Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 24. Februar 2019
C. Bruttius Praesens und die Pausen in seiner Laufbahn
C. Bruttius Praesens Fulvius Rusticus wurde um 70 n.Chr. geboren, war also etwas älter als der 76 geborene Hadrian, mit dem ihm eine Freundschaft verband. Bereits als junger senatorischer Tribun, etwa zwanzigjährig, zeichnete er sich in den Donaukriegen Domitians aus. Er diente in der von Domitian aufgestellten und der flavischen Dynastie treu ergebenen Legion Minervia. Später, wahrscheinlich noch unter Domitian, wurde er Quästor in der Provinz Baetica. Vielleicht lernte er in dieser Zeit Hadrian kennen, der von Trajan in die Heimat geschickt worden war, um dort in den paramilitärischen Jugendverbänden zu trainieren.
Die Inschriften verzeichnen in den folgenden Jahren keine weiteren Ämter des Bruttius Praesens, weder unter Domitian, noch unter Nerva und Trajan. Erst im Partherkrieg Trajans kam er wieder zum Einsatz. Diese lange Karrierepause hat für zahlreiche Überlegungen und Spekulationen gesorgt. War er ein besonders ergebener Günstling Domitians, so dass Nerva und Trajan zunächst zurückhaltend darin waren, ihn in ihre Dienste zu übernehmen? War er vielleicht auch ein Anhänger des Marcus Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus, des Konkurrenten Trajans um die Herrschaft? In den Donaukriegen Domitians könnte Praesens Maternus begegnet sein. Jener war der wahrscheinlich erfolgreichste Feldherr Domitians. Nach der Adoption Trajans wurde Maternus aus seinem Amt entlassen und zog sich in seine Heimat zurück.
Plinius der Jüngere verfasste einen seiner Kunstbriefe an Bruttius Praesens (VII, 3). Darin schrieb er, Praesens stamme aus Lukanien (im Süden Italiens), seine Frau aber aus Kampanien (in der Gegend von Neapel), und er hielt sich abwechselnd auf seinen bzw. ihren Gütern auf, statt in Rom am öffentlichen Leben teilzunehmen. Plinius forderte seinen Freund auf, vorübergehend wieder Ämter zu übernehmen und sich in der Stadt umzutun. Er schrieb auch, dass Ehren auf ihn warteten. Daraus kann man schließen, dass Praesens freiwillig fern von Rom lebte und nicht etwa in Ungnade gefallen war. Dann nämlich hätte eine solch öffentliche Aufforderung des Plinius ("Wie lange willst du es dir denn noch auf deinen Landgütern gutgehen lassen?" geschmacklos und deplatziert gewirkt. Plinius fragt, wie lange Praesens denn noch sein eigener Herr sein wolle. Daraus kann man einen gewissen, wenn auch freundschaftlich empfundenen Neid des pflichtbewussten Senators heraushören. Wenn Bruttius Praesens politisch inaktiv war, weil er Probleme mit Nerva und Trajan hatte, hat er sich nichts davon anmerken lassen und glaubwürdige persönliche Gründe vorgeschoben. Genauso gut ist es aber auch möglich, dass er wirklich Privatmann sein wollte.
Wir befinden uns längst im Bereich der Mutmaßungen, denn die Quellen geben nur spärliche Fakten preis und keine Erklärungen.
Als Hadrians Ansehen am Hofe Trajans stieg, eröffneten sich für Bruttius Praesens neue Möglichkeiten. Irgendwann heiratete er Laberia Marcia Hostilia, die Tochter des Manius Laberius Maximus. Es wird angenommen, dass Laberia seine zweite Frau war, denn sie stammte aus Latium, Lanuvium, und nicht aus Kampanien (wie Plinius über die Frau des Praesens schrieb). M'. Laberius Maximus war zunächst einer der erfolgreichsten Feldherren in den Dakerkriegen Trajans. Wann er wegen Hochverrats in Ungnade fiel, ist nicht bekannt. Laberius wurde auf eine Insel verbannt. Unter Senatskaisern wie Trajan richteten sich Strafmaßnahmen nicht gegen die ganze Sippe und auch nicht gegen das Umfeld des Verurteilten. Als Senator musste Laberius Maximus auch nicht um sein Leben fürchten. Die milde Form der Verbannung (relegatio) ließ ihm sogar sein Vermögen. Dennoch ist es denkbar, dass die Verurteilung des Laberius Maximus einen Schatten auf die Karriere seines Schwiegersohnes warf.
Im Zeitraum 113-115 war Bruttius Praesens Legionslegat der legio VI Ferrata und wurde mit seinen Soldaten in Armenien vom Schnee überrascht. Dies wissen wir aus der "Parthica" des Arrianus. Die Einheimischen lehrten ihn und seine Männer den Gebrauch von Schneeschuhen, so dass sie sich aus dem Tiefschnee retten konnten. Trajan zeichnete ihn für seine Erfolge aus. Aber Praesens' Karriere kam wieder ins Stocken. Im Anschluss an sein Kommando im Partherkrieg erhielt er die Aufsicht über die Via Latina in Italien. Die Kampfhandlungen im Orient hatten gerade erst begonnen. Was war geschehen? Höchstwahrscheinlich war Praesens verwundet oder krank, so dass er vorübergehend nach Italien zurückkehrte, wo er sein Amt wahrscheinlich pro forma ausübte.
Im Zeitraum 116/117 wurde Bruttius Praesens Statthalter von Kilikien, der Provinz, in der Trajan starb. Unter Hadrian bekleidete Praesens Ämter, die ihm angemessen waren und seine Laufbahn krönten. Er wurde Statthalter von Kappadokien, Moesien, Prokonsul von Africa (134/135) und schließlich Statthalter von Syria (138). Das letzte Amt war eher unüblich nach dem des Prokonsuls. Vielleicht war Praesens' militärische Erfahrung nötig. Kaiser Antoninus Pius ehrte ihn 139 mit einem zweiten Konsulat. Danach ist nichts mehr über Praesens überliefert und wir können davon ausgehen, dass er im Alter von etwas mehr als siebzig Jahren starb.
Von M'. Laberius Maximus ist überliefert, dass Hadrian ihn schonte, obwohl ihm geraten worden war, den Mann zu beseitigen. Prof. Strobel ("Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte") nimmt an, dass Praesens sich für seinen Schwiegervater eingesetzt und sein Leben gerettet hat.
Bruttius Praesens hatte einen gleichnamigen Sohn, der ebenfalls Konsul wurde, und eine schöne wie berühmte Enkeltochter: Bruttia Crispina wurde Gattin des Kaisers Commodus.
Karl Strobel: "Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", Verlag Pustet, Regensburg, 2010, ISBN 978-3-7917-2172-9
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