habe ich es gemacht – einem Einzelstück, das ich in einer Keramikausstellung gekauft habe. Abschließend kann ich nur Plinius den Jüngeren zitieren, der seinem Kaiser schrieb:

„Fortem te et hilarem, imperator optime, et privatem et publice opto.“ Gesundheit und frohen Mut wünsche ich dir, bester Kaiser, persönlich und als Bürger des Staates. (Plinius der Jüngere Briefe, X, 1).

Sonntag, 15. September 2019

Gaius Marius

Mit der gewaltsamen Beendigung der Reformversuche der Brüder Tiberius und Gaius Gracchus war auch die populare Politik in die Schranken gewiesen worden. Doch die Ruhe war trügerisch, und der Konsens der gesellschaftlichen Schichten war erschüttert.

Samstag, 7. September 2019

Aristokratische Reformer (2): Gaius Gracchus

Gaius Sempronius Gracchus war neun Jahre jünger als sein Bruder Tiberius, der im Jahr 133 von politischen Gegnern getötet worden war. Die Brüder gehörten einer der angesehensten und einflussreichsten Familien Roms an. Sie waren Enkel des Hannibal-Siegers Scipio Africanus; ihre Mutter Cornelia war dessen Tochter. Cornelia muss die ideale Verkörperung einer römischen Matrone gewesen sein, aber sie verstand es auch, den Ehrgeiz ihrer Söhne anzustacheln. Was sie und was Gaius beim Tod des Tiberius empfunden haben, kann man nur ahnen. Der Vater war relativ früh gestorben. In einer patriarchalischen Gesellschaft wie dem alten Rom musste in dieser Situation der Bruder derjenige sein, an dem sich Gaius orientierte, zumal der Altersunterschied ziemlich groß war. So soll Tiberius Gaius im Traum erschienen sein und ihm einen ebenfalls gewaltsamen Tod durch politische Gegner prophezeit haben.

Sonntag, 1. September 2019

Aristokratische Reformer (1): Tiberius Gracchus

Die Römische Republik hat von etwa 509 v. Chr. bis 27 v. Chr. bestanden und über einen Zeitraum von über dreihundert Jahren funktioniert. Ihr Ende begann mit den Bürgerkriegen, die einsetzten, als die Reformen der Brüder Gracchus scheiterten. Tiberius Sempronius Gracchus, der ältere der Brüder, lebte von 162 v. Chr. bis 133 v. Chr. Besonders er ist als charismatische Persönlichkeit in die Geschichte eingegangen und sein Andenken wurde vom römischen Volk in Ehren gehalten. Er stammte aus einer der einflussreichsten Familien der römischen Aristokratie. Sein gleichnamiger Vater war Konsul gewesen, seine Mutter war Tochter des Scipio Africanus, des Siegers über Hannibal.