Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 13. Januar 2019
Antiochia am Orontes, eine antike Großstadt
Antiochia am Orontes wurde 300 v. Chr. durch die Seleukiden gegründet. Das heutige Antakya liegt in der Türkei. Das antike Antiochia war eine der bedeutendsten Städte des Mittelmeerraumes und hatte in der römischen Kaiserzeit etwa 500.000 Einwohner. Pompeius Magnus richtete 64 v. Chr. die römische Provinz Syria ein, und Antiochia wurde Provinzhauptstadt.
Die Stadt lag an mehreren Handelsstraßen und galt als bedeutender Warenumschlagplatz. Man wird dort so gut wie alle Produkte des Orients, aber auch des gesamten Mittelmeerraumes bekommen haben. Der Hafen Antiochias war Seleukia Pieria, etwa 30 km von der Stadt entfernt und mit dieser durch eine Straße verbunden. Das Zentrum von Antiochia erstreckte sich östlich des Flusses Orontes sowie auf der Orontesinsel und war von einer Mauer geschützt. Die Vorstädte westlich des Orontes waren ungeschützt. Östlich von Antiochia war Bergland. An der Orontesmündung befand sich der Casius Mons, heute Keldag, 1.736 m hoch. Der Berg galt in mehreren Religionen als heilig. In der Antike gab es ein Zeus-Heiligtum am Berg. Plinius der Ältere überliefert, dass man um drei Uhr nachts vom Gipfel aus die Sonne im Osten aufgehen und im Westen noch die fortdauernde Nacht sehen konnte. Daraus kann man schließen, dass der Gipfel in der Antike bestiegen wurde. Kaiser Trajan ließ dem Zeus Kasios Beutestücke aus dem Dakerkrieg weihen, und Hadrian dichtete Verse darüber. Die Historia Augusta berichtet, dass Hadrian eine Nacht auf dem Gipfel verbringen wollte, aber durch einen aufziehenden Sturm daran gehindert wurde. Möglicherweise haben er und Trajan in Vorbereitung des Partherkrieges das Heiligtum aufgesucht.
Etwa acht Kilometer südlich von Antiochia lag der Villenvorort Daphne. Dort befanden sich zahlreiche Quellen, die die Stadt mit Wasser versorgten, und riesige Lorbeerbäume. Der Sage nach soll sich eine Nymphe vor dem Gott Apollo versteckt haben, indem sie sich in einen Lorbeerbaum verwandelte. Daher wurden im Hain von Daphne Nymphen verehrt. Reiche Bürger von Antiochia hatten ihre Häuser dort, und man kann annehmen, dass sich die Damen (Plotina, Matidia die Ältere und wahrscheinlich auch Sabina), die Kaiser Trajan in den Partherkrieg begleiteten, in Daphne aufhielten. Trajan selbst residierte während seines Aufenthaltes in Syrien wahrscheinlich in einem Palast auf der Orontesinsel. Auf der Insel befand sich seit dem ersten Jahrhundert auch eine Rennbahn, ein Hippodrom. Während des Erdbebens im Dezember 115 verbrachte der Kaiser mehrere Tage und Nächte in jener Rennbahn. Nicht nur Trajan, auch spätere Kaiser residierten in Antiochia, so Hadrian, Lucius Verus, Marcus Aurelius, Septimius Severus, Caracalla, Severus Alexander und Valerian. Antiochia war die Aufmarschbasis für Feldzüge im Orient, speziell gegen das Partherreich, den Erzfeind Roms. Das römische Syria zählte zu den strategisch bedeutendsten Provinzen des Imperiums und war dementsprechend mit mehreren Legionen und Hilfstruppen ausgestattet. Der Statthalter von Syria gehörte der Führungselite des Imperiums an und war aufgrund seines Prestiges und der Truppen, die ihm zur Verfügung standen, in der Lage, Kaiser zu werden oder einen künftigen Kaiser bei dessen Usurpation zu unterstützen.
Antiochia war auch ein bedeutendes Zentrum des frühen Christentums. In einer Höhlenkirche soll sich die erste christliche Gemeinde um Paulus, Barnabas, Petrus und die ersten Bischöfe der Stadt versammelt haben. Zu jenen ersten Bischöfen zählte Ignatius von Antiochia, der im zweiten Jahrhundert, vielleicht unter Trajan, den Märtyrertod starb. Noch im dritten Jahrhundert gab es Christenverfolgungen. Im vierten Jahrhundert war die Stadt weitgehend christianisiert. Wie Rom berief sich Antiochia auf Petrus als Gründerbischof. Im sechsten Jahrhundert begann mit schweren Erdbeben und Eroberungen durch die Perser der Niedergang der antiken Stadt.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen