Sonntag, 23. September 2018

Gaius Suetonius Tranquillus

Der Kaiserbiograf Sueton zählt zu jenen historischen Persönlichkeiten, die in meinem Roman "Im Banne des Besten" nicht in Erscheinung treten. Ich musste eine Auswahl an Personen treffen, und für Sueton fand ich schlicht keinen passenden Auftritt in meiner Geschichte. Aber wer sich für die frühe römische Kaiserzeit interessiert, kommt an seinen Kaiserbiografien (De vita Caesarum) nicht vorbei.

Sueton stammte vermutlich aus Hippo Regius, dem heutigen Annaba im Nordosten Algeriens. Er gehörte dem Ritterstand an. Seine Familie war dem Kaiserhaus schon lange verbunden. Der junge Sueton begann in Rom eine Tätigkeit als Gerichtsredner. Er gehörte zum Kreis des jüngeren Plinius, der sein Patron wurde. Plinius setzte sich oft für ihn ein. Im ersten Buch seiner Briefsammlung (I,24) wirkte er darauf ein, dass Sueton ein kleines Landgut in Stadtnähe zu einem günstigen Preis erwerben konnte: ein Schreiben, das sehr für Plinius als liebenswürdigen Patron spricht. Auch verschaffte er ihm ein Militärtribunat, das Sueton jedoch nicht antrat, sondern einem Verwandten übertrug. Ferner war Sueton Priester (flamen) und Richter. Es wird angenommen, dass Sueton Plinius um 111 nach Bithynien begleitete, wo jener Sonderbeauftragter Trajans war. Plinius erwirkte für Sueton das Dreikinderrecht, das auch Kinderlosen verschiedene Vorteile bot. Plinius starb um 113 in Bithynien. Sueton konnte an seine bisherige Karriere anknüpfen. Vermutlich hatte Plinius den Herrscher auf seinen Schützling aufmerksam gemacht, so dass dieser ihn für Recherchen im kaiserlichen Archiv (a studiis) einstellte. Um 116/117 übertrug ihm Trajan die Aufsicht über die Bibliotheken Roms: ein ideales Amt für den Schriftgelehrten. In diesen Ämtern konnte Sueton Material für seine schriftstellerische Tätigkeit sammeln.

Hadrian behielt Sueton in seinen Diensten. Um 119 ernannte er ihn zu seinem Kanzleichef "ab epistulis". Es wird angenommen, dass sich der Gardepräfekt Septicius Clarus für ihn einsetzte, da Sueton ihm seine Kaiserbiografien widmete. Aber auch der Kaiser selbst war bemüht, Experten, die sein Vorgänger eingesetzt hatte, weiter zu beschäftigen, solange sie ihm geeignet erschienen.

Während der Britannienreise Hadrians im Jahre 122 mag es zum Sturz des Präfekten Septicius Clarus und des Kanzleichefs Sueton gekommen sein. Beide sowie weitere Personen am Hof hatten einen vertrauten Umgang mit der Kaiserin Sabina gepflegt, welcher der Etikette zuwiderlief. Einzelheiten weiß man leider nicht.

Nach der Entlassung durch Hadrian widmete sich Sueton vermutlich seiner schriftstellerischen Tätigkeit, aber die Quellen schweigen dazu. Beim Lesen der Kaiserbiografien vermisst man Kapitel über Nerva, Trajan und Hadrian. Aber es liegt auf der Hand, weshalb Sueton die jüngste Vergangenheit aussparte: es war zu riskant, Hadrian und seinen Vorgänger Trajan zu beschreiben und zu bewerten. Nerva wiederum war eine Übergangslösung und im Rückblick eng mit Trajan verbunden. Es gibt diverse Vermutungen, wonach in den Kaiserbiografien versteckte Kritiken an Hadrian enthalten sind. Aber all diese Zuweisungen bleiben zwangsläufig hypothetisch. Sueton schrieb, um seine Zeitgenossen zu unterhalten. Sein Anspruch war nicht der eines Tacitus. Vielmehr verfasste er durch zahlreiche Anekdoten aufgelockerte Biografien, welche die ernste Geschichtsschreibung ergänzten

Literatur:

Sylvia Fein: "Die Beziehungen der Kaiser Trajan und Hadrian zu den Litterati", B.G. Teubner, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-07475-3

Historia Augusta I, "Hadrianus", Artemis Verlag, 1976, ISBN 3 7608 3568 6

Sueton: Langenscheidtsche Bibliothek, Band 106, Langenscheidt Verlagsbuchhandlung, Berlin

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