Sonntag, 24. Juni 2018

Der ideale Monarch?

Kaiser Trajan kam dem Herrscherideal im alten Rom sehr nahe. Und ich will gar nicht bestreiten, dass eine Persönlichkeit wie er an der Spitze eines Staates für Stabilität sorgen kann. Dass die Monarchie als Staatsform aber auch enorme Risiken in sich birgt, zeigen jene Fälle, in denen Kaiser ihrem Amt nicht gewachsen waren wie Commodus oder Domitian in seinen letzten Jahren oder der Princeps gar geistesgestört war wie Caligula. Nero trieb nicht nur viele Menschen in den Tod, sondern brachte den römischen Staat an den Rand des Bankrotts. Monarchie kann funktionieren, aber auch im Desaster enden.

Eine Demokratie in der Ausprägung, wie wir sie in Deutschland haben, wirkt auf mich verbesserungsbedürftig. Ich bin oft genervt von der Schwerfälligkeit und Ungerechtigkeit des heutigen Systems und finde es nicht mehr zeitgemäß. Aber ich würde mir keine Monarchie wünschen. Was ich mir für die Zukunft wünsche, geht jedoch über den Rahmen dieses Blogs hinaus und soll hier nicht erörtert werden.

In manchen Situationen überlege ich, wie es denn wäre, könnte jemand dies und jenes schnell und unbürokratisch entscheiden. Abgesehen davon, dass es gefährlich wäre, Einzelpersonen mit solcher Machtfülle auszustatten: Auch römische Kaiser wollten nicht willkürlich entscheiden. Sie fühlten sich an Gesetze, Senatsbeschlüsse und Verfügungen ihrer Vorgänger gebunden. Trajan wollte Präzedenzfälle vermeiden (Plinius, Briefe, X, 78,2). Vergünstigungen, die er auf persönliche Bitten hin gewährte, kamen nur einem auserwählten Kreis von Menschen zugute. Viele römische Bürger kamen nie in seine Nähe, kannten gerade mal sein Bildnis.

Ich meine, dass Trajan nicht nur eine Rolle spielte, sondern sich mit seinem Amt als guter Herrscher identifizierte. Nur so konnte er überzeugen. Seine Integrität berührt mich positiv und stimmt mich oft optimistisch in unserer komplizierten modernen Zeit. Auch eine Person, die vor 2.000 Jahren lebte, kann inspirieren und motivieren. Die Beschäftigung mit Geschichte fasziniert, regt zum Nachdenken an und muntert manchmal auf. Doch wiederholen sollte sich Geschichte nicht.

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