Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 12. Mai 2019
Prätorianerpräfekten Kaiser Hadrians
Publius Acilius Attianus, auf den ich im vorigen Text genauer eingegangen bin, und Servius Sulpicius Similis waren in den letzten Jahren Trajans Prätorianerpräfekten, und von Attianus ist bekannt, dass er den Übergang der Herrschaft auf Hadrian aktiv beeinflusste. Auch Similis muss Hadrian treu ergeben gewesen sein, sonst hätte dieser ihn nicht in seine Dienste übernommen.
Cassius Dio berichtet, dass Similis bereits als Centurio das besondere Vertrauen Trajans besaß. Als der Kaiser ihn noch vor den Präfekten zu sich bestellte, sagte Similis zu ihm: "Es beschämt mich, Cäsar, wenn du mit einem Centurio sprichst, während die Präfekten draußen stehen." Diese Bescheidenheit und Ehrlichkeit, gepaart mit Tüchtigkeit muss Trajan beeindruckt haben. Sicher war Similis damals schon ein ranghoher und erfahrener Centurio, und jene Begebenheit kann sich nur in einem der Dakerkriege abgespielt haben. Similis stieg in den Ritterstand auf und wurde bereits 106 praefectus annonae, Verantwortlicher für die Getreideversorgung der Stadt Rom. Danach wurde er Präfekt von Ägypten, also Statthalter. Jene (kaiserliche) Provinz wurde seit Augustus von einem Ritter geführt. Bis 112 war Similis dort im Amt. Danach wurde er als Kollege des Acilius Attianus Prätorianerpräfekt. Im Jahr 118 ersuchte er um seine Ablösung. Hadrian kam seinem Wunsch nur ungern nach. Der Prätorianerpräfekt stand sicher unter hohem Stress. Drohte Similis ein Burnout? Schon einer von Trajans Präfekten hatte sich ablösen lassen. Similis lebte nach seiner Entlassung noch sieben Jahre auf dem Land und genoss seinen Ruhestand. Auf seinem Grabstein stand: "Hier ruht Similis, der so viele Jahre existiert, aber nur sieben Jahre gelebt hat."
Gaius Septicius Clarus wurde vielleicht sein Nachfolger. Er war ein Freund und Briefpartner Plinius des Jüngeren. Plinius widmete ihm das erste Buch seiner Briefsammlung und Sueton widmete Clarus seine Kaiserbiografien. Er war demnach nicht nur ein bekanntes Mitglied der römischen Oberschicht, sondern auch literarisch interessiert. Auch sein Neffe Sextus Erucius Clarus, ein junger Senator, wurde von Plinius gefördert. Wie die Laufbahn des Septicius Clarus verlief, ehe er Prätorianerpräfekt wurde, ist unbekannt. Im Jahr 122, während des Aufenthaltes Kaiser Hadrians in Britannien, wurden Septicius Clarus wie auch Sueton und andere Hofbeamte entlassen, weil sie vertraulicher mit der Kaiserin Sabina verkehrt hatten, als es die Etikette vorschrieb. Man wüsste zu gern Näheres! Hatten die Herren mit der Augusta wilde Partys gefeiert? Der offizielle Grund kann aber auch ein Vorwand gewesen sein. Vielleicht waren Clarus und Sueton einfach zu einflussreich geworden oder nahmen sich Eigenmächtigkeiten heraus. (Unter "Bildnisse" habe ich ein Porträt der Kaiserin Sabina gepostet.) Im Roman habe ich Clarus vor seiner Ernennung zum Prätorianerpräfekten zum Tribun der Equites Singulares Augusti gemacht. Es ist mir generell lieber, eine historisch belegte Persönlichkeit einzusetzen, die jene Funktion ausgeübt haben könnte, statt jemanden zu erfinden.
Der wohl bekannteste Prätorianerpräfekt Hadrians war Quintus Marcius Turbo. Auch er war (wie Similis) Centurio, ehe er in den Ritterstand aufstieg. Während seiner Dienstzeit in Pannonien wurde er Freund Hadrians, der damals dort Statthalter war. Turbo war ein sehr tüchtiger Mann und es ist möglich, dass er Kaiser Hadrian bis zu dessen Tod diente. Zunächst absolvierte er eine Vorzeigekarriere, wurde erst Tribun der vigiles, der Feuerwehr in Rom, danach der Gardereiter (Equites Singulares Augusti) und der Prätorianer. Als solcher tritt er in meinem Roman auf, als er für den Schutz der jüngeren Matidia verantwortlich ist, während sie sich in Lanuvium aufhält. Später wurde er Vorsteher der Gladiatorenkaserne in Rom. Spätestens 113 wurde Turbo Kommandant der in Misenum bei Neapel stationierten Flotte, einer der beiden Hauptflotten des Imperiums. Als Flottenpräfekt nahm er am Partherkrieg Trajans teil und wurde für seine Verdienste ausgezeichnet. Trajan beauftragte ihn mit der Niederschlagung des Judenaufstandes in Ägypten und der Kyrenaika im heutigen Lybien, vielleicht auch mit der Unterdrückung der Unruhen in Mauretanien. Anschließend wurde Turbo in die nächste Krisenregion geschickt. Er zog gegen die Jazygen, welche die Provinz Dakien bedrohten und den Römern bereits schwere Kämpfe geliefert hatten. Nachdem er als Statthalter von Oberdakien und Niederpannonien die Situation unter Kontrolle gebracht hatte, wurde er zum Prätorianerpräfekten ernannt. Cassius Dio berichtet, dass Turbo unermüdlich arbeitete und nicht einmal zu Hause blieb, wenn er krank war. Als Hadrian ihn bat, sich zu schonen, antwortete er: "Ein Präfekt sollte auf den Füßen sterben". Aber von einem baldigen Tod im Amt, womit man bei solcher Selbstausbeutung rechnen könnte, ist nichts bekannt. Vielleicht überlebte er sogar den Kaiser.
Literatur:
Cassius Dio, Epitome of Book 68,
Historia Augusta, Hadrianus, Artemis Verlag, Zürich 1976, ISBN 3 7608 3568 6
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