Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 5. Mai 2019
Prätorianerpräfekten Kaiser Trajans
Der Prätorianerpräfekt zählte zum engsten Führungskreis des römischen Reiches. Normalerweise amtierten zwei Präfekten, die im Regelfall Ritter waren. Ausnahme war der spätere Kaiser Titus, der als Senator praefectus praetorio seines Vaters Vespasian wurde. Dies war Ausdruck enger Verbundenheit des Kaisers mit seinem älteren Sohn und diente der Stärkung der flavischen Dynastie, die aus einem Bürgerkrieg heraus die Herrschaft übernommen hatte. Auch wuchs Titus an der Seite des Kaisers schon in seine künftige Aufgabe hinein.
Jene Präfekten waren Kommandanten der kaiserlichen Garde, der Prätorianer, somit Sicherheitschefs des Herrschers und seine militärischen Berater. Trajan ließ sich jeweils von einem der beiden Prätorianerpräfekten in seine Feldzüge begleiten, während der zweite Präfekt in Rom blieb. Als einer der ständigen Begleiter des Kaisers in den Dakerkriegen wird Claudius Livianus auf dem Relief der Trajanssäule identifiziert. Die Präfekten waren aber auch Polizeichefs und hielten Gerichtsverhandlungen ab, was von Marcius Turbo, dem Prätorianerpräfekten Hadrians, überliefert ist. Aus Bithynien berichtete Plinius an Kaiser Trajan, ein Mann wäre vom Statthalter Julius Bassus verbannt worden. Als die Verfügungen des Bassus vom Senat in einem Repetundenprozess für ungültig erklärt wurden, hätte er die Möglichkeit der Revision gehabt. Er tat aber gar nichts und blieb einfach in der Provinz. (Jener Julius Bassus ist nicht mit dem gleichnamigen Mann in meinem Roman identisch, sondern war wahrscheinlich dessen Vater). Trajan verfügte daraufhin, der Mann müsse gefesselt zu den Präfekten der Garde nach Rom geschickt werden. Er wurde also verhaftet und musste in der Hauptstadt in "Polizeigewahrsam" auf seinen Prozess warten.
Vier Prätorianerpräfekten Kaiser Trajans sind uns namentlich bekannt. Seine Machtübernahme war zunächst eng mit der Entmachtung eines praefectus praetorio verbunden; Casperius Aelianus, p.p. der Kaiser Domitian und Nerva. Aelianus hatte sich, vermutlich unterstützt von Anhängern Domitians, gegen Nerva empört, den Kaiser bedroht und ihn gezwungen, die Mörder Domitians auszuliefern. Trajan befand sich in Obergermanien, wo ihn die Nachricht von seiner Adoption und Ernennung zum Mitregenten erreichte, die er vermutlich schon erwartet hatte. Er beorderte Aelianus unter einem Vorwand zu sich nach Germanien, wo er ihn und wahrscheinlich auch einige Rädelsführer aus der Truppe hinrichten ließ. Nerva hatte nicht genügend Rückhalt beim Militär, um selbst gegen den Präfekten vorzugehen.
Einer der ersten Prätorianerpräfekten Trajans wurde Sextus Attius Suburanus Aemilianus. Jener Mann hatte schon hohe ritterliche Ämter bekleidet. Er war Assistent von Iulius Ursus gewesen, unter anderem (ehemaliger) Prätorianerpräfekt Domitians, der sich in Rom für die Adoption Trajans eingesetzt hatte. Suburanus war vor seiner Ernennung zum p.p. Prokurator in der Gallia Belgica, wo er für die Soldzahlungen an die Truppen der germanischen Provinzen verantwortlich war. Von Trier aus wechselte er nach Köln, wo Trajan die Regierungsgeschäfte übernahm. Der Kaiser überreichte ihm das Schwert, Symbol seiner Amtsgewalt, mit den Worten: "Nimm es und führe es für mich, wenn ich gut regiere; wenn nicht, wende es gegen mich." (Panegyrikus, 67,8). Da auch Aurelius Victor diesen Ausspruch überliefert, kann man annehmen, dass es keine gewöhnliche Floskel bei der Ernennung eines p.p. war.
Ein weiterer Prätorianerpräfekt, Nachfolger des Aelianus oder dessen Kollege und Freund Trajans, wird von Plinius im Panegyrikus erwähnt, wenn auch nicht namentlich. Er ersuchte um seine Ablösung, um ins Privatleben und in seine Heimat fern von Rom zurückzukehren. Laut Plinius entließ Trajan ihn ungern und verabschiedete ihn sehr emotional ("unter Tränen") am Hafen, von wo aus er mit dem Schiff abreiste (Panegyrikus, 86).
Suburanus wurde bereits 100 oder 101 aus seinem Amt verabschiedet. Als Belohnung für seine Treue wurde er in den Senat aufgenommen und zweimal Konsul. Ich habe mich im Roman dafür entschieden, dass Suburanus wegen gesundheitlicher Probleme abgelöst wurde, aber die genauen Gründe sind nicht bekannt. Den gemeinsamen Militärdienst von Trajan und Suburanus in Syrien habe ich erfunden. Belegt ist nur, dass Trajan dort als Tribun diente. Auch die äußere Erscheinung des Präfekten und seine Charaktereigenschaften sind Produkte meiner Phantasie, denn leider ist nichts darüber überliefert.
T. oder Ti. Iulius Aquilinus Castricius Saturninus Claudius Livianus war höchstwahrscheinlich von 101 an im Amt, denn er begleitete Kaiser Trajan in beide Dakerkriege, wo er zu den höchsten Offizieren seines Stabs gehörte. Er und Trajans engster Freund Licinius Sura verhandelten mit den Dakern um Frieden. Von seiner Laufbahn ist leider nichts bekannt. Er stammte aus Lykien, dem Süden der heutigen Türkei. Mit Sicherheit setzte Trajan absolutes Vertrauen in ihn. In meinem Roman war er zunächst ein Tiberius, bis ich erschrak und befürchtete, ich hätte mich vom Gentilnamen Claudius voreilig zu diesem praenomen verleiten lassen, wo doch der Name des Livianus viel komplexer war. Also änderte ich ihn ab in Titus. Neuerdings aber neige ich schon wegen seiner Herkunft zu der Annahme, dass er doch Tiberius hieß, denn viele hochrangige Männer aus Kleinasien trugen diesen Namen. Livianus begleitete Trajan auch in den Partherkrieg, vermutlich als hoher Stabsoffizier. Er erlebte die ersten Regierungsjahre Hadrians und war dessen Freund (Historia Augusta, Hadrianus, 4). Was ich über das Aussehen, den Charakter und das Privatleben des Livianus im Roman schrieb, ist durchweg frei erfunden. Die Abbildungen auf der Trajanssäule sind nicht sonderlich hilfreich, da die Stabsoffiziere doch sehr "uniform" aussehen.
Prätorianerpräfekt in den letzten Jahren Trajans war Publius Acilius Attianus. Auch er war Ritter und stammte vermutlich aus Spanien, vielleicht sogar aus Italica, der Heimat der Familien Trajans und Hadrians. Es ist überliefert, dass er zusammen mit Trajan Vormund des damals zehnjährigen Hadrian wurde, nachdem dessen Vater verstorben war. Als Trajan im Sterben lag, war Attianus zusammen mit der Kaiserin Plotina und Matidia, der Nichte des Kaisers, in dessen nächster Umgebung. Die Frauen und der Präfekt regelten den Übergang der Herrschaft auf Hadrian, der höchstwahrscheinlich längst geplant war, aber durch Trajans fortschreitende Erkrankung nicht mehr offiziell vollzogen werden konnte. In seiner Funktion übernahm Attianus auch die Beseitigung der Gegner Hadrians und wurde in Konsequenz dessen vom Herrscher geopfert, d.h. abgesetzt. Auch über die Laufbahn, dass Aussehen und den Charakter des Attianus ist nichts bekannt, so dass ich wiederum die Phantasie bemühen musste. Prätorianerpräfekten kommandierten in ihrer früheren Laufbahn mitunter die berittene Garde, die Equites Singulares Augusti. Deshalb habe ich Attianus jenes Kommando verliehen, während Gaius bei den E.S. diente.
Der in Rom amtierende Kollege des Attianus war Servius Sulpicius Similis. Im nächsten Text, der den Prätorianerpräfekten Hadrians gewidmet ist, werde ich auf ihn eingehen.
Literatur:
Karl Strobel: "Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", Verlag Pustet, Regensburg, 2010, ISBN 978-3-7917-2172-9
Annette Nünnerich-Asmus: Traian, darin: Werner Eck: Traian - Der Weg zum Kaisertum, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8035-2780-3
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