Sonntag, 1. März 2020

Der Triumph

Nach beiden Dakerkriegen feierte Kaiser Trajan einen Triumph. Der Triumphzug war weit mehr als eine Feier, bei der sich der Feldherr zujubeln ließ und seine Beute präsentierte. Es war ein uralter, an etruskische Traditionen anknüpfender politischer und heiliger Akt - und natürlich auch ein Volksfest.

Im wunderschön und farbig bebilderten Jugendbuch "Die römische Arme" von Peter Conolly ist der Triumphzug des Titus über die Juden auf einer Doppelseite dargestellt. Ich kann dieses Buch auch interessierten Erwachsenen ans Herz legen.

Der Triumph wurde seit alters her Feldherrn genehmigt, die im Besitz des vollen Imperiums, des militärischen Oberbefehls, einen äußeren Feind besiegt hatten. Dabei mussten mindestens 5.000 Gegner getötet worden sein. Seit alter Tradition endete das Imperium an der Stadtgrenze von Rom. Dort bat der Feldherr darum, im Triumph in die Stadt einziehen zu dürfen. Die Entscheidung darüber oblag dem Senat. Wurde der Triumph genehmigt, zog der Feldherr mit Abordnungen der beteiligten Truppen, der Kriegsbeute und den Gefangenen auf einer festgelegten Route in die Stadt ein.

Der Triumphator stand auf einem hohen zweirädrigen Kastenwagen, der von vier Pferden gezogen wurde - eine Quadriga also. Der Triumphwagen wurde seit Caesar von Schimmeln gezogen, denn diese Pferde waren Attribute von Göttern und speziell von Jupiter, dem höchsten Gott. Seit der Kaiserzeit waren Triumphzüge Vorrecht des Kaisers. Titus war eine Ausnahme; er durfte unter Herrschaft seines Vaters Vespasian triumphieren. Der Triumphator trug die Gewänder des Jupiter, eine mit goldenen Palmenzweigen bestickte, purpurne Tunika und eine mit Sternen bestickte Purpurtoga. Sein Gesicht war rot bemalt wie die Statue des kapitolinischen Jupiters. In den Händen trug er ein von einem Adler gekröntes Szepter, ebenfalls Attribut Jupiters, und einen Palmzweig. Somit konnte er das Gespann nicht lenken. Die Pferde wurden von Begleitern im Schritttempo geführt. Der Feldherr hatte vor dem Krieg Jupiter Gelübde gebracht und zog nun ihm zu Ehren in die Stadt ein, um zum Tempel zurückzukehren und dem höchsten Gott ein Dankesopfer zu bringen: 100 weiße Stiere wurden vor dem Tempel nach vorgeschriebenem Ritual getötet.

Hinter dem siegreichen Kaiser stand ein Sklave, der ihm einen Kranz aus Eichenlaub über den Kopf hielt. Er trug bereits einen Lorbeerkranz und war somit doppelt bekränzt. Der Sklave flüsterte ihm immer wieder zu: "Blicke hinter dich und gedenke, dass du ein Mensch bist. "Offenbar war es nötig, den Triumphator ein bisschen zu mäßigen, damit er nicht komplett abhob in seinem Jupiterkostüm. Der Zug bewegte sich langsam und kam gelegentlich ins Stocken. Ringsum waren Tribünen errichtet und Schaulustige säumten die Straßen. Auch von Unfällen wird berichtet. Als Caesar über die Gallier triumphierte, soll sein Triumphwagen einen Achsenbruch erlitten haben, so dass er die letzten Schritte zu Fuß zurücklegen musste. Die ganze Zeremonie zog sich über Stunden hin. Was tat der Triumphator, wenn er ein dringendes Bedürfnis hatte, frage ich mich. Vermutlich stieg er vom Wagen und erleichterte sich, wo es gerade passte – was sonst. Der Zug bewegte sich von Norden aus in die Stadt hinein: vom Marsfeld aus ging es durch die Porta Triumphalis. Er durchquerte den Circus Maximus, der 150.000 Leuten Platz bot. Weiter ging es nördlich um den Palatin herum und zum Forum Romanum, um schließlich über die Via Sacra das Capitol zu erreichen. Dort legte der Triumphator seinen Kranz vor dem höchsten Gott nieder. Unter seiner Aufsicht wurde dann auch das Opfer vollzogen. Am Abend schließlich gab der Kaiser ein großes Gastmahl für Senatoren, Ritter und verdiente Offiziere. Auch die Bevölkerung wurde öffentlich beköstigt.

Diese anstrengende Zeremonie, die speziell vom Feldherrn echten Körpereinsatz verlangte, der stundenlang auf einem wackligen Wagen stehen und eine möglichst gute Figur machen musste, konnte unter vermutlich reichlich Adrenalin bewältigt werden. Die Feierlichkeiten dauerten am Tag des Triumphes bis in die Nacht an, und es folgten weitere Höhepunkte wie großzügige Spiele für die Bevölkerung. Trajan wusste, was das Volk von ihm erwartete, und war nicht knausrig. Hundertdreiundzwanzig Tage lang dauerten die Spiele anlässlich seines zweiten dakischen Triumphes, und zehntausend dakische Kriegsgefangene ließen in der Arena ihr Leben. Hier im Blog habe ich Näheres über die Gladiatorenkämpfe und Circusrennen berichtet, aber auch viel über andere Themen - es lohnt sich also, auch die Suchfunktion zu benutzen.

Literatur:

Marcus Junkelmann: "Die Reiter Roms, Teil I,Verlag Zabern, Mainz 1990, ISBN 3-8053-1006-4

Peter Conolly: "Die Römische Armee", Tesloff-Verlag, Hamburg 1976, ISBN 3-7886-0180/9

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