Sonntag, 17. März 2019

Das Nabatäerreich wird römisch

Bereits unter Pompeius (63 v. Chr.) wurde das Nabatäerreich ein abhängiges Klientelkönigreich. Der Versuch des damaligen Statthalters von Syrien, Arabia zu erobern, war gescheitert. Die Nabatäer, der Überlieferung nach ein sehr freiheitsliebendes Volk, schlossen Frieden, den sie sich mit einer Geldzahlung erkauften. Fortan mussten ihre Könige ihre Herrschaft in Rom bestätigen lassen und wurden von Rom überwacht. Durch die Einrichtung von Klientelkönigreichen sicherte sich das Imperium seinen Einfluss über die römischen Provinzen hinaus.

Die Nabatäer waren also Bundesgenossen Roms, griffen aber in bewaffnete Konflikte nur dann ein, wenn es ihren eigenen Interessen diente. Als König Aretas IV. im Jahre 9 v. Chr. die Herrschaft übernahm, holte er nicht die Zustimmung des römischen Kaisers Augustus ein. Dieser soll sogar an einen Krieg gegen das Nabatäerreich gedacht haben. Aber das Vorhaben schien ihm doch zu riskant zu sein, und er bestätigte die Herrschaft des Aretas nachträglich.

Kaiser Tiberius trug sich mit dem Gedanken einer Eroberung des Nabatäerreiches, aber sein Tod verhinderte eine Ausführung des Planes. Den Nabatäern war es bislang gelungen, auch unter dem Einfluss Roms so selbstbestimmt wie möglich zu bleiben – was manchen Kaisern natürlich ein Dorn im Auge war, ebenso wie die Tatsache, dass der Fernhandel mit Weihrauch und Gewürzen von den Nabatäern kontrolliert wurde.

Unter dem letzten Nabatäerkönig Rabbel II. stabilisierte sich das Verhältnis zur Supermacht Rom. Nach dessen Tod gab Kaiser Trajan dem Statthalter von Syrien, A. Cornelius Palma, den Einmarschbefehl ins Nabatäerreich. Es gibt Hinweise auf lokal begrenzte Unruhen. Wahrscheinlich konkurrierten mehrere Kandidaten um die Herrschaft. Außerdem war das Nabatäerreich zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Der Fernhandel über Alexandria und Mesopotamien nahm zu und wurde von Rom gefördert, so dass die Weihrauchstraße an Bedeutung verlor. 106 marschierten die römischen Legionen ins Nabatäerreich ein. Die Annexion des Landes erfolgte ohne größeren Widerstand der Einheimischen.

Trajan selbst weilte fern von Rom in Dakien, um Decebals Reich endgültig zu zerschlagen. Ein Großaufgebot der römischen Legionen und Hilfstruppen waren auf diesem Kriegsschauplatz gebunden. Somit ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Kaiser planmäßig und aus Ruhmsucht Arabien erobern wollte. Vielmehr scheint er auf die aktuelle Lage reagiert zu haben. Weder feierte er einen Triumph über Arabien, noch nahm er einen entsprechenden Siegernamen (Arabicus) an. Münzen und Inschriften verkündeten die Umwandlung Arabiens in eine römische Provinz, nicht jedoch eine Unterwerfung. Cornelius Palma empfing die Triumphalabzeichen und wurde durch eine Statue geehrt. Diese Maßnahmen sind vielleicht weniger als Ehrungen für dessen militärische Erfolge, die sich gewiss in Grenzen hielten, sondern vielmehr als Belohnung für Palmas Loyalität zu verstehen. Denn in dieser für das Imperium kritischen Lage war seine eigene Position ausbaufähig, um es vorsichtig auszudrücken. Palma gehörte der Führungselite Roms an und die Möglichkeit einer Usurpation durch ihn war durchaus real. Auch Vespasian gründete seine Herrschaft auf eine solche politische und militärische Konstellation. Dass Palma ambitioniert war und von seinen Gegnern als gefährlich eingeschätzt wurde, zeigt seine Hinrichtung zu Beginn der Herrschaft Hadrians.

Das Nabatäerreich war zur römischen Provinz Arabia Petraea geworden. Die Felsenstadt Petra wurde Statthaltersitz; erster Statthalter war C. Claudius Severus, ein Nachkomme des paphlagonisch-galatischen Königshauses (aus dem Norden der heutigen Türkei stammend). Straßen, Militärstützpunkte und Häfen wurden gebaut und ausgebaut, speziell die Via Traiana Nova, welche die Provinz Syrien mit dem Golf von Aqaba verband und 114 fertiggestellt wurde. Rom richtete den politisch-administrativen Überbau ein, bei Wahrung lokaler Traditionen und Besonderheiten. Die lokalen Eliten wurden in die Romanisierung einbezogen und sollten später auch an die Spitze des Imperiums aufsteigen.

Literatur:.

Annette Nünnerich-Asmus: "Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?", darin: "Bellicosissimus Princeps“ von Michael Alexander Speidel, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2780-3

Karl Strobel: "Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", Verlag Pustet, Regensburg, 2010, ISBN 978-3-7917-2172-9

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