Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Donnerstag, 17. August 2017
Trajan, Syrien und die Sache mit dem Wolf
Anfang August 117, vor 1.900 Jahren, starb Kaiser Trajan, und ich bin auf weitere Meldungen in den Medien gestoßen. Der MDR widmete diesem Anlass ein "Kalenderblatt". Ich war erfreut, dies zu lesen, habe mich aber über ein, zwei Ungereimtheiten geärgert und war hin und hergerissen: soll ich etwas dazu schreiben oder besser nicht? Ich fühle mich ja selbst ein wenig streng und haarspalterisch. Vielleicht sind meine Erwartungen zu hoch. Jeder kann Fehler machen, und auch ich werde Fehler machen. Andererseits gibt es zu Kaiser Trajan eine ausführliche und zuverlässige Wikipedia-Seite. Wer sich schnell einen Überblick über diesen Herrscher und die wesentlichen Ereignisse jener Zeit verschaffen will, ist damit gut bedient.
Zum Artikel: Dass Trajan an der Echtheit des Schreibens von Nerva zweifelte, lese ich zum ersten Mal. Auch wird er nicht völlig unvorbereitet auf seine eventuelle Adoption durch den Kaiser gewesen sein. Die weitere Interpretation der antiken Überlieferung lasse ich unkommentiert. Aber: Trajan führte doch nicht in der Provinz Syrien Krieg! Jene Provinz war bereits in der römischen Republik eingerichtet worden und längst befriedet! Syrien war Ausgangspunkt für den Partherkrieg des Kaisers, die Provinzhauptstadt Antiochia wurde für diese Zeit Residenz. Trajan eroberte erst Armenien, dann Mesopotamien. Im Jahr 116 kam es zur Krise, die aber zum Zeitpunkt der Abreise des Kaisers aus Syrien weitgehend bewältigt war. Ich würde jenen Feldzug auch nicht als misslungen bezeichnen. Derartige Unternehmungen waren meist langwierig. Zwar führte Hadrian Trajans Eroberungspolitik nicht fort, aber Trajans militärische Erfolge gegen die Parther versetzten die Römer in eine gute Ausgangsposition für Verhandlungen.
Die Sache mit dem Wolf
Die abgebildete Statue stellt zweifellos Trajan dar. Der Wolf ist eher eine Wölfin, ähnlich der kapitolinischen Wölfin, der sagenhaften Urahnin Roms. Um dies zu erkennen, benötigt man allerdings einen größeren Bildausschnitt.
Zu jener Statue in Bukarest empfehle ich einen Artikel aus dem Spiegel von 2012.
Mein Mann und ich standen vor dieser Figur und waren ähnlich irritiert wie die Passanten in Bukarest. Allerdings befanden wir uns nicht in Rumänien, sondern in Spanien, in Sevilla, am Ufer des Guadalquivir. Bei einem abendlichen Spaziergang zwischen den Brücken Puente de Cachorro und Puente de Triana entdeckten wir eine Bronzeskulptur, die mir sofort "irgendwie bekannt" vorkam. Kein Wunder, denn Trajans Porträt weist alle überlieferten Merkmale auf. Ich war erstaunt über das Cassius-Dio-Zitat auf dem Sockel, das sich auf den Bau der Donaubrücke durch den Kaiser bezieht.
Mein Mann wagte eine erste Interpretation: "Er trägt einen Hund, dem ein Stück Eisen aus dem Kopf ragt." Ich sah den Sockel, dann wieder die Statue an, und schüttelte verwirrt den Kopf. Mein Mann wollte wissen, ob denn wirklich die Donau gemeint sei, denn die sei nun mal nicht in Sevilla. Ja, gewiss ist die Donaubrücke gemeint, antwortete ich, denn zum einen hat Trajan keine Brücke über den Guadalquivir, ehemals Betis bauen lassen, und außerdem kenne ich den Cassius-Dio-Text. Aber dann, sagte mein Mann, liegt hier ein Irrtum vor und die Statue steht am falschen Fluss.
Ich war an jenem Abend nicht in Stimmung für Kunstinterpretationen. Wir waren den ganzen Tag lang unterwegs gewesen und hatten Hunger. Also machten wir uns auf den Weg zum nächstbesten Restaurant. In der Nacht und an den folgenden Tagen dachte ich immer wieder über die Statue nach. Bald wurde mir klar, dass es sich nicht um einen Hund, sondern um die kapitolinische Wölfin handeln musste. Das wellenförmige Metall, das ihr aus dem Leib ragt, interpretierte ich als die Donau, die Trajan überschreitet. Da hat mich das Cassius-Dio-Zitat auf den Holzweg befördert. Der Kaiser ist nackt - als Heros? - dargestellt, ohne jegliche heroische Pose, Überlebensgröße oder Attribute eines Heros wie beispielsweise Hercules, und es sieht aus, als ob er baden geht. Auch dies trägt nicht zum Verständnis des Werkes bei.
Dass Trajan ein Zwitterwesen aus kapitolinischer Wölfin und Drachen (-fahne) trägt, das die römische Provinz Dakien symbolisiert, leuchtet mir nach Kenntnis dieser Tatsache und des Standortes im heutigen Rumänien ein. Aber was hat es mit der Statue am Guadalquivir auf sich? Ist sie ein zweites, beinahe identisches Werk oder eine Kopie der Bukarester Statue? Über Hinweise würde ich mich freuen.
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