Samstag, 22. Dezember 2018

Spielsachen und Spiele

Vor dem Weihnachtsfest sind Spielzeuggeschäfte und Discounter voller Menschen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich die Beutel mit Geschenken für unsere vier Kinder kaum nach Hause tragen konnte. Damals hieß es, Listen mit Wünschen abzuarbeiten. Im Zusammenhang mit den Festtagsvorbereitungen wurde mir die Frage gestellt: Wie war das eigentlich mit Spielsachen im alten Rom?

Es gab Puppen, Tierfiguren, Gebrauchsgegenstände, die aber nicht wie heute in Massenproduktion hergestellt wurden, sondern in der Regel Einzelstücke waren, von geschickten Leuten selbst angefertigt. Wir kennen sie, da sie Kindern mit ins Grab gegeben wurden.

Viele Spiele der Kinder in der Antike gibt bzw. gab es noch in der Neuzeit: Ballspiele, Steckenpferdreiten, Huckepackspiele mit Kämpfen, Tauziehen, Wettrennen, Schaukeln und Wippen, Reifentreiben und das Nachahmen von Erwachsenen und deren Berufen. Natürlich spielten die Kinder den Erwachsenen auch gern Streiche. Beliebte Spielgegenstände waren Murmeln aus Ton oder Glas. Brettspiele, die unserem Mühlespiel entsprechen, wurden in Stein geritzt und sind so überliefert worden. Sehr beliebt war auch das Spiel mit Nüssen an Stelle von Murmeln. Die Kinder rollten die Nüsse eine schiefe Ebene hinab und versuchten, die der Mitspieler zu treffen. Oder sie veranstalteten Zielwürfe in Gefäße oder auf eine in den Boden geritzte Pyramide, wo sie versuchten, die Spitze zu treffen. Das Spiel mit Nüssen war so verbreitet, dass Brautpaare bei der Hochzeit Nüsse ausstreuten, um sich symbolisch von der Kindheit zu verabschieden.

Zum Jahresende wurden im alten Rom die Saturnalien gefeiert. Man beschenkte sich, lud sich gegenseitig ein und ließ sich gutes Essen schmecken. Sicherlich wurden auch die Kinder beschenkt.

Die Kindheit dauerte damals nicht so lange an wie heute. Bereits im Alter von zwölf bis fünfzehn Jahren wurde man erwachsen. In den unteren Schichten mussten die Kinder zum Familieneinkommen beitragen. Junge adlige Römer bereiteten sich auf die ersten zivilen Ämter und den Militärdienst vor. Mädchen wurden jung verheiratet.

Auch erwachsene Römer spielten in ihrer Freizeit. Beliebt waren Ballspiele zur Körperertüchtigung, aber man würfelte auch um Geldbeträge und Wertsachen. Glücksspiele waren verboten, doch auch von hohen Persönlichkeiten ist ihre Leidenschaft fürs Würfelspiel überliefert. An der Tafel von Augustus wurde um eher bescheidene Spieleinsätze gewürfelt; da stand die gemeinsame Unterhaltung im Vordergrund. Kaiser Claudius ging das Thema wissenschaftlich an und schrieb ein Buch über die Kunst des Würfelns. Julius Cäsar verwendete die Metapher vom gefallenen Würfel für eine strategische Entscheidung. Nero - wen wundert es? - war bekannt für seine maßlos hohen Einsätze beim Glücksspiel.

Glaubt ihr nun, von Trajan sei eine Leidenschaft für Glücksspiele überliefert? Mitnichten. Die Freizeitgestaltung des "Optimus Princeps" bewegte sich laut Plinius ganz im Rahmen dessen, was man von einem vorbildlichen Monarchen erwartete. Der Kaiser schätzte die blutigen Spiele im Amphitheater und veranstaltete sie in großem Rahmen. Während wir die Gladiatorenkämpfe heute verurteilen, hatten sie in der Antike eine lange Tradition und galten als ehrenhaft.

Sicher hat der junge Marcus Ulpius Trajanus Lieblingsspielsachen besessen. Im Roman nimmt er so ein paar "Schätze" von Rom mit nach Spanien, wo er sich mit seinem Vater aufhält und aufs Erwachsenenleben vorbereitet wird.

Wie war das in meiner Kindheit? Ich hatte das Glück, in einem Grundstück nahe der Dresdner Heide aufzuwachsen, das viele Spielmöglichkeiten und Freiraum bot. Wir konnten uns im Garten verstecken, wo es noch verwilderte Ecken gab, Buden bauen, auf Bäume klettern und all diese Spiele auch in den Wald verlegen. Ansonsten bin ich schon immer gern kreativ gewesen, habe gemalt, gebastelt, gelesen und geschrieben. Gesellschaftsspiele mit bestimmten Regeln habe ich mitgespielt, aber sonderlich begeistert haben sie mich nie. Zur Motivation brauche ich keinen Wettstreit. Mit unserem sechsjährigen Enkelkind spiele ich natürlich "Memory", "Uno" und Mensch-ärger-dich- nicht-Varianten. Ein Enkel kann einen schon ziemlich verwandeln - zumindest vorübergehend.

Ich wünsche euch ein erholsames Wochenende! Morgen werde ich noch einmal ein Glühwein-Rezept posten.

Literatur:

Georg Ürögdi: "Reise in das alte Rom", Prisma-Verlag DDR

Karl-Wilhelm Weeber: "Alltag im alten Rom: Das Leben in der Stadt", Patmos Verlag Düsseldorf, 2001, ISBN: 3-491-69042-0

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