Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 27. Januar 2019
Palmyra, Zentrum des Handels zwischen Rom und dem Orient
Die Oase Tadmur im heutigen Gouvernement Homs in Syrien war schon steinzeitlichen Jägern und Sammlern bekannt. Im zweiten Jahrtausend v.Chr. wurde der Ort bereits in Keilschriftentexten erwähnt. Bis heute heißt er Tadmur oder Tadmor, und erst ab dem 1.nachchristlichen Jahrhundert ist er unter dem Namen Palmyra bekannt. Palmyra ist eine der beeindruckendsten Ruinenstätten des Nahen Ostens. Man kann hoffen, dass sie, deren Ruinen Jahrtausende überdauert haben, den Barbareien des 21. Jahrhunderts nicht völlig zum Opfer fällt.
Die Oase wurde von einer schwefelhaltigen Quelle gespeist, die zwar kein Trinkwasser hervorbrachte, aber eine reiche Vegetation begünstigte: Dattelpalmen, Oliven- und Granatapfelbäume bildeten einen Kontrast zur Umgebung. In der Antike waren die Berge noch teilweise mit Büschen bewachsen. Heute ist die Landschaft karger. Wichtig für die Menschen waren Süßwasserquellen in der Umgebung, deren Wasser durch Kanäle und Aquädukte in die Stadt geleitet wurde
In der Umgebung von Palmyra befanden sich Dörfer, in denen - teils saisonal - Ackerbau und Viehzucht betrieben wurde. Die Bewohner sammelten Wasser in Zisternen und versorgten sich aus Brunnen. Sie bauten Gerste an, die nach dem Regen im Herbst ausgesät wurde, und züchteten Vieh. Nach der Ernte im Frühjahr wurden diese Siedlungen teilweise wieder verlassen - ein Beispiel für die Flexibilität der Bauern in der damaligen Zeit, die keine Agrarsubventionen zu erwarten hatten. Im Süden und Osten von Palmyra befanden sich Salinen. Im Sommer trockneten Regenwasserseen aus, die sich in den Senken der schwer durchlässigen Böden gebildet hatten, und das Salz lagerte sich ab, das von den Bewohnern der Stadt, aber auch den Nomaden aus der Umgebung genutzt wurde.
Wirkliche Bedeutung erlangte Palmyra jedoch durch den Handel. Seit dem zweiten Jahrtausend v.Chr. war es Station für Karawanen, die vom Euphrat aus in die Städte Syriens zogen. Als die Römer Syrien in eine ihrer Provinzen umwandelten, verblieb Palmyra zunächst außerhalb der Grenzen des Imperiums und vermittelte zwischen Rom und dem Orient. Vermutlich unter Kaiser Tiberius wurde Palmyra ins römische Reich eingegliedert. Aber ihre Funktion als Handelsstützpunkt und Vermittlerin zwischen den Kulturen veränderte sich nicht. Plinius der Ältere überliefert, dass Palmyra sowohl mit den Römern als auch mit den Parthern Beziehungen pflegte - auch in Krisenzeiten.
Bogenschützen und Kamelreiter aus Palmyra leisteten den Römern als Bundesgenossen Beistand, so bei der Eroberung Jerusalems.
Im Jahr 106 wurde das Nabatäerreich dem römischen Imperium einverleibt. Der Zusammenbruch jenes Reiches bedeutete einen wirtschaftlichen Aufschwung für Palmyra. Ein Teil des Handels, der zuvor Monopol der Nabatäer gewesen war, lief nun über Palmyra. Palmyrener waren Karawanenbesitzer, Handelsherren und auch Schiffseigner. Es gab Zusammenschlüsse unter Handelsunternehmern und reiche Protektoren derselben. Ein Marcus Ulpius Jarhai ist durch mehrere Statuen in Palmyra geehrt worden; Er war ein reicher Förderer und Beschützer der Karawanen. In meinem Roman lasse ich Jarhai noch als Knaben mit dem jungen Tribunen Trajan zusammentreffen. Wie sein Name belegt, erhielt er vom Kaiser das römische Bürgerrecht.
Palmyra hatte einen eigenen Senat. Unter Hadrian, der als erster Kaiser Palmyra besuchte, wurde sie zu einer freien Stadt, die ihre Abgaben selbst festlegen und einziehen konnte. In ihren Bauwerken, ihrer Kultur und Religion verschmolzen griechisch-römischer Einfluss mit orientalischer Lebensart. Die bedeutendsten überlieferten Bauten Palmyras waren Tempel, eine Prachtstraße, ein römisches Theater, ein Tetrapylon an der Kreuzung der Hauptstraßen, Thermen sowie die Agora. Im zweiten Jahrhundert erlebte Palmyra ihren Höhepunkt. Im dritten Jahrhundert gelang es Zenobia, zunächst nur Gattin eines Fürsten von Palmyra, den Einfluss des Fürstentums über den gesamten römischen Orient auszudehnen. Aber sie wurde zu maßlos und zu mächtig. Kaiser Aurelian eroberte Palmyra zurück und gab die Stadt der Plünderung frei.
Kaiser Trajan hat Palmyra vermutlich nicht besucht, aber ganz sicher kannte er die Bedeutung der Stadt, und mit Jarhai hat er einen einflussreichen Palmyrener gefördert. Auch aus seinem Militärtribunat in Syrien, als er noch ein junger Mann und sein Vater Statthalter von Syria war, muss ihm der Ort ein Begriff gewesen sein.
Die Menschen in Syrien sollten so bald wie möglich wieder in Frieden leben können. Wie die Geschichte lehrt, tragen Kriege nicht dazu bei, den Nahen Osten zu stabilisieren. Wichtig ist aber auch die Bewahrung von Kulturschätzen wie in Palmyra, die an die enge Verbundenheit von Orient und Okzident schon in der Antike erinnern.
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