Sonntag, 19. August 2018

Militärtribunen

Ein Militärtribun war ein adliger Offizier in der römischen Armee. In Historienfilmen und historischen Romanen ist dieser Rang sehr beliebt; hochrangige Feldherren sind darin meist Tribunen. In Wirklichkeit waren Tribunen eher zweit- oder drittrangige Kommandanten.

Es gab senatorische und ritterliche Tribunen. Ritterliche Tribunen waren meist Berufsoffiziere. Jeder Legion waren fünf dieser Tribunen zugeteilt, außerdem ein senatorischer Tribun, ein junger Mann Anfang Zwanzig, der seine obligatorischen Erfahrungen bei der Armee sammeln musste. In der römischen Ämterlaufbahn wurden zivile und militärische Ämter ausgeübt. Damit sollte verhindert werden, dass die hohen Offiziere eine Kaste für sich im Staat bildeten, und ebenso sollte ein Senator über grundlegende militärische Erfahrungen verfügen.

Der senatorische Tribun wurde im Stab der Legion eingearbeitet und vertrat den Kommandanten, den legatus legionis. Unterstützt wurde er vom Legaten selbst, von den ritterlichen Tribunen und vom Lagerpräfekten, dem praefectus castrorum, einem in langem Militärdienst erfahrenen Ritter. Der junge Mann konnte zunächst wenig Schaden anrichten. Erwies er sich als ungeeignet für höhere Kommandos, endete sein Militärdienst nach einem Jahr. Im zivilen Leben standen ihm nachfolgende Ämter offen. Ein für militärische Aufgaben begabter Tribun diente einige Jahre, ehe er zügig seine zivilen Ämter durchlief, um schließlich als Legat eine Legion zu kommandieren. Der Rang des Legionslegaten wird mit dem eines Generals verglichen. Die Entscheidung über diese Karrieren lag beim Kaiser und seinen engsten Beratern. Die fähigsten Männer unter ihnen wurden Konsuln und Statthalter der kaiserlichen Provinzen mit hoher Militärpräsenz. Ihnen unterstanden Legionen und Hilfstruppen. Jene Männer waren die engsten Vertrauten und wichtigsten Helfer des Kaisers und ernst zu nehmende Konkurrenten für ihn. Dass auch in jenem erlauchten Kreis Fehlbesetzungen nicht ausgeschlossen waren, zeigt das Beispiel des P. Quinctilius Varus, dessen Truppen in der nach ihm benannten Schlacht vernichtet wurden.

In Ridley Scotts Film "Gladiator" ist der Held Maximus Tribun und führt ein römisches Heer im Beisein des Kaisers Marcus Aurelius in eine große Schlacht mit den Germanen. Das ist etwa so, als würde man einen Konzern in einer Krise einem Trainee anvertrauen. Die Absurdität dieser Konstellation wird noch gesteigert, als Marcus Aurelius seinem Sohn Commodus eröffnet, er könne nicht sein Nachfolger werden, sondern Maximus solle der künftige Kaiser werden. Zu jener Zeit konnte ein Tribun nicht Princeps werden und vertrat auch nicht den Kaiser in einer Entscheidungsschlacht! Seinem Rang und seinen Fähigkeiten nach hätte Maximus ein konsularischer Befehlshaber sein müssen. Außerdem war Commodus sehr wohl der Wunschnachfolger von Marcus Aurelius. Von solchen Ungereimtheiten abgesehen, ist "Gladiator" ein spannender und berührender Film. Eine ausführliche Kritik findet sich beim Marcus Junkelmann "Das Spiel mit dem Tod", Verlag Philipp von Zabern, S. 7-9.

Plinius berichtet in seiner Lobrede, dem "Panegyrikus", Trajan hätte zehn Jahre als (senatorischer) Tribun gedient. Diese Angabe wird heute als Übertreibung angesehen. Möglich sind mehrere Jahre, zuerst in Syrien, später in Germanien. Weiterhin wissen wir, dass er Legionslegat in Spanien und im Jahr 96 Statthalter einer militärischen Provinz (Germania superior) war. Ob er weitere Legionen kommandiert oder Provinzen verwaltet hat, ehe er Kaiser wurde, ist nicht bekannt.

Literatur:

Marcus Junkelmann, "Die Legionen des Augustus", Philipp von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0886-8

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