Samstag, 11. Januar 2020

Nervas Herrschaft und der 3. Pannonische Krieg

Am 18. September des Jahres 96 wurde Kaiser Domitan ermordet. Die Verschwörer gehörten seinem engsten Umfeld im Palast an, und auch seine Gattin Domitia Longina soll eingeweiht gewesen sein. Aber auch Senatoren mussten von der Verschwörung gewusst haben. Kurz nach der Ermordung des Kaisers soll sich Nerva, der Übergangskandidat des Senats, bereits auf dem Palatin befunden haben.

Am Folgetag, dem 19. September, wurde Nerva feierlich im Senat als neuer Princeps begrüßt. Er, damals schon ein älterer und kränklicher Mann, tat, was von ihm erwartet wurde, gab der stadtrömischen Bevölkerung, den Soldaten und der Prätorianergarde Geldgeschenke. Beim Volk und Heer war Domitian beliebt gewesen. Bei den an der Donau stationierten Truppen gab es Unruhen. Der Philosoph und Redner Dio von Prusa, von Domitian verbannt, trat in Moesien sofort in Erscheinung und wirkte auf die Soldaten ein. Er war Nerva und später auch Trajan freundschaftlich verbunden. Von seiner Nähe zu Nerva kündet sein Beiname Cocceianus.

Doch Propaganda allein genügte nicht. Die Flavier, zu denen auch Domitian zählte, waren engagierte Feldherren gewesen. Nerva war kein Truppenführer, der die Soldaten beeindrucken konnte. Die Führungsschicht in Rom musste handeln und die Soldaten beschäftigen. Es kam zum 3. Pannonischen Krieg, den schon Domitian geplant hatte.

Der damalige Statthalter von Moesien, Cn. Pinarius Aemilius Cicatricula Pompeius Longinus wurde nach Pannonien gesandt und mit dem Krieg gegen die Quaden und Markomannen beauftragt. Er erhielt Verstärkung durch Truppen aus Germanien und war erfolgreich, denn im Herbst 97 unterwarfen sich die Quaden und Markomannen. Die sarmatischen Jazygen verhielten sich in jenen Jahren loyal zu Rom. Die Nachricht vom Sieg traf im Oktober in Rom ein. Nerva bestieg mit dem Siegeslorbeer das Kapitol, um ihn im Jupitertempel niederzulegen. Den militärischen Erfolg und den heiligen Akt nutzte er für einen bedeutsamen politischen Schritt: die Adoption Trajans, damals Statthalter von Obergermanien, als Sohn und Nachfolger und dessen Ernennung zum Mitregenten.

Als Befehlshaber eines großen Heeres in der Nähe Italiens wäre Pompeius Longinus in der Lage gewesen, zu usurpieren. Doch er muss Nerva und seinen Beratern als zuverlässiger Mann bekannt gewesen sein. Auch Trajan gab ihm wichtige Militärkommandos in den Dakerkriegen, wo Longinus seine absolute Loyalität unter Beweis stellte – aber davon später.

Die Rhein- und Donaugrenze waren nun wieder völlig unter römischer Kontrolle. Doch damit gab sich Rom nicht zufrieden. Die Aufgabe, das Dakerreich zu bezwingen, war nicht mehr Nerva, sondern seinem Nachfolger Trajan aufgegeben. Am ersten Januar des Jahres 100 hielt Plinius der Jüngere vor dem Senat und dem Kaiser seine Dankesrede für die Verleihung des Konsulats, den Panegyrikus. Darin prophezeite er bereits Trajans Triumph über die Daker (Panegyrikus, 17). Nach den Entwicklungen an der Donaufront während der Herrschaft Domitians und der kurzen Regierung Nervas ist das kein Wunder. Bereits während seiner Reise von Germanien nach Rom, die auch die Donaufront streifte, machte sich Trajan mit der künftigen Herausforderung vertraut.

Literatur:

Karl Strobel: Kaiser Traian. Verlag Pustet, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7917-2172-9

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