Montag, 4. März 2019

Der römische Vorname

Ich muss mich selbst rügen, weil ich die Vornamen von Persönlichkeiten aus dem alten Rom manchmal ausgeschrieben und manchmal abgekürzt habe. Letzteres ist auf römischen Inschriften, aber auch in Fachbüchern üblich. Der Vorname eines Römers war nicht der wichtigste Bestandteil seines Namens und weder originell noch individuell. Es gab nur wenige gebräuchliche Vornamen.

Georg Ürögdis "Reise in das alte Rom" war eine meiner ersten Informationsquellen über den Alltag im alten Rom. Darin findet sich auch eine Auflistung der gebräuchlichen und seltener vorkommenden römischen Vornamen und deren Abkürzungen. Beide Listen sind überschaubar. Wer sich öfter mit der römischen Antike beschäftigt, könnte sich einprägen:

Aulus, abgekürzt A.; Gaius, abgekürzt C.; Gnaeus, abgekürzt Cn.; Decimus, abgekürzt D.; Lucius, abgekürzt L.; Marcus, abgekürzt M.; Publius, abgekürzt P.; Quintus, abgekürzt Q.; Sextus, abgekürzt Sex.; Tiberius, abgekürzt Ti.; Titus, abgekürzt T.

Bruttius Praesens war also ein Gaius.

Seltener waren die Vornamen

Appius, abgekürzt Ap.; Kaeso, abgekürzt K.; Mamercus, abgekürzt Mam.; Manius, abgekürzt M‘.; Numerius, abgekürzt N.; Servius, abgekürzt Ser.; Spurius, abgekürzt Sp.

M' (Manius) Laberius Maximus trug also einen nicht so häufigen Vornamen.

Auf den römischen Namen und speziell auch den "bürgerlichen" Namen Kaiser Trajans bin ich hier schon genauer eingegangen.

Nun möchte ich auf den Namen der zweiten Hauptperson meines Romans eingehen.

Gaius kam als illegitimer Sohn eines römischen Centurios und einer Germanin freier Geburt zur Welt. Seine Mutter gab ihm einen römischen (Vor-) Namen (praenomen), weil sie sich wünschte, er möge eines Tages in den Dienst eines römischen Beamten treten. Der Vater hatte sich von Gaius' Mutter noch vor dessen Geburt getrennt und lebte in einer neuen Beziehung.

Seinen Individualnamen (cognomen) Rufinus erhielt Gaius als etwa zwölfjähriger Junge vom damaligen Statthalter Obergermaniens, Lucius Antonius Saturninus, der später gegen Kaiser Domitian usurpierte. Gaius trat als junger Provinzialer freier Geburt in die Hilfstruppenreiterei (Ala) ein. Dazu benötigte er noch nicht das römische Bürgerrecht. Dieses erhielt er, als er in die Legionsreiterei befördert wurde. Kaiser war damals noch nicht Trajan, sondern Nerva. Der neue römische Bürger erhielt den Gentilnamen (nomen gentile) des Kaisers. Somit hieß Gaius mit vollständigem römischen Namen C. Cocceius Rufinus. Legionsreiter waren oft als Boten, aber auch als Leibwächter des Legaten bzw. Statthalters im Einsatz. Als solcher trat Gaius in den Dienst des neuen Statthalters von Obergermanien, M. Ulpius Traianus. Als Kaiser übernahm Trajan jene Leibwächter in seine neue berittene Garde, die Equites Singulares Augusti. Wahrscheinlich erhielten Reiter beim Eintritt in jene Eliteeinheit das Bürgerrecht - wenn sie es nicht schon besaßen wie Gaius.

In Filmen und Romanen werden römische Namen nicht immer korrekt gebildet. Als ich vor ein paar Wochen den Film "Gladiator" im Fernsehen ansah, schaltete ich genervt aus, nachdem Maximus, dargestellt von Russel Crowe, seinen Namen in pathetischem Ton in die Arena des Kolosseums schmetterte, und zwar in falscher Reihenfolge. Ich habe den Film schon einige Male ganz gern gesehen; es ist spannende und berührende Unterhaltung. Aber meine Schmerzgrenze bezüglich solcher Fehler ist auch tagesformabhängig.

Literatur:

Georg Ürögdi: "Reise in das Alte Rom", Prisma-Verlag Leipzig, 1966

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