Samstag, 27. April 2019

Pompeius Falco, der Senator mit den vielen Namen

Als ich über das Nabatäerreich und Cornelius Palma schrieb, erinnerte ich mich daran, dass ich jenem bedeutenden Mann der trajanisch-hadrianischen Zeit längst einen Text widmen wollte. Denn Falco war im Jahr 105 Statthalter von Iudaea, der Provinz, die unmittelbar ans Nabatäerreich grenzte. Er war damals etwa 35 Jahre alt und bereits ein erprobter Armeeführer. Sein vollständiger Name war Quintus Roscius Coelius Murena Silius Decianus Vibullius Piso Iulius Eurycles Herculanus Pompeius Falco. Er wird öfter als Paradebeispiel für einen ausufernd langen Namen eines römischen Adligen der Kaiserzeit erwähnt.

Es gibt verschiedene Hypothesen, woher Pompeius Falco stammte, die überwiegend aus Hinweisen auf Besitztümer seiner Familie abgeleitet wurden. Ganz allgemein kann man sagen, dass er aus dem Westen des Reiches, aber auch aus dem griechisch sprachigen Osten gebürtig sein konnte - Genaues weiß man also nicht. Fakt ist, dass er über weit verzweigte Beziehungen innerhalb der römischen Oberschicht verfügte. Darauf weisen schon die Bestandteile seines Namens hin, die er durch Adoption oder Verwandtschaft sowie anlässlich von Erbschaften zu Ehren der Verstorbenen annahm.

Er war Schwiegersohn des Q. Sosius Senecio und der Iulia Frontina, Tochter des S. Iulius Frontinus. Frontinus gehörte zu jenen Männern, die Trajan zur Herrschaft verhalfen. Senecio zählte zum engsten Freundes- und Beraterkreis des Kaisers, gehörte der Armeeführung während des zweiten Dakerkrieges an, wurde ausgezeichnet und zweimal Konsul. Falco war mit Senecios Tochter Sosia Polla verheiratet. Beide hatten einen Sohn und eine Tochter; auch eine Enkeltochter ist namentlich bekannt.

Pompeius Falco war Adressat mehrerer Plinius-Briefe. Es geht darum unter anderem um die Vermittlung eines Militärtribunats für einen jungen Freund des Plinius (VII, 22), um die Lesung eines gemeinsamen Freundes(, IV, 27), der Verse schrieb, und Plinius' Aufenthalt auf seinem Landsitz in der Toskana (IX, 15). Falco fragte Plinius um Rat, ob es angemessen wäre, wenn er während seines Volkstribunats weiterhin als Anwalt tätig ist (I, 23). Pompeius Falco war, wie viele Männer der römischen Oberschicht, sowohl im zivilen als auch militärischen Einsatz engagiert. Er war auch an Literatur und speziell der Poesie interessiert, denn wenn Plinius ihm von den Versen eines Freundes erzählt, setzt dies das Interesse seines Adressaten daran voraus.

Als junger, förderungswürdiger Senator wurde Pompeius Falco von Trajan zum Kommandanten (Legat) der Legio V Macedonica ernannt, deren Standlager sich in Oescus (an der Donau im heutigen Bulgarien) befand. Er bewährte sich im ersten Dakerkrieg und wurde ausgezeichnet. Von da an begann seine bemerkenswerte Karriere. 103 wurde er Statthalter von Lykien und Pamphylien in der heutigen Türkei. Gleich anschließend wurde er vom Kaiser als Statthalter nach Iudaea gesandt. Zwei prätorische Statthalterschaften kurz hintereinander waren ungewöhnlich. Vermutlich reagierte Trajan auf die angespannte Situation im Nabatäerreich und wollte einen militärisch erfahrenen Mann im Krisengebiet haben.

Nach seiner Rückkehr nach Rom übernahm Falco ein hohes Priesteramt und wurde 108 Konsul. Von 109-112 übernahm er die Aufsicht über die Via Traiana von Beneventum nach Brundisium. Von 115 bis 117, dem Todesjahr Trajans, war er Statthalter von Moesia inferior, wo vierzehn Jahre zuvor seine Karriere als Armeeführer begonnen hatte.

Als Trajan starb, kriselte es an den Grenzen des römischen Imperiums. Viele Provinzen hatten Truppen an die Partherfront entsenden müssen und der Misserfolg des römischen Heeres im Osten ermutigte weitere Feinde, die Schwäche des Reiches auszunutzen. Auch in Britannien gab es Unruhen. Pompeius Falco war von 118 - 122 dort Statthalter und begann wahrscheinlich mit dem Bau des Hadrianswalls.

Das Prokonsulat der reichen Provinz Asia krönte seine Laufbahn (123-124). Danach zog sich Falco ins Privatleben zurück. Er überlebte Kaiser Hadrian und war weiterhin eine angesehene Persönlichkeit der Gesellschaft. Im Jahr 140 besuchte ihn der junge Marcus Aurelius auf einem seiner Landgüter und sah seine Obstbaumzüchtungen. Kaiser Antoninus Pius begleitete ihn. Wann genau Pompeius Falco starb, wissen wir nicht. Sein Sohn wurde 149 Konsul.

Literatur:

Thomas Franke: "Die Legionslegaten der römischen Armee in der Zeit von Augustus bis Traian", Universitätsverlag Brockmeyer, Bochum 1991, ISBN: 388339937X

Karl Strobel: "Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", Verlag Pustet, Regensburg, 2010, ISBN 978-3-7917-2172-9

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