Sonntag, 7. April 2019

Iulius Quadratus Bassus, ein Senator aus Pergamon

Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts zählten viele Senatoren aus Kleinasien, der heutigen Türkei, zur Führungselite des Imperiums. Einer von ihnen war C. Iulius Quadratus Bassus, in meinem Roman nur Julius Bassus genannt.

Dieser Mann ist nicht identisch mit jenem Julius Bassus, den Plinius der Jüngere um 100 im Senat verteidigte (Briefe IV, 9). Der Freund und Mandant des Plinius wurde in einem Repetundenprozess angeklagt, doch der Senat ging gnädig mit ihm um. Bassus' Vergehen bestand darin, dass er als Statthalter aus Arglosigkeit Geschenke angenommen hatte, was verboten war. Er war damals schätzungsweise 60 Jahre alt. "Mein" Julius Bassus, einer der bedeutendsten konsularischen Offiziere Trajans, war höchstwahrscheinlich sein Sohn und war wohl um 70 geboren worden. Beide Männer stammten wahrscheinlich aus Pergamon.

C. Iulius Quadratus Bassus war vermutlich, wie andere Senatoren aus Kleinasien, Abkömmling eines der dortigen Königshäuser. Als Militärtribun könnte er an den Kämpfen Domitians gegen die Daker teilgenommen haben. Es folgten die ersten senatorischen Ämter. Im ersten Regierungsjahr Kaiser Trajans (98) wurde er Prätor. Dies war ein Karriereschritt in Richtung höherer Ämter. Von 99-100/101 war er Legionslegat (Kommandant einer Legion, vergleichbar einem General). Im ersten Dakerkrieg 101-102 befehligte er Abordnungen dreier Legionen aus den Ostprovinzen des Imperiums, die zur Verstärkung an die Donaufront entsandt worden waren. 103-104 war Julius Bassus Statthalter von Iudaea, wo ihn 105 Pompeius Falco, ein weiterer bedeutender Heerführer des zweiten Jahrhunderts, ablöste.

Von Mai bis August 105 war Julius Bassus Nachfolgekonsul. Vielleicht folgte er im Anschluss daran Kaiser Trajan und seinem Stab nach Dakien. Es ist aber auch möglich, dass er den Konsulat in Abwesenheit von Rom (an der Front) ausübte. Im zweiten Dakerkrieg zählte er neben Licinius Sura und Sosius Senecio zu den engsten Beratern und Helfern des Kaisers. Für seine militärischen Leistungen wurde er mit den Triumphalabzeichen geehrt.

107-110 war er Statthalter von Kappadokien-Galatien. Von 114-115, dem ersten Jahr des Partherkrieges, kommandierte er wieder einen Armeeverband, bestehend aus Vexillationen mehrerer Legionen. Von 115-117 wurde er Statthalter von Syria, befand sich also an der Basis der in Mesopotamien agierenden Heeresverbände. 117 wurde er als Statthalter nach Dakien entsandt. Die Situation an den Grenzen des Imperiums war kritisch. Ermutigt von den Misserfolgen Trajans in Mesopotamien und der Schwächung der Donaugrenze, fielen Sarmaten nach Dakien ein. Mehrere konsularische Kommandos hintereinander waren unüblich in der Laufbahn eines Senators, doch die dramatische Lage in Dakien erforderte einen erfahrenen Kommandanten. Julius Bassus hatte das volle Vertrauen Kaiser Trajans. Leider fiel er im Kampf gegen die Sarmaten. Dass ein hoher römischer Armeeführer in einer Schlacht fiel, kam nicht so selten vor. Schwere Niederlagen wollten Heerführer mitunter nicht überleben und so gaben sie noch einmal alles, um sich schließlich zu opfern.

Julius Bassus war sicher standesgemäß verheiratet und hatte wahrscheinlich einen Sohn, der unter Hadrian oder Antoninus Pius Konsul wurde. Bassus' eheähnliche Beziehung mit der dakischen Adligen Marisa in meinem Roman "Im Banne des Besten" habe ich erfunden - ebenso wie Marisa selbst. Ich stelle mir Julius Bassus sehr gutaussehend vor - er war ja einer der jüngeren Heerführer Trajans. Aber darin folge ich meiner Phantasie. Dunkles, gepflegtes, kurzes Haar, dunkle Augen und dazu die Uniform eines Stabsoffiziers oder eine Toga - oder auch ein feines Abendgewand - eine angenehme Vorstellung!

Der Leichnam des Julius Bassus wurde auf Anordnung des neuen Kaisers Hadrian nach Pergamon überführt. Hadrian ließ ein Grabmal für ihn auf Kosten des Fiskus errichten.

Literatur:

Thomas Franke: "Die Legionslegaten der römischen Armee in der Zeit von Augustus bis Traian", Universitätsverlag Brockmeyer, Bochum 1991, ISBN: 388339937X

Helmut Halfmann: "Die Senatoren aus dem östlichen Teil des Imperium Romanum bis zum Ende des 2. Jh.n. Chr., Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 1979, ISBN: 3-525-25154-8

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