Sonntag, 3. März 2019

Cornelius Palma, der Sieger von Arabia

Im Zeitraum 105-106 n. Chr. wurde das Nabatäerreich mit seinem Zentrum Petra vom römischen Imperium annektiert und in eine Provinz umgewandelt. Ein einziger Satz in dem auszugsweise überlieferten Geschichtswerk des Cassius Dio kündet - neben Münzen, die aus diesem Anlass geprägt wurden, von diesem militärischen Ereignis. Ausführender Feldherr dieses Unternehmens war der damalige Statthalter der Provinz Syria, Aulus Cornelius Palma Frontonianus.

Wie oft schon betont, war der Statthalter von Syria neben dem Kaiser selbst einer der mächtigsten und prestigeträchtigsten Männer im römischen Reich. Er verfügte über drei Legionen und Hilfstruppen und bei Bedarf auch über Truppenkontingente der Nachbarprovinz Judäa. Er war in der Lage, den Kaiser in einer größeren militärischen Operation zu vertreten, wie der Fall Arabia zeigt, und zählte zu den capaces imperii, zu jenen Männern, die selbst in der Lage waren, Kaiser zu werden oder einen Kaiser bei seinem Aufstieg zu unterstützen. Nur enge Vertraute des Imperators mit entsprechenden militärischen und administrativen Fähigkeiten wurden mit einem solchen Amt betraut.

Cornelius Palma muss zum Kreis jener Männer gehört haben, die Trajan bei seiner Machtübernahme unterstützten. Es wird vermutet, dass er im Zeitraum 96-97 Statthalter von Judäa war und zu jenen Senatoren zählte, die Trajan im Fall des Falles auch mit Truppen zur Seite gestanden hätte. Wahrscheinlich sorgte er dafür, M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus, Trajans Rivalen in Syrien, zu isolieren. Dies schließt man aus der Tatsache, dass Palma ordentlicher Konsul des Jahres 99 wurde, einer der ersten (ordentlichen) Konsuln, die Trajan ernannte - ganz offensichtlich eine Belohnung für geleistete Treue. Sein Mitkonsul war Q. Sosius Senecio, Schwiegersohn des Sex. Julius Frontinus, ebenfalls Freund und Anhänger Trajans.

Anschließend an seinen Konsulat wurde Palma Statthalter der Provinz Hispania Citerior. Von einer Teilnahme Palmas am ersten Dakerkrieg ist nichts bekannt. Während des zweiten Dakerkrieges erfolgte die Annektion Arabiens. Die Historiker sind unterschiedlicher Ansicht darüber, ob Trajan dies geplant hat oder kurzfristig auf Ereignisse reagierte. Der Zeitpunkt dafür war jedenfalls nicht sehr günstig, da Truppen aus Syrien an die Dakerfront abgezogen worden waren und Trajan selbst in Dakien war.

Der Nabatäerkönig Rabbel II war verstorben, die Nachfolge ungeklärt und der Thron vermutlich umkämpft. Es gibt Hinweise auf Unruhen im Land, woraufhin sich Trajan entschloss, den Einmarsch zu befehlen. Widerstand gab es vor allem in den Wüstenregionen, während die Städte und das königliche Heer keinen Widerstand leisteten. Die Truppen der nabatäischen Könige wurden als Bundesgenossen ins römische Heer aufgenommen. Provinzhauptstadt wurde Petra; erster Statthalter war C. Claudius Severus, ebenfalls ein Vertrauter Trajans.

Der Kaiser ehrte Palma mit den Triumphalabzeichen und einer Ehrenstatue auf dem Augustusforum. Im Jahr 109 wurde Palma zum zweiten Mal ordentlicher Konsul. Er war enger Berater und Freund des Herrschers. Aus den späteren Ereignissen kann man jedoch schließen, dass er zu den politischen Gegnern Hadrians gehörte. Irgendwann muss er in Ungnade gefallen sein. Ob er am Partherkrieg teilnahm oder zuvor schon aus dem Umfeld Trajans entfernt worden war, ist nicht bekannt. Es spricht einiges dafür, dass dieser erprobte Feldherr im Stab Trajans in den Partherkrieg zog und erst in Ungnade fiel, als der Kaiser erkrankte und die Herrschaft auf Hadrian überging. Aber es gibt keine konkreten Hinweise darauf oder Belege dafür; auch andere Konstellationen sind möglich.

Senatoren wurden meist mit Anfang Vierzig Konsuln. Daraus kann man schließen, dass Palma nur wenig jünger als Trajan war oder vielleicht auch gleichaltrig. Sollte er wirklich nach der Herrschaft gestrebt haben? Auch wenn er selbst keine Ambitionen auf den Thron hatte, kann er die Macht für einen Sohn oder nahen Verwandten gewünscht haben - oder für einen Rivalen Hadrians. Hadrians Feinde waren so gefährlich, dass sich der neue Kaiser kurz nach seiner Machtübernahme zum Handeln gezwungen sah. Der Gardepräfekt Attianus übernahm es, vier Konsulare durch den Senat zum Tode verurteilen zu lassen und sofort hinzurichten. Die Verurteilten waren Cornelius Palma, Publilius Celsus, Avidius Nigrinus und Lusius Quietus. Angeblich hatten sie ein Attentat auf Hadrian geplant. Exekutiert wurden sie an verschiedenen Orten. Palma kam in Terracina zu Tode, an der Küste Italiens, fernab der großen politischen Schauplätze. Jene Todesurteile haben das Verhältnis zwischen Hadrian und dem Senat dauerhaft beeinträchtigt.

Was wäre geschehen, wenn Trajan länger gelebt und in Rom offiziell Hadrian als Nachfolger adoptiert hätte? Denn dies war offenbar geplant, als er 117 aus Syrien abreiste. Dann wäre es an ihm gewesen, Konkurrenten Hadrians in Schach zu halten, freilich mit Unterstützung des Adoptivsohnes. Hätte es ein Todesurteil für die vier Konsulare unter Trajan gegeben? Ich bezweifle es. Verurteilungen von verdächtigen Senatoren und Verbannungen sind bezeugt, aber sein Versprechen, keinen Senator töten zu lassen, hat Trajan eingehalten.

Cornelius Palma gehört nicht zu meinen Romanfiguren. Ich musste unter vielen historisch belegten Persönlichkeiten eine Auswahl treffen (und das Buch ist dennoch recht umfangreich geworden). Ein weiterer Grund ist, dass ich durch Lektüre einen eindimensionalen Eindruck von Palma gewonnen hatte, der mir hartnäckig erhalten blieb. Ich konnte ihn nicht differenziert wahrnehmen, konnte keinen Palma erschaffen, der eine Hauptfigur hätte sein können. Die Rolle des konservativen Militärs, die er bei Marguerite Yourcenar ("Ich zähmte die Wölfin") und Gerd Trommer ("Wahn der Macht") spielt, mag der historischen Realität nahe kommen. Aber für mich macht es wenig Sinn, Palma in das gleiche Schema zu pressen, ohne es abzuwandeln oder zu brechen. Deswegen habe ich ihn nur einige Male erwähnt. Während Trajan in meinem Roman Legionslegat in Spanien ist, verunglückt Palma als Militärtribun bei einem privaten Wagenrennen und muss durch Sosius Senecio ersetzt werden, seinen späteren Mitkonsuln. Der künftige Sieger von Arabia ein Hallodri - das war eine Idee nach meinem Geschmack.

Literatur:

Karl Strobel: "Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", Verlag Pustet, Regensburg, 2010, ISBN 978-3-7917-2172-9

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen