Sonntag, 26. Januar 2020

Regierungsantritt Trajans und erste Kriegsvorbereitungen

Mit Marcus Ulpius Traianus wurde ein Mann aus dem Kreis der "kaiserfähigen" Konsulare von Nerva adoptiert. Er hatte sich in verschiedenen Stationen der römischen Ämterlaufbahn bewährt, die nicht alle bekannt sind; manche Ämter und Betätigungsfelder werden vermutet. Er war damit für die Herrschaft über das Imperium qualifiziert, wie wir heute sagen würden. Die Geschichte zeigt, dass jene Männer, die über militärische und administrative Erfahrungen verfügten, verantwortungsvollere Regenten waren als diejenigen, die schon als Kinder und junge Männer am Hofe aufwuchsen und als Prinzen viel zu früh viel zu hoch geehrt wurden.

Das soziale Prestige und die erworbenen Fähigkeiten allein genügten nicht. Trajan musste sich als Herrscher profilieren, musste sich beliebt machen, nicht nur beim Senat, sondern auch beim Volk und besonders beim Heer. Sein erstes Durchgreifen gegen die Prätorianer und seine organisatorischen Maßnahmen in Germanien waren nur der Auftakt.

Die Flavier hatten mit ihren Siegen, Triumphen und persönlichen militärischen Kommandos die Messlatte für künftige Herrscher sehr hoch gelegt. Trajan sah sich mit dem Anspruch konfrontiert, seine Vorgänger und besonders Domitian zu übertreffen. Das muss ihm klar gewesen sein, als er die Herrschaft übernahm. Und seine Berater werden ihn darin bestärkt haben, dass er bald einen großen militärischen Erfolg benötigte.

Als er im Jahr 99 von Germanien aus nach Rom zog, reiste er an der Rhein-Donau-Grenze entlang, um sich persönlich bei seinen Truppen vorzustellen, aber auch Kriegsvorbereitungen einzuleiten und zu begutachten. Erste Anordnungen sind sicher schon von Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensis) aus nach Moesien und Pannonien gegangen. Die Vorbereitungen waren gründlich. Die Stabsoffiziere konnten auf die Erfahrungen aus den Kriegen Domitians aufbauen. Das Land mit seinen Besonderheiten, den Bergen, Wäldern, Pässen, den Befestigungen und Zugängen zur Königsstadt war der römischen Armee bekannt. Es gab Kartenmaterial und die Pläne der vorangegangenen Operationen. Der Ausbau von Straßen und Befestigungen, eines Treidelpfades an der Enge des Eisernen Tores und ein Kanal zur Umgehung der Stromschnellen waren die berühmtesten Bauprojekte, die dem Feldzug vorangingen. An den Kriegsvorbereitungen war L. Julius Ursus Servianus beteiligt, der Schwager des späteren Kaisers Hadrian, der zum engen Freundeskreis Trajans zählte. Involviert waren sicher Licinius Sura und der Gardepräfekt Claudius Livianus, aber auch viele Spezialisten wie der praefectus fabrum Manlius Felix, der Militäringenieur und Baumeister Apollodoros von Damaskus und die Statthalter der Donauprovinzen.

Trajan konnte auf Domitians Erfahrungen mit dem Dakerreich zurückgreifen. Dies war schon eine gute Basis, um erfolgreich zu sein. Ihm kamen aber auch persönliche Vorzüge zugute. Domitian bemühte sich zwar, als Feldherr selbst in Erscheinung zu treten. Doch sein Äußeres passte nicht so recht dazu. Er war weniger gut proportioniert, beleibt, mit dünnen Armen und Beinen, und frühzeitig kahlköpfig. Auch ließ seine Kondition zu wünschen übrig.

Trajan entsprach durchaus dem Erscheinungsbild eines Imperators: hochgewachsen, schlank, muskulös, mit frühzeitig ergrautem Haar und energischem Gesichtsausdruck. Er war durchtrainiert und waffengeübt. In passenden Situationen suchte er die Nähe zu den Soldaten, nahm an Exerzierübungen und Manövern teil. Er scheint sich mit der Rolle des Feldherrn, zu der auch das abendliche Gelage unter den Offizieren zählte, gern identifiziert zu haben. Während von Augustus überliefert ist, dass er seine Soldaten nicht „commilitones – Kameraden“ nannte, wählte Trajan genau diese Anrede. Er gab den Soldaten das Gefühl, nicht nur ihr fürsorglicher und motivierender Imperator zu sein, sondern einer von ihnen. Und darin war er überzeugend, was ihm nur gelingen konnte, wenn er darin aufging. Mit seinem offenen, zugänglichen Verhalten machte sich Trajan nicht nur beim Heer beliebt: seine "Leutseligkeit" kam auch in Rom und im Senat gut an. Auch im Senat sprach er (programmatisch): „Ich bin nur einer von euch“ (Plinius d. Jüngere, Panegyrikus 2,4) – ein gewaltiges Understatement! Und der Senat ließ sich derartige Gesten als Streicheleinheiten gern gefallen.

Doch mit Gesten ließ Trajan es nicht bewenden. Er plante seinen ersten Feldzug gründlich, großangelegt und ließ ein für die damalige Zeit sehr großes Heer zusammenziehen. Als es im Jahr 101 zum Krieg kam, startete einer der letzten erfolgreichen Vergeltungs- und Eroberungszüge des römischen Imperiums.

Literatur:

Karl Strobel: "Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", Verlag Pustet, Regensburg 201, ISBN 978-3-7917-2172-9

Wolfgang Seyfarth, "Römische Geschichte, Kaiserzeit I", Akademie-Verlag Berlin, DDR, 1974

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