Samstag, 15. Dezember 2018

Phaedimus, ein vielseitiger Diener Kaiser Trajans

Marcus Ulpius Phaedimus war, wie wir aus einer Inschrift wissen, Mundschenk Kaiser Trajans, dessen Chef-Liktor und Sekretär. Er starb am 12. August des Jahres 117 in Selinus, wenige Tage nach Trajan selbst, im Alter von 28 Jahren. Die Inschrift besagt weiterhin, dass die sterblichen Überreste des Phaedimus zwölf Jahre nach seinem Tod, im Februar 130, mit Erlaubnis des Kollegiums der Pontifices nach Rom überführt wurden. Die Inschrift wurde von Valens Phaedimianus, dem Freigelassenen des Phaedimus, gestiftet.

Um den Tod Trajans und die Adoption Hadrians ranken sich schon seit der Antike Gerüchte und Spekulationen. Der Tod des Phaedimus kurz nach dem Ableben des Imperators trug dazu bei. Was war in Selinus geschehen? Hat Trajan noch die Entscheidung über seine Nachfolge treffen können? Wurde die Adoption Hadrians nur vorgetäuscht? Hat Phaedimus Dinge gesehen oder gehört, die er besser nicht erfahren hätte und die ihn letztlich das Leben kosteten?

Wie sich aus dem Name des Phaedimus ergibt, war er freigelassener Sklave des Kaisers gewesen: er trug praenomen und nomen gentile Trajans, seinen eigenen romanisierten Namen als cognomen (zum römischen Namen siehe hier). Es ist gut möglich, dass er bereits im Kindesalter Sklave auf dem Palatin war, sich spezialisierte und nach und nach in eine Vertrauensstellung aufrückte. Schließlich schenkte ihm der Kaiser die Freiheit, was durchaus üblich war. Phaedimus leistete dem Imperator weiterhin persönliche Dienste, besaß eigene Sklaven, denen er auch zum Aufstieg verhalf: Phaedimianus, der seinem (ehemaligen) Herrn treu ergeben war, stand ebenfalls im Dienst des Kaisers; er war für dessen Garderobe zuständig.

Als Mundschenk war Phaedimus ein Weinexperte, wir würden heute sagen, ein Sommelier. Gewiss kannte er die Trinkgewohnheiten des Herrschers, der der Überlieferung nach einen guten Tropfen liebte und gern mal über den Durst trank. Die alten Römer tranken Wein zu jeder Tageszeit, meist mit Wasser vermischt. Phaedimus wird das Mischen ebenso verstanden haben wie die Zubereitung von Bowle, Honig- oder Glühwein. Sicher konnte er Empfehlungen geben, welcher Wein zu welchem Gericht passte.

Kaiser Trajan wurde von seinen Freigelassenen nicht beherrscht wie etwa Claudius. Aber man kann davon ausgehen, dass Phaedimus eine einflussreiche Person an seinem Hofe war. Er leistete dem Imperator in mehreren Bereichen persönliche und vertrauliche Dienste und hatte regelmäßig Kontakt zu ihm. Er konnte Vergünstigungen und wahrscheinlich auch Audienzen vermitteln. Ich vermute, dass er ein gutaussehender Mann war, denn gutes Aussehen galt etwas in der Antike und speziell bei Hofe. Marguerite Yourcenar sah in ihrem Roman " Ich zähmte die Wölfin" in Phaedimus einen Feind Hadrians, der die Macht besaß, selbst Personen von Rang und Namen von Trajan fernzuhalten.

Ob Phaedimus wirklich ein Feind Hadrians war und ob er nach Trajans Tod ermordet wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Auch die Tatsache, dass viele Jahre vergehen sollten, bis seine sterblichen Überreste nach Rom überführt wurden, besagt im Grunde nichts. Während des Partherkrieges grassierten Krankheiten in der Armee. Über seine bekannten gesundheitlichen Probleme hinaus kann Trajan auch an einer Seuche erkrankt sein, ebenso Phaedimus. Der Kaiser fürchtete damals, vergiftet worden zu sein.

Es ist aber auch möglich, dass der Prätorianerpräfekt Acilius Attianus, der einige Monate später vier Konsulare hinrichten ließ, auch im Falle des Phaedimus zuschlug. Vielleicht war Phaedimus Hadrian tatsächlich nicht gewogen oder Attianus suspekt. Im Übrigen lässt sich auch ein Freitod des Phaedimus aus Kummer über das Ableben seines Herrn nicht ausschließen. Möglicherweise war das Verhältnis zwischen Kaiser und Diener ähnlich eng wie zwischen Hadrian und Antinous - aber nun geht wohl die Phantasie mit mir durch. Was auch geschah: Wir werden es wohl nie erfahren.

Ich stelle mir oft vor, wie Phaedimus wohl aussah, wie er den Speisesaal überblickte, Sklaven einteilte, den Wein für den Imperator und seine engsten Vertrauten mischte und sich nützlich machte. Und ich überlege, welche Rezepte Phaedimus wohl ersonnen und ausprobiert hat! Die alten Römer genossen den Wein mitunter anders als wir, aber Glühwein, Würz- und Honigwein mochten sie sehr, und sie schrieben diesen Getränken eine gesundheitsfördernde Wirkung zu.

Morgen, am dritten Advent, gibt es einen Bonusbeitrag hier im Blog: es lohnt sich also, hereinzuschauen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen