Sonntag, 19. Februar 2023

Antakya war Antiochia - die Menschen brauchen Hilfe

Das schreckliche Erdbeben in der Türkei und in Syrien erinnert mich daran, dass die Region schon in der Antike gefährdet und wiederholt von Erdbeben betroffen war. Das antike Antiochia am Orontes zählte zu den bedeutendsten Städten des Mittelmeerraumes. Als Kaiser Trajan Krieg gegen das Partherreich führte, war Antiochia seine Residenz. Da sich der römische Kaiser mitsamt seinem Gefolge dort aufhielt, war die Stadt im Dezember 115 von Menschen überfüllt, denn auch Gesandtschaften, Kaufleute und Touristen waren dort zusammengekommen. Zu diesem Zeitpunkt ereignete sich ein Erdbeben, das viele Opfer forderte. Unter ihnen war ein römischer Konsul. Trajan selbst konnte sich aus dem Palast retten und war nur leicht verletzt. Die Schilderungen des Historikers Cassius Dio haben einiges mit den Nachrichten aus dem aktuellen Erdbebengebiet gemeinsam.

Über die Aktion „Deutschland hilft“ kann man direkt spenden.

Über Antiochia sowie das Erdbeben im Jahr 115 habe ich hier im Blog schon geschrieben.

Samstag, 11. Februar 2023

Trajans letzte Affäre?

Die Stadt Sanliurfa oder Urfa in der südlichen Türkei wurde von den Seleukiden neu gegründet und Edessa genannt. Darum bildete sich das kleine Königreich Osrhoene, das unter den Römern zunächst unabhängig war, später aber Klientelkönigreich der Parther wurde. Die bekannten Könige trugen den Namen Abgar, so auch der König, der Trajan zunächst zu seinen Erfolgen im Partherkrieg beglückwünschte und ihm Geschenke zusandte. Er erschien aber nicht selbst vor dem Kaiser.

Für ein kleineres Königreich zwischen zwei Krieg führenden Supermächten war die Lage schwierig. Abgar wollte sich nicht zu sehr exponieren, um nicht zwischen den Parteien aufgerieben zu werden. Nach Trajans Erfolgen in Armenien und Nordmesopotamien wurde es dann zunehmend schwierig für die lokalen Fürsten, sich neutral zu geben.

Arbandos, der Sohn des Abgar, vermittelte dann. Vermutlich kannten sich der Kaiser und der Prinz von Edessa bereits. Dass Trajan Knaben und schöne junge Männer mochte, hatte sich wahrscheinlich im ganzen Imperium und darüber hinaus herumgesprochen. Vielleicht hatte Abgar sogar im Wissen darum seinen Sohn als Gesandten zu ihm geschickt.

Die Vermittlung des Prinzen war jedenfalls erfolgreich. Abgar kam dem Kaiser im Jahr 114 entgegen, entschuldigte sich dafür, dass er zunächst nicht erschienen war, und er gab in Edessa ein Fest zu Ehren des Princeps, wo Arbandos auftrat und tanzte. Trajan war davon sehr angetan und erbat einen der beiden goldenen Ohrringe des Prinzen als Souvenir, da dieser ihn nicht im Feldzug begleiten würde. Warum eigentlich nicht? Wenn Trajan dies gewünscht hätte (und so hört es sich an), wäre es ungewöhnlich gewesen, wenn Arbandos ihm diesen Wunsch abgeschlagen hätte. Aber vielleicht gab es dringende Gründe für den Prinzen, am Hof seines Vaters zu bleiben.

Im Jahr 116 wechselte Abgar wieder die Seite, und Edessa wurde von den Römern zerstört. Doch auch deren Erfolg war nicht von Dauer. Hadrian musste sich zurückziehen und Osrhoene wurde wieder Klientelkönigreich der Parther. Was aus Arbandos wurde, ist nicht bekannt.

Trajan war damals schon über sechzig Jahre alt. Wie intim der Kontakt zwischen ihm und dem Prinzen war, ist nicht bekannt. Obwohl gut denkbar ist, dass die Geschichte, die sich offenbar als Gerücht verbreitete, ausgeschmückt wurde, wird sie einen wahren Kern gehabt haben. Der Prinz, der seine körperlichen Reize einsetzte, um seinen Vater und dessen Reich zu retten, muss über eine entsprechende Ausstrahlung verfügt haben. Man kann nur hoffen, dass er im Laufe der weiteren Ereignisse am Leben blieb.