Sonntag, 10. Juni 2018

Straßen und Häfen

Vom Bau des Hafens bei Centumcellae - Civitavecchia habe ich bereits erzählt. Es ist ein besonderes Glück, dass Plinius der Jüngere Augenzeuge war und in seiner überlieferten Briefsammlung davon berichtete. Aber noch bedeutsamer war der Ausbau des Hafens von Ostia in unmittelbarer Nähe zu Rom.

Jener Hafen "portus" befand sich etwa 3 Kilometer vor der Stadt Ostia. Dort legten bereits seit der frühen Kaiserzeit die Getreideschiffe aus Ägypten und Nordafrika an. Schon vor Trajan wurde der Hafen mehrmals um- und ausgebaut, war er doch nicht nur zur Versorgung der Millionenstadt Rom unverzichtbar, sondern auch von strategischer Bedeutung. Kaiser Claudius ließ ein geschütztes Hafenbecken erbauen, aber die Baumaßnahmen gestalteten sich als so kompliziert, dass sie erst unter Nero vollendet wurden. Leider bot jener Bau noch nicht genügend Schutz: Im Jahr 62 wurden während eines Sturms 200 Schiffe im Hafen zerstört (Tacitus, Annalen 15.18).

Trajan nahm sich bald nach seinem Regierungsantritt der Aufgabe an, den Hafen sicher auszubauen. Die Arbeiten dazu dauerten während seiner gesamten Regierungszeit, immerhin 19 Jahre, an. Auch später wurden sie fortgesetzt. Dabei waren Fachleute am Werk. Der Hafen hatte die Form eines Sechsecks, war fast vier Meter tief und etwa 32 ha groß. Er befand sich landeinwärts hinter dem Hafen des Claudius und war durch einen Kanal mit Rom und dem Tiber verbunden. Es gab genügend Ankerplätze und Flächen, um mehrere große Schiffe zu entladen, außerdem Magazine mit Verwaltungsräumen in unmittelbarer Nähe. Auch die Stadt Ostia erlebte durch die Baumaßnahmen Trajans einen Aufschwung.

Während der Regierung Kaiser Trajans fanden in allen Häfen Italiens Bauarbeiten statt. Damit war es jedoch nicht getan. Dem Imperator war auch an der Verbesserung der Handelswege auf dem Land gelegen. Er ließ eine Straße von Beneventum nach Brundisium bauen, die nach ihm benannt wurde. Dies war ein Abzweig der Via Appia, der den Süden Italiens besser an die Hauptstadt anbinden sollte. Die Straße war von hoher Qualität, gepflastert mit Granitsteinen. Aus Inschriften wissen wir, dass der Kaiser den Bau der Straße aus seinem Privatvermögen finanzierte. Die erforderlichen Mittel werden auf mindestens zwanzig Millionen Sesterzen geschätzt. (Wir erinnern uns an das Mindestvermögen eines Senators von einer Million Sesterzen!). Zum Dank wurde dem Herrscher der Ehrenbogen in Benevent im Jahr 114 geweiht. Solche Ehrungen beauftragte der Senat, und die Kosten dafür übernahm das Aerarium, die Staatskasse.

Vom Ehrenmonument zurück zum Straßenbau. Die Kaiser sorgten durch spektakuläre Baumaßnahmen dafür, dass die Reisewege bequemer wurden. Bei Terracina wurde ein Felsen abgetragen, damit man auf Höhe der Küste weiterreisen konnte, ohne einen Berg überwinden zu müssen. Brücken überwanden Täler, und Tunnel sorgten für Abkürzungen und mehr Bequemlichkeit. All diese Maßnahmen sollten vielen Menschen Arbeit verschaffen, aber auch die Versorgung der Bevölkerung mit verschiedensten Gütern sicherstellen.

Kaiser Trajan lebte und wirkte in der Überzeugung, ein Reich in Blüte, allgemeinem Wohlstand und Freiheit zu regieren. Davon zeugen unter anderem Äußerungen in seinen amtlichen Schreiben (Plinius, Briefe, X,89 und X,97). Die Lobrede des Plinius, der Panegyrikus, hat immer wieder Anlass zu Kritik gegeben. Zur Freizügigkeit jener Epoche kann man auch rechnen, dass der Finanzfachmann Plinius (er verwaltete zeitweise die Staatskasse, das Aerarium) den Kaiser für seine Verwaltung und Offenlegung des Fiscus, seines Privateinkommens, loben konnte, ohne dass dies als Anmaßung verstanden wurde. Den Titel "Optimus Princeps" hat sich Trajan nicht selbst verliehen. Er war bereits in aller Munde, als er die Macht übernahm. Darin lagen Erwartungen des Senats, die der Princeps annahm. Der Bau der Via Traiana ist vielleicht eines der löblichsten Zeugnisse seines öffentlichen Wirkens.

Literatur:

Annette Nünnerich-Asmus: "Traian. Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit?", darin: "Die Bautätigkeit Traians in Italien", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2780-3

Heiner Knell: "Kaiser Trajan als Bauherr", WGB (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) Darmstadt, 2010, ISBN 978-3-534-23659-6

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