Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 9. Dezember 2018
Die Jagd, ein aristokratischer Sport
Von einigen römischen Kaisern ist überliefert, dass sie leidenschaftliche und geübte Jäger waren. Dazu zählen Trajan und besonders Hadrian. Letzterer ließ sogar eine Stadt nach seinen Jagden benennen, verfasste Gedichte zu Ehren seiner Jagdhunde und seines Lieblingspferdes, dem nach dem Tode ein Grabmal errichtet wurde. Borysthenes - "Dnepr" - hieß der Hengst.
Die Überlieferung über Trajans Jagdleidenschaft verdanken wir dem Panegyrikus des Plinius. Er beschreibt Trajans Mußestunden mit der dem Text eigenen Überhöhung: Der beste Kaiser Roms verbrachte seine Freizeit natürlich mit einer ehrenhaften Tätigkeit, die eine lange Tradition hatte, die seinen Mut, seine Stärke und seine Klugheit herausforderte. Der Jäger bewahrte seit eh und je das kultivierte Land vorm Eindringen des Wildes. Künftige Heerführer übten sich in der Jagd - und all dies stimmte. Gar zu exzessiv wird Trajan seiner Leidenschaft nicht nachgegangen sein. Er war Rationalist, Realpolitiker, wie ihn Hildegard Temporini nannte. Gewiss litten die Regierungsgeschäfte nicht unter seinem Hobby.
Seinen Ziehsohn Hadrian tadelte er, als er es mit seiner Jagdleidenschaft in der spanischen Heimatprovinz übertrieb, wo er sich eigentlich auf seine zukünftige Karriere vorbereiten sollte. Jagd- und Waffentraining gehörte dazu und wurde in Verbänden der provinzialen Jugend geübt. Trajan gebot den Exzessen Einhalt und befahl den jungen Hadrian nach Rom zurück. Das eine oder andere Jagdabenteuer habe ich dem "Optimus Princeps" aber zugestanden. Denn ganz sicher gab es auch in seinem Leben Jugendsünden.
Die Römer bevorzugten die Treibjagd. Hunde dienten dazu, das Wild aufzuspüren. Sie waren gut ausgebildet und teuer. Hirsche wurde vorzugsweise in Netze getrieben. Plinius der Jüngere rühmte sich in einem Brief an Tacitus (Briefsammlung, I, 6), er hätte drei Eber mit Hilfe von Netzen erjagt, ohne einen Finger zu rühren. Wer es sportlicher mochte, saß im entscheidenden Moment vom Pferd ab und kämpfte mit dem Beutetier. Eber, Bär oder gar Raubkatzen gaben eine stattliche Beute ab, und die Jagd auf diese Tiere war durchaus gefährlich. Jagdherr und Gehilfen benutzten neben Spießen und Speeren auch Schilde.
Der Beute in unübersichtlichem Gelände nachzujagen, war für den Jäger zu Pferde allein wegen der Sturzgefahr riskant. Wenn Plinius nicht übertrieben hat, liebte Trajan auch das Aufspüren des Wildes im Wald und im Gebirge. Darin kann man eine gewisse Outdoor-Leidenschaft erkennen. Er ließ sich das Wild nicht einfach vor den Speer treiben, sondern genoss auch den längeren Aufenthalt im Freien.
Die Jagd gehörte auch beim Heer zur Ausbildung. Reiter übten Formationen beim Einkreisen des Wildes. Und nicht zuletzt leisteten sie damit auch einen Beitrag zur Versorgung der Truppe.
Der Dichter Pankrates beschrieb eine Löwenjagd Hadrians in der libyschen Wüste. Hadrian verwundete einen Löwen, um ihn seinem Geliebten Antinous zu überlassen, der das Tier zur Strecke bringen sollte. Poetisch wird beschrieben, wie der Löwe in Raserei den Boden mit seinen Pranken aufwühlte und sich auf die beiden Jäger stürzen wollte. Für den Kaiser und seinen jungen Gefährten ging es um ein Abenteuer, für den Löwen ums nackte Leben … Vielleicht war Antinous ein geschickter Jäger und die innige Beziehung zum Kaiser hatte sich beim Jagen entwickelt.
Bei der Jagd trugen die Römer, wahrscheinlich auch Aristokraten, praktische Kleidung: Tunika, Gamaschen, Kniehosen und einen Mantel. Es gibt etliche Darstellungen von der Jagd. Speziell Hadrian ist mehrfach auf Reliefs beim Jagen dargestellt. Sie zieren heute den Konstantinsbogen, waren aber früher irgendwo anders platziert. In meinem Roman habe ich keinen Lieblingshund Trajans erfunden. Ich habe mich auf ein einige Pferde beschränkt, die er mag, ohne dass er sie übermäßig ehrt. So etwas hätte nicht zu seiner Persönlichkeit gepasst.
Literatur:
Marcus Junkelmann: "Die Reiter Roms, Teil I", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1990, ISBN 3-8053-1006-4
Thorsten Opper: "Hadrian, Machtmensch und Mäzen", Theiss Verlag, Stuttgart, ISBN 978-3-8062-2291-3
Plinius der Jüngere: Panegyrikus, Herausgegeben und übersetzt von Werner Kühn, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1985, ISBN: 3-534-09220-1
Plinius der Jüngere, Sämtliche Briefe, Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart, 1998, ISBN: 3-15-059706-4
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