Samstag, 14. Dezember 2019

Dakische Bauten und Befestigungen

Mit dem Dakerreich unter Burebista und später Decebal hatte das römische Imperium einen ernstzunehmenden Gegner: eine aufstrebende, sich rasch entwickelnde Zivilisation. Die Daker sind wiederholt in römisches Territorium eingedrungen. Decebal hat Domitians und später Trajans Truppen jahrelang Widerstand geleistet und ist zeitweise in Offensive gegangen. Was machte ihn so siegessicher?

Die Daker waren gut organisiert und ausgerüstet. Dies zeigt sich besonders an ihrem Verteidigungssystem. Die meisten dakischen Siedlungen waren befestigt, d.h. von einem Palisadenwall und Graben, manchmal auch von einer Mauer geschützt. In den Orastie-Bergen in Siebenbürgen befanden sich zahlreiche Festungen, die den Adligen als Wohnsitz dienten, aber auch die Zivilsiedlungen der Umgebung schützten. Ihre wichtigste Funktion war jedoch der Schutz der Königsstadt Sarmizegetusa, die selbstverständlich auch befestigt war. Die Burgen befanden sich auf unzugänglichen Bergkuppen und ihre Grundrisse waren dem jeweiligen Gelände angepasst. Oftmals waren Plateaus auch bearbeitet worden. Typisch für die Daker waren Mauern aus behauenem Kalkstein, die mit einer Mischung aus Erde, Felsbrocken und Bruchsteinen aufgefüllt wurde. Keilförmig zugespitze Baumstämme, die ins Mauerwerk eingesetzt wurden, verhinderten, dass die Erde die Mauern auseinanderdrückte. Die Daker verwendeten keinen Mörtel und errichteten ihre Befestigungen direkt über dem Boden. Und es gab in regelmäßigen Abständen Türme, in deren Untergeschossen Vorräte und Waffen gelagert wurden, während die Obergeschosse auch Unterkünfte beherbergten. Man erreichte sie aus dem Inneren der Festungen über Leitern. Bei den Türmen wurden auch Ziegel verbaut.

Die Festungen wurden oft von kleineren, vorgelagerten Festungen und Wehrtürmen geschützt. Wasserleitungen aus Tonröhren versorgten die meisten dakischen Siedlungen; Brunnen und Zisternen sind nachgewiesen. Die Häuser in den Zivilsiedlungen waren entweder in die Erde eingelassen oder über der Erde errichtet. Auf einem Fundament aus Stein wurde das Haus aus Balken gebaut. Die Zwischenräume wurden mit geflochtenen Ruten ausgefüllt, die wiederum mit Lehm verputzt waren – eine Art Fachwerkbau. Der Boden bestand aus Lehm, die Dächer waren mit Stroh, Holzschindeln oder Ziegeln gedeckt. Manche der Häuser hatten sogar einen farbigen Anstrich.

Die dakische Königsstadt Sarmizegetusa war eine Fluchtburg: sie nahm bei Angriffen Bewohner der Umgebung auf. Entsprechend großzügig musste sie erbaut worden sein. Die Trajanssäule zeigt eine lange Befestigungsmauer mit Türmen, Wehrgängen, festen Gebäuden mit Fenstern und Türen. Es gab eine vorgelagerte Mauer, einen Graben und Fallgruben. Decebal hielt sich vermutlich vorzugsweise dort auf, aber er konnte auch auf andere Befestigungen ausweichen – was er nach Einnahme der Stadt auch tat. Trajan hatte vor der Stadt umfangreiche Belagerungswerke errichten lassen. Als der Kaiser im zweiten Dakerkrieg die Übergabe der Königsstadt verlangte, flohen viele Daker in die Berge. Manche nahmen Gift, um nicht lebend in die Hände der Römer zu fallen. Andere steckten die Stadt in Brand. All das ist auf der Trajanssäule dargestellt. Nach der Eroberung durch die Römer wurden die Daker aus dem Gebirge vertrieben und mussten in den Ebenen siedeln, wo man sie leichter überwachen konnte. Das neue Zentrum der Provinz Dakien hieß nach der alten Königstadt Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa, ist jedoch nicht mit ihr identisch.

Literatur:

„Die Daker“ Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1980, ISBN: 3-8053-0457-9

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