Sonntag, 12. August 2018

Trajanus pater und Marcia: die Eltern Kaiser Trajans

Marcus Ulpius Trajanus, der Vater des späteren Kaisers und im Unterschied zu diesem Traianus pater genannt, wurde etwa 30 n. Chr. geboren. Entweder unter Claudius oder unter Nero wurde er in den Senat aufgenommen. Man kann das ungefähre Alter eines Senators aus seinen Ämtern erschließen. Der römische cursus honorum folgte Regeln und war an Altersschwellen gebunden. Es ist bekannt, dass Traianus pater die Provinz Baetica, aus der er stammte, Mitte der sechziger Jahre als Prokonsul verwaltete. Die Baetica entspricht etwa dem heutigen Andalusien. Sie unterstand formal dem Senat. Es war eine reiche Provinz, die um die erste Jahrhundertwende bereits viele Senatoren stellte. Die meisten waren Nachkommen italischer Kolonisten. Die Vorfahren Trajans stammten aus Umbrien. Scipio Africanus hatte in Italica einst seine verwundeten Soldaten untergebracht. Daran habe ich gedacht, als ich Kaiser Trajan im Roman mit "Scipios Traum" in Verbindung brachte.

Der ältere Trajan begann seine politische Laufbahn in einer unruhigen Zeit, in der viele Senatoren den Tod fanden. In den letzten Jahren Neros war er im Jüdischen Krieg Legionskommandant - unter dem Kommando des späteren Kaisers Vespasian. Er wurde zu dessen treuem Anhänger und unterstützte ihn auf dem Weg zur Macht. Zur Belohnung nahm ihn Vespasian unter die Patrizier auf. Zwischen 70 und 72 wurde Traianus pater Konsul und anschließend Statthalter von Syria, einer Provinz mit viel Militärpräsenz. Jenes Amt verliehen die Kaiser ihren treuesten und zuverlässigsten Anhängern. In diesem Amt hatte der ältere Trajan einen militärischen Konflikt mit den Parthern zu lösen. Er war erfolgreich und wurde mit den ornamenta triumphalia ausgezeichnet. Jene Ehren erhielten senatorische Heerführer an Stelle eines Triumphzuges, der während der Kaiserzeit nur dem Kaiser zustand. Im Zeitraum 79 bis 81 verwaltete Traianus pater die Provinz Asia als Prokonsul. Er starb vor 100. Im Jahr 113 erhob ihn sein Sohn unter die Staatsgötter. Aus diesem Anlass wurden Münzen mit seinem Bildnis geprägt. Die Karriere des Vaters bildete die Grundlage für die senatorische Laufbahn des späteren Kaisers Trajan - und auch für seine Adoption durch Nerva und schließlich seine Alleinherrschaft. Er übertraf Konkurrenten durch sein gesellschaftliches Prestige.

Über die Mutter Kaiser Trajans gibt es nur Vermutungen. Sie war wohl eine Marcia und entstammte einer alten, angesehenen Familie Italiens. Ihre Beziehungen unterstützten den älteren Trajan, der ein sogenannter homo novus im Senat war, in seiner politischen Karriere. Von einem Porträtkopf, der im Trajansforum gefunden wurde, wird vermutet, dass er die Mutter des Kaisers darstellt. Aber es gibt sonst keine Informationen über sie. Das Paar hatte zwei Kinder, den späteren Kaiser, der exakt wie sein Vater hieß, und dessen vermutlich etwas ältere Schwester Ulpia Marciana, die 113 starb und ebenfalls vergöttlicht wurde. Man kann vermuten, dass Trajans Mutter früh verstorben ist, sonst hätte Plinius sie vielleicht im Panegyrikus erwähnt.

Auch ich habe mich im Roman für einen frühen Tod der Mutter entschieden. Als Romanautorin muss ich meine Phantasie bemühen, aber ich erfinde ungern ins Blaue hinein, ohne irgendwelche Anhaltspunkte oder Hypothesen zu haben. Deshalb habe ich mich darauf beschränkt, ein paar Erinnerungen des Sohnes an sie aufleben zu lassen. Im Grunde weiß ich auch über den Charakter von Trajans Vater so gut wie nichts. Seine außerordentlich erfolgreiche Karriere und die Münzporträts - er sieht ebenso energisch aus wie sein Sohn - lassen allerdings einige Schlüsse zu. Außerdem habe ich mich dafür entschieden, dass er nach dem Tod seiner Frau mit einer Konkubine zusammenlebt, die zuvor freigelassene Sklavin der Mutter war. Vorbild dafür ist die Beziehung Kaiser Vespasians zu seiner Konkubine Caenis. Ein derartiges Verhältnis, in dem die Frau einer gehobenen Dienerin entspricht, unterstreicht die Rolle des älteren Trajan als unumschränkter pater familias.

Literatur:

Annette Nünnerich-Asmus: Traian, darin: Werner Eck: Traian - Der Weg zum Kaisertum, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8035-2780-3

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