Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 6. Januar 2019
Kaiser Trajan und Ignatius von Antiochia
Ignatius war Bischof in der antiken Metropole Antiochia am Orontes. In der Kirchengeschichte des Eusebius von Caesarea wird er als der dritte Bischof und Nachfolger des Apostels Petrus erwähnt. Weiterhin erzählt die Kirchengeschichte, Ignatius sei unter Kaiser Trajan im Zeitraum 107/108 verhaftet und nach Rom gebracht worden, wo er den Märtyrertod im Kolosseum starb. Andere Theologen sprechen sich für den Tod des Bischofs in den letzten Jahren Trajans (110-117) aus. Einige Historiker sind wiederum der Meinung, Ignatius wäre erst nach dem Tod Hadrians oder noch später umgekommen.
Ignatius verfasste Briefe an verschiedene christliche Gemeinden, von denen sieben als echt gelten. Darin forderte er die Christen auf, ihrem Bischof wie Gott zu folgen. Er lehrte sie auch Einigkeit untereinander. Nach der Kirchengeschichte war er schon ein alter Mann, ein Schüler des Apostels Johannes, der Jesus Christus sehr nahe stand. Ignatius soll sich nach dem Martyrium gesehnt haben; er wollte sterben wie Petrus. Er suchte leidenschaftlich nach Gott und sehnte die Vereinigung mit ihm herbei. Ignatius wird in den orthodoxen und in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt.
Ignatius von Antiochia wurde im Kolosseum von wilden Tieren zerrissen. Die Todesstrafe "ad bestias" wurde im Amphitheater in den Pausen zwischen den Gladiatorenkämpfen vollstreckt. Die Opfer galten als Verbrecher, und das Mitgefühl der Zuschauer mit ihnen hielt sich in Grenzen. Mehr noch: sie wurden in ihrem furchtbaren Ende verspottet. Für uns ist all das heute kaum vorstellbar.
Wann immer ich über die Kreuzigung von Jesus Christus gelesen habe, hatte ich tiefes Mitgefühl mit ihm und war sehr traurig. Er hatte Angst und war verzweifelt; er war menschlich. Wenn ich aber lese, dass jemand, der genau wusste, was ihm bevorstand, den Märtyrertod in der Arena herbeisehnte, komme ich an die Grenzen meines Verständnisses.
Kaiser Trajan hat die Christen nicht verfolgen lassen; das wissen wir aus seinem bekannten Briefwechsel mit Plinius dem Jüngeren. Wurden sie jedoch angeklagt und verurteilt, drohte ihnen die Todesstrafe. Es ist demzufolge gut möglich, dass Trajan Ignatius verurteilt hat. Erfolgten Anklage und Vollstreckung des Todesurteils in seinen letzten Jahren, könnten er und Ignatius sogar einander begegnet sein. Denn Antiochia war während des Partherkrieges des Kaisers dessen Residenz. Die große Schriftstellerin Marguerite Yourcenar spielte in ihrem Roman "Ich zähmte die Wölfin" darauf an. Sie lässt Hadrian berichten, Trajan hätte im Zusammenhang mit dem Erdbeben in Antiochia im Jahr 115 Christen als Sündenböcke hinrichten lassen. Denkbar wäre dies durchaus, ist aber nirgendwo belegt.
Ich habe meine Zweifel an der Kirchengeschichte vor allem in Bezug auf den Transport des Ignatius nach Rom. Während dieser letzten Reise soll er mit mehreren Kirchenvertretern zusammengetroffen sein. Das erscheint mir doch etwas fragwürdig. Ignatius reiste ja nicht wie ein Philosoph oder Sophist durch die Lande, sondern als ein zum Tode verurteilter Gefangener. Ich kann mir derartige Begegnungen nur auf früheren Reisen jenes Mannes vorstellen.
Ich hatte vorgehabt, in meinem Roman "Im Banne des Besten" Kaiser Trajan und Bischof Ignatius miteinander zu konfrontieren, habe aber doch davon Abstand genommen. Die Geschichte hatte inzwischen eine Eigendynamik und es hat einfach nicht gepasst. Die Tage in Antiochia wurden von anderen Ereignissen geprägt und aus der Sicht meines Protagonisten Gaius erlebt. Das frühe Christentum wird in meinem Buch nur am Rande erwähnt, obwohl es mich durchaus interessiert. Der Religion mehr Raum zu geben, hätte den Roman überfrachtet.
Als ich 2008 in Rom war und das Kolosseum sah, habe ich mich über das Kreuz in der Arena geärgert. Ich interpretierte es als ein christliches Ausschlusskriterium gegenüber anderen Todesopfern. Heute verstehe ich es als ein Mahnmal, das seine Berechtigung hat.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen