Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Samstag, 30. Juni 2018
Der Antiheld
Ich schrieb, dass mich Kaiser Trajan als historische Persönlichkeit motiviert. Motivation ist sehr wichtig, wenn man an einem Roman arbeitet. Mein Buch handelt vom Vorzeigekaiser Roms und von dessen nahezu idealer Gattin. Plinius der Jüngere berichtet vom "zuchtvollen Schweigen" im Palast Trajans (Panegyrikus, 47,6). Die Kaiserin Plotina nennt er sanctissima femina, übersetzt so viel wie "höchst ehrenwerte Frau" oder "Muster weiblicher Tugend") (Plinius der Jüngere, Briefe, IX, 28). Für die Zeitgenossen des Herrscherpaares war es zweifellos angenehm, dass die beiden bemüht waren, sich ihrer Position würdig zu erweisen. Aber man spürt auch, wie autoritär das gesellschaftliche System bereits ausgerichtet war,
Sonntag, 24. Juni 2018
Der ideale Monarch?
Kaiser Trajan kam dem Herrscherideal im alten Rom sehr nahe. Und ich will gar nicht bestreiten, dass eine Persönlichkeit wie er an der Spitze eines Staates für Stabilität sorgen kann. Dass die Monarchie als Staatsform aber auch enorme Risiken in sich birgt, zeigen jene Fälle, in denen Kaiser ihrem Amt nicht gewachsen waren wie Commodus oder Domitian in seinen letzten Jahren oder der Princeps gar geistesgestört war wie Caligula.
Mittwoch, 20. Juni 2018
Im Banne des Besten
Als ich Anfang April des vergangenen Jahres diesen Blog eröffnete, rechnete ich damit, ihn maximal bis zum Jahresende zu betreiben. Ich hatte die Arbeit, die bis zur Veröffentlichung meines historischen Romans noch vor mir liegen würde, gewaltig unterschätzt. Aber nun ist es soweit: das Buch ist fertig und ab sofort bei tredition erhältlich.
Sonntag, 17. Juni 2018
Wohltätigkeit und Sozialfürsorge
Im letzten Text bin ich geradezu panegyrisch geworden. Die Großzügigkeit reicher Privatleuten, an deren Spitze der römische Kaiser stand, mutet heutzutage etwas seltsam an, so dass man sich fragt: Warum taten diese Leute so etwas? Warum bauten sie sich nicht die einundzwanzigste Landvilla oder feierten täglich Luxuspartys?
Schon Kaiser Augustus soll auf dem Sterbebett geäußert haben, er habe eine Stadt (Rom) aus Ziegeln vorgefunden und eine aus Marmor hinterlassen. (Sueton, Augustus, 28,3). Alle Kaiser bemühten sich, Rom und zunehmend auch Italien zu verschönern. Ihrer Freigebigkeit folgten die Angehörigen der Oberschicht, um ihren Reichtum und ihre Großzügigkeit öffentlich zu präsentieren und - in Stein gemeißelt - der Nachwelt zu hinterlassen. Manche Römer verschwendeten aber auch Riesensummen für privaten Luxus. Diejenigen, die Wert auf eine positive Wirkung in der Öffentlichkeit legten, hielten in ihren privaten Aufwendungen Maß und zeigten sich den Städten gegenüber großzügig, in denen sie lebten oder zu denen sie gute Beziehungen pflegten. Dies tat auch Trajan, einer der mächtigsten Herrscher des römischen Imperiums.
Die damalige Gesellschaft war auf privates Engagement dringend angewiesen. Die Unterschichten lebten in Armut, viele Menschen waren unterernährt. Eine staatliche Sozialfürsorge gab es nicht. Reiche Römer unterstützten ihre Klienten, Freigelassenen und sonstige Anhänger mit Geld, Fürsprache und auch Lebensmittelspenden. Auch die kostenlose Getreideversorgung sollte Elend in der Stadt Rom lindern, wenn auch jene Spenden lediglich ein Zubrot waren. In ihrer Not setzten Eltern ihre Kinder aus oder verkauften sie in die Sklaverei. Vielen Angehörigen der Unterschichten blieb nur das Betteln oder die Prostitution.
Dagegen waren Senatoren und der Kaiser geradezu unermesslich reich. Das Streben nach Ruhm stand ganz oben im römischen Wertekanon. Also war es naheliegend, großzügig zu sein und in der öffentlichen Wohltätigkeit auch miteinander zu konkurrieren. Der Kaiser stand freilich außerhalb jeglicher Konkurrenz durch Senatoren. An ihm lag es, mit gutem Beispiel voranzugehen, so dass Senatoren und angesehene Provinzbewohner folgten.
Die Alimentarstiftung, die Kaiser Nerva initiierte und die Trajan umsetzte und ausbaute, war so etwas wie eine Sozialfürsorge, ein monatlicher Betrag zur Versorgung frei geborener Kinder in mehreren Städten Italiens. Der Kaiser stellte eine Summe aus dem Fiscus zur Verfügung, woraus verschiedenen Privatleuten Darlehen gewährt wurden. Diese verpfändeten einen wesentlich höheren Wert an Grundbesitz und zahlten einen Zinsbetrag von fünf Prozent an die jeweilige Stadt zurück. Mit diesem Geld wurden die Kinder unterstützt.
Plinius der Jüngere folgte dem Beispiel des Imperators und stiftete 500.000 Sesterzen, aus deren Darlehenszinsen Kinder in seiner Heimatstadt Comum unterstützt wurden. Aber Privatleute spendeten auch Bauten wie Straßen, Wasserleitungen, Bäder, Tempel und öffentliche Gebäude. Licinius Sura, engster Freund und Berater Trajans, ließ auf dem Aventin in Rom Thermen erbauen. Dion Chrysostomos, der zeitweise am Hof Trajans weilte, ließ in seiner Heimatstadt Prusa eine Säulenhalle und eine Bibliothek errichten. Aus den Briefen des jüngeren Plinius wissen wir von ehrgeizigen Bauprojekten in verschiedenen Städten. Dabei kam es auch zu Neid gegenüber spendablen Bauherren, oder zu Kritik.
Öffentliche Wohltaten waren eine Möglichkeit für vermögende Römer, sich als Stifter zu präsentieren und ihr Umfeld zu verschönern. Noch heute künden Inschriften von der Großzügigkeit jener Privatleute. Von Trajan sind unzählige Baumaßnahmen in Rom, Italien und in den Provinzen bekannt. Mit diesem Engagement folgte er seinen Vorgängern, aber es gelang ihm auch, sie öfter zu übertreffen. Zahlreiche Inschriften, Reliefs und Statuen beziehen sich auf ihn und seine Familie. Er sicherte sich durch seine Politik lang anhaltenden Ruhm und einen Platz als herausragender Herrscher in der Geschichte, handelte also nicht uneigennützig. Aber man konnte in der Geschichte auch negative Berühmtheit erlangen. Und ebenso war es möglich, ein Vermögen ausschließlich für privaten Luxus einzusetzen. Es geht mir nicht darum, privates Engagement herabzusetzen, sondern es differenziert zu betrachten.
Literatur:
Annette Nünnerich-Asmus: "Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?", darin: "Private Freigebigkeit und die Verschönerung von Stadtbildern", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2780-3
Karl Strobel: "Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", darin: Die Sorge für Italien - Pater Patriae, Verlag Pustet, Regensburg, 2010, ISBN 978-3-7917-2172-9
Sonntag, 10. Juni 2018
Straßen und Häfen
Vom Bau des Hafens bei Centumcellae - Civitavecchia habe ich bereits erzählt. Es ist ein besonderes Glück, dass Plinius der Jüngere Augenzeuge war und in seiner überlieferten Briefsammlung davon berichtete. Aber noch bedeutsamer war der Ausbau des Hafens von Ostia in unmittelbarer Nähe zu Rom.
Jener Hafen "portus" befand sich etwa 3 Kilometer vor der Stadt Ostia. Dort legten bereits seit der frühen Kaiserzeit die Getreideschiffe aus Ägypten und Nordafrika an. Schon vor Trajan wurde der Hafen mehrmals um- und ausgebaut, war er doch nicht nur zur Versorgung der Millionenstadt Rom unverzichtbar, sondern auch von strategischer Bedeutung. Kaiser Claudius ließ ein geschütztes Hafenbecken erbauen, aber die Baumaßnahmen gestalteten sich als so kompliziert, dass sie erst unter Nero vollendet wurden. Leider bot jener Bau noch nicht genügend Schutz: Im Jahr 62 wurden während eines Sturms 200 Schiffe im Hafen zerstört (Tacitus, Annalen 15.18).
Trajan nahm sich bald nach seinem Regierungsantritt der Aufgabe an, den Hafen sicher auszubauen. Die Arbeiten dazu dauerten während seiner gesamten Regierungszeit, immerhin 19 Jahre, an. Auch später wurden sie fortgesetzt. Dabei waren Fachleute am Werk. Der Hafen hatte die Form eines Sechsecks, war fast vier Meter tief und etwa 32 ha groß. Er befand sich landeinwärts hinter dem Hafen des Claudius und war durch einen Kanal mit Rom und dem Tiber verbunden. Es gab genügend Ankerplätze und Flächen, um mehrere große Schiffe zu entladen, außerdem Magazine mit Verwaltungsräumen in unmittelbarer Nähe. Auch die Stadt Ostia erlebte durch die Baumaßnahmen Trajans einen Aufschwung.
Während der Regierung Kaiser Trajans fanden in allen Häfen Italiens Bauarbeiten statt. Damit war es jedoch nicht getan. Dem Imperator war auch an der Verbesserung der Handelswege auf dem Land gelegen. Er ließ eine Straße von Beneventum nach Brundisium bauen, die nach ihm benannt wurde. Dies war ein Abzweig der Via Appia, der den Süden Italiens besser an die Hauptstadt anbinden sollte. Die Straße war von hoher Qualität, gepflastert mit Granitsteinen. Aus Inschriften wissen wir, dass der Kaiser den Bau der Straße aus seinem Privatvermögen finanzierte. Die erforderlichen Mittel werden auf mindestens zwanzig Millionen Sesterzen geschätzt. (Wir erinnern uns an das Mindestvermögen eines Senators von einer Million Sesterzen!). Zum Dank wurde dem Herrscher der Ehrenbogen in Benevent im Jahr 114 geweiht. Solche Ehrungen beauftragte der Senat, und die Kosten dafür übernahm das Aerarium, die Staatskasse.
Vom Ehrenmonument zurück zum Straßenbau. Die Kaiser sorgten durch spektakuläre Baumaßnahmen dafür, dass die Reisewege bequemer wurden. Bei Terracina wurde ein Felsen abgetragen, damit man auf Höhe der Küste weiterreisen konnte, ohne einen Berg überwinden zu müssen. Brücken überwanden Täler, und Tunnel sorgten für Abkürzungen und mehr Bequemlichkeit. All diese Maßnahmen sollten vielen Menschen Arbeit verschaffen, aber auch die Versorgung der Bevölkerung mit verschiedensten Gütern sicherstellen.
Kaiser Trajan lebte und wirkte in der Überzeugung, ein Reich in Blüte, allgemeinem Wohlstand und Freiheit zu regieren. Davon zeugen unter anderem Äußerungen in seinen amtlichen Schreiben (Plinius, Briefe, X,89 und X,97). Die Lobrede des Plinius, der Panegyrikus, hat immer wieder Anlass zu Kritik gegeben. Zur Freizügigkeit jener Epoche kann man auch rechnen, dass der Finanzfachmann Plinius (er verwaltete zeitweise die Staatskasse, das Aerarium) den Kaiser für seine Verwaltung und Offenlegung des Fiscus, seines Privateinkommens, loben konnte, ohne dass dies als Anmaßung verstanden wurde. Den Titel "Optimus Princeps" hat sich Trajan nicht selbst verliehen. Er war bereits in aller Munde, als er die Macht übernahm. Darin lagen Erwartungen des Senats, die der Princeps annahm. Der Bau der Via Traiana ist vielleicht eines der löblichsten Zeugnisse seines öffentlichen Wirkens.
Literatur:
Annette Nünnerich-Asmus: "Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?", darin: "Die Bautätigkeit Traians in Italien", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2780-3
Heiner Knell: "Kaiser Trajan als Bauherr", WGB (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) Darmstadt, 2010, ISBN 978-3-534-23659-6
Dienstag, 5. Juni 2018
Römermuseum in Nîmes
Brandaktuelle Meldung in den Medien! Ich verweise auf die Sächsische Zeitung: In Nîmes in der Provence wurde ein (äußerlich) futuristisches Römermuseum eröffnet.
Mir ist es wichtig zu erwähnen, dass Trajans Gattin, die Kaiserin Plotina, aus Nemausus, dem heutigen Nîmes stammte. Gallien und Spanien waren die ältesten Provinzen Roms und stellten Ende des ersten/Anfang des zweiten Jahrhunderts bereits die führenden Männer Roms - und deren Ehefrauen.
Noch heute sind in Nîmes beachtliche römische Ruinen zu bewundern. Das wäre also auch ein interessantes Reiseziel.
Sonntag, 3. Juni 2018
Sextus Julius Frontinus
Ich habe im Roman bezüglich der historisch belegten Personen eine Auswahl treffen müssen. Frontinus, der von 97 bis zu seinem Tod im Jahre 103 die Aufsicht über die Aquädukte der Stadt Rom hatte, ist nicht von der Partie. Dafür entschied ich mich nicht etwa, weil ich wenig über ihn zu erzählen wüsste, sondern eher, weil er zu viel Raum beansprucht hätte.
Wie Julius Ursus, der Prätorianerpräfekt Domitians, zählte Frontinus zu jenen Männern, die Trajan zur Macht verhalfen. Als der Kaiser Anfang 100 Konsul war, wählte er nacheinander Julius Ursus und Julius Frontinus zu Kollegen. Beide wurden zum dritten Mal Konsul gemeinsam mit dem Kaiser, der ebenfalls zum dritten Mal Konsul war. Dies war eine außergewöhnliche Ehrung. Plinius berichtet im Panegyrikus davon, ohne die Namen der beiden Männer zu nennen, und erwähnt, dass sie dem Kaiser große Dienste im zivilen Leben geleistet hatten. Frontinus war damals schon ein älterer Mann, der der gleichen Generation wie Trajans bereits verstorbener Vater und auch Nerva angehörte.
Es ist auch die Persönlichkeit eines Mannes wie Frontinus, die dafür spricht, dass sich im Jahr 97 der bessere Kandidat um die Nachfolge Nervas durchsetzte. Beide Männer, Julius Ursus und Julius Frontinus, einte die Tatsache, dass sie neue Männer im Senat waren. Trajans Vater war bereits Patrizier und hatte die höchsten Ämter bekleidet. Sein Sohn war der geeignete Kandidat einer engagierten Gruppe, die einen Bürgerkrieg vermeiden wollte.
Frontinus war nacheinander Statthalter von Britannien und Niedergermanien gewesen. Wahrscheinlich war er Prokonsul von Asia - dies war eins der höchsten Ämter der senatorischen Laufbahn. Anschließend wurde ihm die Aufsicht über die Aquädukte der Stadt Rom übertragen. Frontinus erkannte, dass er sich umfassend einarbeiten musste, um sein Amt verantwortungsvoll auszuüben. Er verfasste seine Schrift "De aquaeductu urbis Romae" über die Wasserversorgung der Stadt Rom im Rahmen seiner eigenen Qualifikation. Ihm war bewusst, dass das Buch seinen Nachfolgern die Einarbeitung in ihr Amt erleichtern würde. Die Versorgung der römischen Bevölkerung mit Wasser war eine Aufgabe von politischer Dimension. Ihre Verwaltung wurde nur zuverlässigen und bewährten Personen übertragen.
Außerdem brachte Frontinus mehrere Bücher über Kriegslisten heraus. Diese lesen sich erstaunlich unterhaltsam. Die Abhandlung über die Wasserleitungen Roms habe ich noch nicht gelesen. Frontinus starb während seines letzten Amtes. Plinius der Jüngere berichtet, dass er ein Denkmal für sich ablehnte (Briefe, 9, 19,6). Seine Tochter Julia Frontina war mit Sosius Senecio verheiratet, einem einflussreichen Freund und Berater Kaiser Trajans, der außerdem sehr gebildet war - Plutarch widmete ihm seine Parallelbiografien. Senecio war auch Freund Hadrians. Die Tochter des Senecio und Enkelin des Frontinus wurde mit einem ebenfalls bedeutenden Mann verheiratet, Pompejus Falco, der uns zu einem späteren Zeitpunkt interessieren wird.
Literatur:
Annette Nünnerich-Asmus. "Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?", darin: "Traian - Der Weg zum Kaisertum", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2780-3
Plinius der Jüngere, Briefe, IX, 19, Philipp 'Reclam Jun., Stuttgart 1998, ISBN 3-15-059706-4
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