Sonntag, 20. Januar 2019

Das Erdbeben in Antiochia im Dezember 115

Die Quelle für jene Ereignisse ist das Geschichtswerk des Cassius Dio, der im dritten Jahrhundert lebte und dessen Werk auszugsweise überliefert ist. Während des Partherkrieges im Zeitraum 114-117 hielt sich Kaiser Trajan wiederholt in Antiochia auf, der Hauptstadt der römischen Provinz Syria.

Zum Ende des Jahres 115 hatte der Kaiser seine Operationen in Armenien und Nordmesopotamien abgeschlossen. Wir wissen nicht, ob es sein ursprüngliches Ziel war, in diesem Gebiet den römischen Einfluss wiederherzustellen, oder ob seine Pläne von Anfang an einen Feldzug gegen das Partherreich einschlossen. Der Imperator regierte das Reich von seinem jeweiligen Aufenthaltsort aus. Sogar im Feld empfing er Gesandtschaften und Bittsteller, sprach Recht und korrespondierte mit Rom und den Provinzen. Antiochia war eine bedeutende Stadt und eine komfortable Residenz. Während sich Trajan dort aufhielt, war die Stadt von Besuchern überfüllt. Zivilisten und Soldaten, Geschäftsleute und Touristen waren aus allen Richtungen zusammengeströmt. Besucher waren nicht nur politisch und wirtschaftlich motiviert. Reisen waren in der Antike beschwerlich und gefährlich. Dennoch haben gewiss etliche Neugierige die Chance wahrgenommen, den römischen Kaiser und seinen Hof einmal zu sehen.

Der Katastrophe gingen Stürme und Gewitter voraus. Das Beben begann mit einem gewaltigen Dröhnen. Die Erde schwankte, Gebäude stürzten ein, Trümmer und ganze Bäume flogen durch die Luft. Die Menschen wurden von Gebäudeteilen erschlagen oder verletzt und eingeschlossen. Das Beben dauerte mehrere Tage an. Die Luft war voller Staub. Die Leute waren verzweifelt und wussten nicht, wo sie Schutz suchen sollten. Es gab unzählige Tote und Verletzte. Auch ein Konsul war unter den Opfern. Kaiser Trajan konnte sich durch einen Sprung aus dem Fenster des Palastes retten und erlitt nur leichte Verletzungen. Es entstand die Legende, eine übermenschliche Gestalt hätte ihn geführt. Er lebte eine Weile im Hippodrom unter freiem Himmel. Vermutlich hat man sich bald mit Zelten beholfen.

Sogar der Casius Mons war vom Beben erschüttert worden, und es drohte ein Steinschlag. Das Beben hatte auch umliegende Orte betroffen, aber Antiochia war am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Mit Aufräumungsarbeiten und dem Wiederaufbau von Gebäuden wurde so bald wie möglich begonnen, denn Cassius Dio berichtet, dass auch nach Tagen noch Überlebende aus den Trümmern gerettet wurden. Die Geschichte berichtet von mehreren verheerenden Erdbeben, die die Stadt trafen. Die Katastrophe hielt den Imperator nicht davon ab, im Frühjahr zu einem Feldzug nach Mesopotamien aufzubrechen.

Literatur:

Cassius Dio, Epitome of Book 68

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