Mittwoch, 1. Januar 2020

Römisch-dakische Auseinandersetzungen unter Kaiser Domitian

Kaiser Domitian, Ende des ersten Jahrhunderts Herrscher über das römische Imperium, war ein pflichtbewusster, von Ehrgeiz getriebener Mann, der konsequent, streng und hart bis zur Grausamkeit (die schon Zeitzeugen erschreckte, was etwas heißen soll) seine Prinzipien durchsetzte. Innenpolitisch machte er sich Feinde, und auch in seiner Außenpolitik bewies er nicht immer eine glückliche Hand.

Im Sommer des Jahres 85 fielen die Daker unter Diurpaneus in die römische Provinz Moesia ein. Über ihre Gründe zu diesem Schlag gegen das Imperium gibt es verschiedene Theorien. Sie fürchteten Roms Stärke und Machtanspruch, sogar einen Krieg, der von Rom ausgehen könnte. Wahrscheinlich waren es wirtschaftliche Gründe, verstärkte Tributforderungen Roms und Leistungen, die von Bündnispartnern erwartet wurden. Domitian fuhr in solchen Fragen eine harte Linie.

Der Angriff der Daker kam für die Römer überraschend. Der Statthalter Oppius Sabinus trat dem Heer der Daker mit allen auf die Schnelle verfügbaren Truppen entgegen, aber er wurde besiegt und fiel selbst in der Schlacht. Auf die Schreckensnachricht hin brach der Kaiser in Begleitung seines Prätorianerpräfekten Cornelius Fuscus aus Rom auf. Aus Pannonien und Germanien, sogar aus Nordafrika wurden Truppen für diesen ersten Dakerkrieg des Kaisers herangeführt. Fuscus leitete die militärischen Operationen, und Statthalter der Provinz Moesia wurde M. Cornelius Nigrinus Curiatius Maternus, einer der erfolgreichsten Heerführer Domitians. Die römischen Truppen errangen rasche Erfolge und konnten die Daker über die Donau zurückdrängen. Der Kaiser kehrte nach Rom zurück und feierte Anfang des Jahres 86 einen Triumph.

Damit war es freilich nicht getan: der blutige Angriff der Daker musste gerächt werden; Rom musste sein verlorenes Prestige wiederherstellen. Cornelius Fuscus überschritt im Jahr 86 mit einem Heer die Donau und wollte Diurpaneus in einem Gegenangriff unschädlich machen. Die Daker sollten somit gezwungen werden, die Autorität Roms anzuerkennen. Doch Fuscus hatte Diurpaneus und seine Truppen unterschätzt. Als es zur Schlacht kam, wurde er selbst getötet, sein Lager zerstört und geplündert, und die überlebenden Römer flohen zurück nach Moesien.

Diese Niederlage kurz nach dem Triumph war eine Katastrophe für Rom und besonders für Domitian. Im Jahr 87 kam es zu einer Verschwörung, die er brutal niederschlug. Bereits 86 brach der Kaiser zu einem zweiten Feldzug auf. Sogar aus Britannien wurden Truppen an die Dakerfront abgezogen. Dort war nun der Krisenherd, der die Kräfte des Imperiums für eine längere Zeit beanspruchen sollte.

Um die Ehre Roms wiederherzustellen, waren die Vernichtung des Diurpaneus und ein klarer Sieg über die Daker unumgänglich. Unter der Führung des Maternus gelang es, die Daker vernichtend zu schlagen und ins Gebirge zu vertreiben. Diurpaneus kam wahrscheinlich ums Leben. Der Kaiser konnte noch im gleichen Jahr nach Rom zurückkehren, verzichtete aber auf Siegesfeierlichkeiten. Denn schon zeichnete sich neues Konfliktpotential ab: die dakischen Stämme hatten sich unter ihrem neuen König Decebal vereinigt. Decebal galt als starker Regent, der zu Bündnissen bereit war, aber auch gewaltsame Auseinandersetzungen nicht scheute. Er setzte Domitian bereits unter Druck, als dieser Krieg gegen Diurpaneus führte, wollte das alte Bündnis erneuern, und, wenn es nicht zustande käme, in den Krieg mit Rom eintreten. Darauf konnte sich Domitian nicht einlassen, und künftige militärische Auseinandersetzungen waren vorprogrammiert.

Domitian richtete zwei moesische Provinzen ein. Die Quaden und Markomannen nutzten den römisch-dakischen Konflikt aus und weigerten sich, Rom Bundesgenossen zu stellen, wozu sie vertraglich verpflichtet waren. Daraufhin mussten die Römer ihre Militärpräsenz entlang des ausgeweiteten Krisenherdes verstärken. Der Statthalter Obermoesiens, Tettius Julianus, rückte gegen die dakische Königsstadt Sarmizegetusa vor. Bei der ersten Schlacht erlitt Decebal eine Niederlage. Julianus müssen weitere Siege gelungen sein, denn Domitian wurde mehrmals zum Imperator ausgerufen. Im Herbst 88 zog er mit seinem Heer zurück nach Moesien in die Winterquartiere. Vermutlich war ein weiteres Vorgehen nach Innerdakien vor dem Winter nicht möglich. Decebal bat um Frieden, den Domitian noch ablehnte.

Im Jahr 89 kam es zu einer innenpolitischen Krise des Imperiums, als der Statthalter Obergermaniens, Antonius Saturninus, usurpierte. Die damaligen Ereignisse sind nicht vollständig überliefert. Der Kaiser musste alle verfügbaren Truppen zur Niederschlagung der Revolte nach Germanien beordern. Doch Saturninus wurde vom Heer der Nachbarprovinz Niedergermanien besiegt. Der Kaiser selbst rückte von Rom heran und erklärte die Operation zu einem erneuten Germanienfeldzug. Die Chatten, die Saturninus unterstützt hatten, mussten bestraft werden und unterwarfen sich.

Von Germanien aus zog Domitian nach Pannonien. Er plante einen neuen Feldzug gegen die Daker. Zuvor wollte er die Quaden und Markomannen bestrafen, weil sie ihren Vertragspflichten nicht nachgekommen waren. Ihre Gesandten ließ er töten. Der Feldzug des Kaisers gegen die Siedlungsgebiete der Markomannen war ein Fehlschlag. Die Römer mussten sich zurückziehen und ihre Operation abbrechen. Domitians Image war damit schwer beschädigt. Nun traten die sarmatischen Jazygen in den Krieg ein. Die Situation drohte zu eskalieren. Domitian traf eine pragmatische Entscheidung und ging ein Bündnis mit Decebal ein. Decebal erschien nicht selbst vor dem Kaiser, sondern schickte seinen Bruder Diegis, der sich stellvertretend kniefällig unterwarf. Somit war Decebal Klientelkönig Roms. Domitian verpflichtete sich zu Zahlungen und sendete dem Dakerkönig Techniker und Fachkräfte, die ihm beim Aufbau seiner Siedlungen und Verteidigungssysteme halfen.

Durch das Bündnis mit Decebal war Domitian zunächst entlastet. Die Quaden und Markomannen überschritten im Jahr 92 zusammen mit den Jazygen die Donau und trafen dort auf die Legion Rapax, die vernichtet wurde. Domitian musste erneut an die Donau reisen. Es gelang den Römern, die Jazygen zu unterwerfen. Daraufhin waren die Markomannen und Quaden isoliert, aber es dauerte noch einige Jahre, bis die Lage einigermaßen stabilisiert war. Dann spitzte sich die Situation in Rom zu: Domitians Schreckensjahre begannen. Der Vertrag mit Decebal war nach römischen Empfinden eine Schande und der Konflikt keineswegs ausgeräumt. Die Lösung des Problems im Sinne Roms sollte Aufgabe für einen späteren Herrscher sein.

Literatur:

Karl Strobel: Kaiser Traian. Verlag Pustet, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7917-2172-9

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