Sonntag, 10. Februar 2019

Marcus Valerius Martialis

Marcus Valerius Martialis, geboren um 40 n. Chr. in Bilbilis (Spanien), war einer der erfolgreichsten Dichter im antiken Rom. Als junger Mann schloss er sich vornehmen Landsmännern, Seneca und dessen Neffen Lucanus, an. Möglicherweise verdankte er ihnen den Aufstieg in den Ritterstand. Aber es dauerte nicht lange, und seine Gönner wurden vom Kaiser Nero in den Tod getrieben. Der literarisch talentierte Martial musste sich andere Patrone suchen.

Unter den flavischen Kaisern, speziell unter Titus und Domitian, war er auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Anlässlich der Einweihung des Kolosseums überreichte Martial dem Kaiser Titus ein Buch mit Gedichten, welche das flavische Herrscherhaus verherrlichten. Titus verlieh Martial das Dreikinderrecht, das mit einer Reihe von Vergünstigungen verbunden war, und als Domitian Kaiser wurde, erneuerte er dieses Privileg für Martial.

Martial schrieb unterhaltsame, pointierte Epigramme über das Alltagsleben. Sie lesen sich auch für moderne Leser gut und sind informativ. Dass ein Dichter zu jener Zeit den Kaisern auf eine Weise schmeicheln musste, über die wir heute nur den Kopf schütteln können, ergab sich aus den gesellschaftlichen Verhältnissen. Hätte Martial etwas Anderes tun können, als Titus und Domitian zu verherrlichen, um von ihnen wahrgenommen und unterstützt zu werden? Er zählte zu den weniger vermögenden Angehörigen des Ritterstandes und war auf vornehme Gönner angewiesen. Weitere gebildete Männer der Oberschicht waren Patrone Martials: Licinius Sura, der Redner Quintilian, der Dichter Juvenal und Plinius der Jüngere.

Im Jahr 96 wurde Domitian ermordet. Nerva wurde sein Nachfolger, regierte allerdings nur zwei Jahre und die Macht ging auf Trajan über. Martial suchte den Kontakt zu Nerva und schrieb einige schmeichlerische Epigramme auf Domitian um, erwähnte Nerva und Trajan in seinen Texten und lobte ihre Tugenden. Aber er fand in dieser Zeit des politischen Umschwungs auch mit seiner Kurskorrektur keinen Anklang mehr. Bescheidenheit war Programm und die Lobhudelei des Dichters war den Kaisern offenbar nicht willkommen. Man muss genau hinschauen, in welchem Rahmen und durch wen sich Trajan huldigen ließ. Ich kann mir vorstellen, dass er als Privatmann Martials Epigramme durchaus mochte, zumal sein engster Freund Sura Patron des Dichters war. Aber vom Zeitpunkt seiner Adoption durch Nerva an hörte Trajan auf, Privatmann zu sein. Als er Alleinherrscher über das Imperium wurde, kehrte Martial nach Spanien zurück. Möglicherweise hatte er sich mehr vom neuen Herrscher erhofft, dessen Familie ebenfalls aus Spanien stammte. Plinius der Jüngere schenkte Martial das Reisegeld, und eine Gönnerin spendierte ein Landgut. Martial vermisste das Leben in der Hauptstadt. Er starb 103 oder 104 in seiner Heimatstadt.

Martial spielt in meinem Roman keine Rolle. Aber er war eine bedeutende Persönlichkeit jener Zeit und soll deswegen hier erwähnt werden. Seine Epigramme lassen das Alte Rom lebendig werden: Es lohnt sich, darin zu lesen.

Literatur:

Sylvia Fein: "Die Beziehungen der Kaiser Trajan und Hadrian zu den Litterati, Teubner Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-07475-3

Marcus Valerius Martialis: Epigramme, Verlag Philipp Reclam Jun., Leipzig 1976

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