Sonntag, 15. März 2020

Vigintivirat und Quästur

Mit "cursus honorum" ist die senatorische Ämterlaufbahn im alten Rom gemeint. Auch die Ritter durchliefen Ämter, aber es waren eher militärische Laufbahnen. Die Laufbahn eines Senators konnte von Senatorensöhnen angestrebt werden, aber auch von Rittern, die in den Senat aufsteigen wollten.

Vorm Eintritt in den Senat lagen die Ämter des Vigintivirats, die nicht zum cursus honorum zählten, aber eine Vorstufe davon waren. Junge Männer mussten 18 Jahre alt sein, um diese Ämter übernehmen zu können.

Vigintiviri waren, wie der Name sagt, in der Kaiserzeit 20 Männer. Sie waren unter anderem für die Straßen in der Stadt Rom oder außerhalb verantwortlich, für die Münzprägung, für die Gerichtsbarkeit über die einfache Bevölkerung oder sie waren Aufsichtspersonen über Gerichtshöfe bzw. einfache Richter.

Nach dem Vigintivirat trat ein junger Senatorensohn um die Zwanzig im Normalfall den Militärdienst an: er wurde tribunus militum. Jeder Legion war ein senatorischer Militärtribun zugeordnet. Der Militärdienst dauerte ein Jahr und gab dem jungen Mann Gelegenheit, zu beweisen, ob er einmal höhere militärische Aufgaben wie das Kommando einer Legion oder gar die Verwaltung einer strategisch bedeutsamen Provinz übernehmen konnte. Ehe es soweit war, musste er jedoch noch weitere Stationen des cursus honorum absolvieren.

Mit dem Amt des Quästors war der Eintritt in den Senat verbunden. Für alle Ämter des cursus honorum galten die Regeln der Kollegialität und Annuität: jeweils zwei Kollegen teilten sich das Amt und es war auf ein Jahr beschränkt. Für jedes Amt galt ein festgelegtes Mindestalter. Außerdem waren zeitliche Abstände zwischen den Ämtern vorgeschrieben, und man durfte nicht mehrere Ämter gleichzeitig bekleiden. Die Aufgabenbereiche der jeweiligen Ämter waren Veränderungen unterworfen. In der römischen Republik waren die Ämter wirklich Ehrenämter, d.h. die Magistrate wurden nicht bezahlt. In der Kaiserzeit erhielten die Magistrate ein Gehalt. Hintergrund war das Bemühen, Amtsmissbrauch und Korruption einzudämmen. Man darf nicht vergessen, dass ein Angehöriger der römischen Oberschicht einen aufwändigen Lebensstil finanzieren musste. Da ging es nicht nur um reinen Luxus, sondern um echte Verpflichtungen gegenüber Freunden, d.h. Geschäftspartnern und Klienten, das erforderliche Mindestvermögen - normalerweise in Grundbesitz, das unterhalten werden musste, und natürlich der nicht eben geringe Lebensunterhalt. Denn: echte Arbeit war in der römischen Aristokratie verpönt. Rechtsbeistand beispielsweise war reine Ehrensache. Auch die Ämter waren mit Ausgaben verbunden: mit der Finanzierung der Spiele oder der Erneuerung und Instandhaltung von Straßen, auch wenn es in der Kaiserzeit Zuschüsse vom Fiskus gab.

Es gab Quästoren in Rom und in den Provinzen, und es gab Quästoren des Kaisers. Letztere waren besonders privilegiert. Der junge Hadrian wurde im Jahr 100 Quästor des Kaisers Trajan. Er war sein Kontaktmann zum Senat, informierte ihn über all das, was in seiner Abwesenheit im Senat behandelt worden war, und verlas gelegentlich auch Reden des Kaisers vor dem Senat. Quästoren organisierten die Gladiatorenspiele, unterstützten die Konsuln, verwalteten die städtischen Archive. In den Provinzen, die formal dem Senat unterstellt waren, kümmerten sie sich um die Finanzverwaltung und trieben Steuern ein. Ursprünglich musste ein Quästor über 30 sein, um sein Amt antreten zu können, doch in der Hohen Kaiserzeit waren die Senatorensöhne Anfang 20. Hadrian wurde mit 24 Jahren Quästor.

Die Quästur war im cursus honorum ein Muss. Sie kann deshalb auch für Trajan als sichere Station seiner Ämterlaufbahn gelten, obwohl diese nicht vollständig überliefert ist. Andere Ämter des cursus honorum konnten von besonders privilegierten Senatoren, den Patriziern, übersprungen werden. Kaiser Trajans Vater war von Vespasian unter die Patrizier aufgenommen worden. Eigentlich war das ein Widerspruch, denn die Patrizier galten als Abkömmlinge der altrömischen Dynastien. Trajans Familie stammte aus Südspanien, dem heutigen Andalusien. Ihre Vorfahren waren italische Kolonisten, die aus Umbrien stammten, also nichts da mit altrömischem Geschlecht. Aber der Kaiser konnte diesen Status auch besonders loyalen Senatoren verleihen. Trajans Vater war Vespasian und Titus treu ergeben. Das Amt des Ädil, das nach einer Pause auf die Quästur folgte, konnte von Patriziern ausgelassen werden. Es ist für Trajan nicht belegt und wahrscheinlich hat er es auch nicht bekleidet.

Literatur:

Annette Nünnerich-Asmus: "Traian". Verlag Philipp von Zabern, Main 2002, ISBN 3-8053-2780-3

Geza Alföldy: "Römische Sozialgeschichte", Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1975, ISBN 978-3-515-09841-0

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