Sonntag, 14. April 2019

Der Trajanstempel in Pergamon

Die kleinasiatischen Städte erlebten die Herrschaft der Kaiser Trajan und Hadrian als eine Zeit des Wohlstands und der Stabilität. Reiche Bürger der Provinz waren in die Oberschicht des Imperiums aufgestiegen und förderten ihre Städte durch Bauten und andere Wohltaten, und es herrschte bald ein gewisser Wettstreit um Loyalitätsbeweise für Rom und die Kaiser.

Unter Trajans Herrschaft wurde mit dem Bau eines Tempels begonnen, in dem der „freundliche“ Zeus Philios zusammen mit dem Kaiser verehrt wurde. Auf Münzen, die unter Trajan geprägt wurden, ist das Bildnis des sitzenden Zeus dargestellt, daneben die Statue Trajans. In den Ostprovinzen des Reiches wurden die Cäsaren schon zu Lebzeiten als Götter verehrt. Vermutlich wurden Kaiser und Gott Zeus miteinander gleichgesetzt. Solche Ehrungen bedurften der Genehmigung des Kaisers; die Städte durften nicht eigenmächtig Kaiserstatuen und Tempel errichten. Auch mussten größere Bauten generell genehmigt werden, wie der Briefwechsel Plinius des Jüngeren mit Trajan zeigt. Die Bedeutung des Kaiserkultes für eine zentrale Identität des multikulturellen Imperiums habe ich schon mehrfach erwähnt.

Der Tempel befand sich an exponierter Stelle, auf dem Burgberg von Pergamon. Aus weißem Marmor errichtet, war er von Weitem sichtbar. Mit dem Bau war um 114 begonnen worden. Julius Quadratus, Senator aus Pergamon und Freund Trajans, stiftete Spiele anlässlich der Errichtung des Tempels. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Trajan Pergamon besuchte, als er in den Partherkrieg aufbrach. Möglich wäre es jedoch gewesen. Seine Reise an der Küste Kleinasiens entlang und der Bau des Tempels können in zeitlichem Zusammenhang stehen. Eventuell hielt sich Trajan als junger Mann in der Provinz Asia auf, als sein Vater dort Prokonsul war.

Die Bauarbeiten am Tempel zogen sich bis in die Regierung Hadrians hin. Hadrian reiste bereits 117 durch Kleinasien an die Donau. Auch 124 und 129 bereiste der Kaiser die Provinz Asia und wird Pergamon als eine der bedeutendsten Städte besucht haben. 129 wurde das Traianeum vermutlich eingeweiht. Hadrian erlaubte den Pergamenern, seine Statue im Tempel „seines Vaters (Trajan)“ aufzustellen. Von den Kolossalstatuen beider Kaiser sind die Köpfe aus Marmor erhalten und im Miletsaal des Pergamonmuseums in Berlin ausgestellt.

Trotz der Zerstörungen im Gesichtsbereich sind die Kaiser gut zu erkennen. Das Trajansporträt weist gewisse Ähnlichkeiten zum Kopf von Ostia auf, einem ebenfalls posthumen Bildnis. Den Ausdruck jener Porträts, zumal nicht vollständig erhalten, kann ich (noch) nicht nachempfinden. Ich habe ein anderes Porträt des Kaisers gezeichnet, das eher den Bildnissen anlässlich seines zehnjährigen Regierungsjubiläums ähnelt.

Die Panzerstatuen, die die Herrscher in der Uniform eines Feldherrn mit vermutlich vergoldetem Brustharnisch zeigten, waren an die fünf Meter hoch. Weitere Einzelteile wie Hände, die Spitze eines Szepters und ein Stiefel sind ebenfalls erhalten.

Aufenthalte in Berlin habe ich immer schon genutzt, um die Kaiser dort zu besuchen. Ein weiteres Porträt Trajans befindet sich im Pergamonmuseum im gleichen Raum wie die beiden Kolossalköpfe: der Kopf wurde der Sitzstatue eines Herrschers nachträglich aufgesetzt. Trajan trägt einen Lorbeerkranz und ist zweifelsfrei zu erkennen. Das Porträt ist relativ gut erhalten, aber weniger ausdrucksstark als der Kolossalkopf aus dem Tempel.

Literatur:

Wolfgang Radt: „Pergamon. Geschichte und Bauten einer antiken Metropole, Wiss. Buchgesellschaft Darmstadt, 2016, ISBN 978-3-8053-4989-5

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