Sonntag, 30. September 2018

Publius Cornelius Tacitus

Tacitus, einer der berühmtesten Schriftsteller unter den römischen Politikern, lebte und wirkte unter Trajans und Hadrians Herrschaft. Er war unter Vespasian in den Senat aufgenommen worden und galt als erfolgreicher Anwalt und Gerichtsredner. Man muss bedenken, dass er diese Tätigkeit nicht zur Existenzsicherung ausübte, sondern ehrenamtlich - wie alle Senatoren, die ihre Einkünfte aus ihrem Vermögen bezogen. Über die Stationen seiner Ämterlaufbahn gibt es diverse Vermutungen, aber kaum Belege. Fakt ist, dass er unter den flavischen Kaisern Karriere machte und auch von Domitian eher gefördert als benachteiligt wurde. Er war vermutlich nur wenig jünger als Trajan und ein Freund des jüngeren Plinius. Mehrere Briefe des Plinius sind an Tacitus gerichtet. Gemeinsam mit Plinius vertrat Tacitus zu Beginn des Jahres 100 die Provinzialen im Repetundenprozess gegen Marius Priscus. Dabei war Kaiser Trajan zugegen; er war im Herbst 99 nach Rom gekommen.

Tacitus wurde im Jahr 97 unter Nerva Konsul. Vielleicht hat ihn noch Domitian designiert. Unter Trajans Herrschaft widmete er sich seiner schriftstellerischen Tätigkeit und veröffentlichte seine Werke, den "Agricola", die "Germania" und den "Dialogus". Um 105 begann er die Arbeit an den Historien, die 109 veröffentlicht wurden. Sein letztes Werk "Ab excessu Divi Augusti" blieb unvollendet. Als Redner eiferte er - wie übrigens auch Plinius - Cicero nach; sein literarisches Vorbild war Sallust. Im Jahr 112 war Tacitus Prokonsul von Asia. Jenes Amt gilt als Höhepunkt und Abschluss der senatorischen Laufbahn. Vermutlich zog er sich danach aus dem politischen Leben zurück und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Er starb wohl um 120 unter Hadrian.

Durch seine kritische Haltung gegenüber den Herrschern des frühen Principats empfahl sich Tacitus nicht unbedingt den regierenden Kaisern Trajan und Hadrian. Er legte es nicht darauf an, deren Taten zu verherrlichen. Aber er konnte seinen literarischen Ambitionen ungestört nachgehen und war nicht gezwungen, ideologisch für die Monarchie einzutreten. Unter Domitian schwieg er - wohlweislich.

In meinem Roman hat Tacitus einen kurzen Auftritt. Jene Szene ist exemplarisch für die letzten Jahre Domitians. Der Kaiser war misstrauisch, fürchtete überall Verschwörungen, auch im Kreis seiner Familie. Seine persönliche Unsicherheit kompensierte er mit despotischem Verhalten. Unter den Senatoren herrschte Furcht; es kam zu Todesurteilen. Jene gespannte, angstbeladene Atmosphäre wich der Freude über die neue Freiheit, als Nerva Kaiser wurde und seine Position durch die Adoption Trajans stärkte. Von da an herrschten wieder Stabilität und eine gewisse Freizügigkeit, obwohl die Kaiser nichts von ihrer Macht vergaben. Hadrian war der Literatur und den Künsten allgemein zugetan und führte die senatsfreundliche Politik seines Vorgängers im Großen und Ganzen fort. Diese Verhältnisse waren Voraussetzung und Rahmen für das schriftstellerische Werk des Tacitus.

Literatur:

Sylvia Fein: "Die Beziehungen der Kaiser Trajan und Hadrian zu den Litterati", B.G. Teubner, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-07475-3

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