Sonntag, 7. Oktober 2018

Hilfstruppen (Auxilia)

Die Legionen waren die Kerntruppe des römischen Heeres. Sie wurden aus römischen Bürgern rekrutiert und waren in Provinzen mit strategischer Bedeutung stationiert. Aber sie machten nicht das gesamte Heer aus. Hilfstruppen, in den Provinzen rekrutiert, wurden seit Augustus nach dem Vorbild der Legionen organisiert. Ihre Kommandanten waren römische Bürger, meist ehemalige Legionscenturionen. Die Grenzen des Imperiums wurden von Hilfstruppen geschützt; die Legionslager befanden sich meist nicht direkt an der Grenze. Ein typisches Beispiel ist das Mainzer Legionslager, das sich auf dem Gebiet der heutigen Oberstadt erstreckte, während die Grenze im Taunus verlief.

Augustus war es auch, der die Zahl der Legionen auf ein notwendiges Minimum beschränkte. Seine Nachfolger hielten weitgehend daran fest. Die Hilfstruppen waren billiger und leichter zu rekrutieren. In der frühen Kaiserzeit bestanden sie noch vorwiegend aus Bewohnern der Westprovinzen. Von größerer Bedeutung war zunächst die Kavallerie. Schon Julius Cäsar hatte sich von berittenen Kelten eskortieren lassen. Kavallerieeinheiten im römischen Heer waren die Alen, meist 500 Mann stark. In der Mitte des ersten Jahrhunderts gab es zunehmend auch Auxiliakohorten, Fußtruppen. Auxiliasoldaten waren frei geborene Männer, in den Provinzen oder angrenzenden Gebieten angeworben. Ihre Dienstzeit betrug 25 Jahre. Bei Entlassung erhielten sie das römische Bürgerrecht für sich und ihre Nachkommen. Das Heer trug also entscheidend zur Romanisierung der Provinzen bei. Besonders verdienstvolle Einheiten erhielten mitunter geschlossen das römische Bürgerrecht. Unter Trajan machten die Hilfstruppen ungefähr die Hälfte des römischen Heeres aus. Das waren schätzungsweise 150.000 Soldaten. Die Unterschiede zwischen Auxilia und Legionen wurden fließend.

Mein Protagonist Gaius ist als freigeborener Provinzbewohner geradezu prädestiniert für den Eintritt in die Hilfstruppen. Sein Vater Fulvius Clemens, ein hochrangiger Centurio, hätte normalerweise über den Statthalter beim Kaiser das Bürgerrecht für seinen Sohn erbitten können. In den Briefen Plinius des Jüngeren ist solch ein Fall überliefert (Briefe, X, 106 und 107): Trajan gewährte dem Centurio einer Reiterkohorte das Bürgerrecht für seine Tochter. Bei einem Sohn, der in die Legion eintrat, wäre die Chance auf einen positiven Bescheid noch größer gewesen. Aber Clemens stand beim Saturninus-Aufstand auf der falschen Seite und fiel, als sein Sohn noch ein Kind war. Gaius tritt schließlich durch Vermittlung eines Präfekten in die Kavallerie ein.

Später erhält Gaius durch Gunst des Präfekten von Kaiser Nerva das römische Bürgerrecht und wird in die Legionsreiterei befördert. Diese Reiter kamen oft bei Sonderaufträgen und als Boten zum Einsatz. Gaius erhält einen speziellen Auftrag: Mit ausgewählten Reitern darf er dem neuen Statthalter entgegen eilen und ihn nach Mogontiacum (Mainz) eskortieren. Statthalter hatten Anspruch auf berittene Leibwächter, und Gaius wird prompt unter diese aufgenommen. Als der Statthalter, niemand anderes als Trajan, Kaiser wird, übernimmt er seine Leibwächter in eine neue berittene Garde, die Equites Singulares Augusti. Es ist nachgewiesen, dass die Gardereiter aus ehemaligen, ausgewählten Alenreitern rekrutiert wurden. Wie die Hilfstruppen die Legionen ergänzten, ergänzten die Gardereiter die Prätorianer.

Literatur:

Marcus Junkelmann, "Die Legionen des Augustus", Philipp von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0886-8

Michael Speidel: "Die Equites Singulares Augusti", Rudolf Habelt Verlag Bonn, 1965, ISSN 0066-4839

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