Samstag, 23. Dezember 2017

Saturnalien

Saturnus war der Gott des Ackerbaus. Er entsprach dem griechischen Titanen Kronos. Die Anlehnung der römischen Mythologie an die griechische ist immer wieder faszinierend: Von seinem Sohn Jupiter entmachtet, floh er nach Latium, wo er vom doppelgesichtigen Gott Janus aufgenommen wurde. Zum Dank dafür unterwies er die Bewohner Latiums in der Kunst des Ackerbaus. Die Herrschaft des Saturnus galt als goldenes Zeitalter, in dem es noch keinen Privatbesitz und keine Klassenunterschiede gab. Die Saturnalien waren ursprünglich ein Erntedankfest.

Das Fest begann mit einem Opfer und anschließendem Gelage am Saturntempel, in dem der römische Staatsschatz aufbewahrt wurde. Gegen Ende des ersten Jahrhunderts feierten die Menschen sieben Tage lang, vom 17.-23. Dezember. Während dieser Feiertage, die nicht nur in Rom, sondern auch in den Provinzen galten, war schulfrei und die Gerichte arbeiteten nicht - Letzteres war das Charakteristikum der römischen Feiertage.

Das beliebte Fest war ausgelassen und feucht-fröhlich. Im Gedenken an das goldene Zeitalter waren während der Feiertage die Standesunterschiede aufgehoben: Die Sklaven feierten zusammen mit ihren Herren, mitunter wurden die Unterschiede sogar umgekehrt, so dass die Herren ihre Sklaven bedienten. Es herrschte Redefreiheit: Sklaven wurden für freizügige Äußerungen nicht bestraft. Die sonst verbotenen Glücksspiele waren erlaubt. Man lud sich gegenseitig zu Gastmählern ein, bei denen ausgiebig gespeist und gebechert wurde. Es war üblich, einander zu beschenken, ursprünglich mit Kerzen und Tonfiguren, aber später war die Palette umfangreicher: Lebensmittel, Geschirr, Gebrauchsgegenstände, aber auch Gewürze, Kleidung, Bücher, Kosmetika bis hin zu Luxusartikeln wurden geschenkt. Vermögende Römer zeigten sich ihren Klienten gegenüber großzügig.

Aber nicht jeder war ein Freund des ausgelassenen Feierns. Plinius der Jüngere weilte während der Saturnalien gern auf seinem Landsitz bei Ostia, den er in seiner Briefsammlung (II. Buch, 17) ausführlich beschreibt. Sein Lieblingsort war sein Gartenhaus abseits des Hauptgebäudes: "Wenn ich mich in mein Gartenhaus zurückziehe, habe ich den Eindruck, gar nicht auf meinem Landgut zu sein; und es macht mir, besonders während der Saturnalien, ein großes Vergnügen, wenn der übrige Teil des Hauses von der Ausgelassenheit dieser Tage und dem festlichen Lärm widerhallt; denn weder störe ich die Vergnügungen meiner Leute noch sie meine Studien." Die Saturnalien wurden bis zum Ende der Antike gefeiert, und der Brauch des Schenkens ging in unser Weihnachtsfest ein. In der Spätantike kam das Fest der Wintersonnenwende am 25. Dezember hinzu, gewidmet dem Sonnengott (Sol invictus). Beide Traditionen wurden im Laufe der Zeit vermischt. Bereits im ersten Jahrhundert galt Sol als Schutzgott des Kaisers, und unter Trajan und Hadrian erscheint er auch auf Münzen.

Der Bezug auf Trajan hier im Blog entspringt einer Begebenheit im Roman, an dem ich arbeite: Der spätere Kaiser kommt während der Saturnalien einer fiktiven Person nahe, und es wird ein bisschen romantisch - passend zum damaligen Fest. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern frohe Feiertage!

Literatur:

Karl-Wilhelm Weeber: Alltag im Alten Rom, Das Leben in der Stadt, Patmos Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-69042-0

Lexikon der Antike, VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1978

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