Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 6. August 2017
Konkurrenten und Verschwörer (2)
Im Jahre 118, nur wenige Monate nach Herrschaftsantritt Hadrians, kam es zum sogenannten Attentat der Konsulare, in Folge dessen vier mächtige Männer vom Senat zum Tode verurteilt wurden. Für die Hinrichtungen war der Gardepräfekt Attianus zuständig; die Verantwortung dafür lag aber bei Hadrian.
Jene Personen, die beseitigt wurden, waren Cornelius Palma, Publilius Celsus, Avidius Nigrinus und Lusius Quietus. Über Celsus und Nigrinus ist nur wenig bekannt; ich wende mich daher Palma und Quietus zu.
Aulus Cornelius Palma Frontonianus war ordentlicher Konsul des Jahres 99, zusammen mit Sosius Senecio. Beide waren enge Vertraute Trajans. Die ersten Konsuln des neuen Kaisers waren jene Männer, die ihm zur Herrschaft verholfen hatten. Palma muss sich auf besondere Weise verdient gemacht haben, so dass er umgehend mit dem höchsten Amt des Reiches belohnt wurde.
Im Jahre 106 begann der zweite Dakerkrieg, mit dem ein großer Teil der römischen Armeeführung und Truppen gebunden waren. Zu jener Zeit wurde das peträische Arabien in eine Provinz umgewandelt. Kommandant dieses Unternehmens war der damalige Statthalter von Syria, Cornelius Palma. Es sei an dieser Stelle betont, dass sein Amt in Syrien eine Vertrauensstellung war. Die militärischen Schwerpunkte des Imperiums waren die Rhein-Donau-Grenze sowie die Grenze zum Partherreich im Osten. An beiden Fronten standen Legionen und Hilfstruppen, um notfalls sofort handeln zu können. Und nicht zufällig wurde die Herrschaft in Rom wiederholt am Rhein bzw. im Orient entschieden. Auch im Jahre 97 standen die Protagonisten im Kampf um die Macht an eben diesen Brennpunkten (siehe Beitrag unten "Konkurrenten und Verschwörer (1)").
Cornelius Palma annektierte Arabia mit Abteilungen seiner Legionen aus Syria und der Nachbarprovinz Iudaea. Ob Trajan dies längerfristig geplant hatte oder auf eine Krise reagierte, ist umstritten. Fakt ist, dass es Unruhen und Thronstreitigkeiten im Vasallenstaat gab und der Kaiser den Entschluss fasste, das Gebiet in eine römische Provinz umzuwandeln. Für die erfolgreiche Aktion wurde Palma mit den Triumphalabzeichen und einer Statue sowie einem zweiten ordentlichen Konsulat geehrt, das er 109 antrat.
In der Historia Augusta wird erwähnt, dass Palma und Celsus, ständige Widersacher Hadrians, wegen hochverräterischer Absichten auf den Thron verdächtig wurden. Ob dies vor dem Partherkrieg geschah, während des Feldzuges oder in der Zeit, als Trajan erkrankt war und die Regelung der Nachfolge drängte, ist unklar.
Lusius Quietus zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Er war maurischer Stammesfürst, römischer Bürger und von Domitian in den Ritterstand erhoben worden. Quietus führte eine Hilfstruppen-Reiterabteilung im Dienste Roms und war eventuell schon in den Donaukriegen Domitians im Einsatz. Dann wurde er wegen eines Vergehens entlassen. Während der Vorbereitungen Trajans für den ersten Dakerkrieg muss er seine Dienste angeboten haben und erhielt eine neue Chance.
Im Gebirgskrieg um die dakischen Festungen trug er entscheidend zum römischen Erfolg bei. Noch verdienter machte er sich im Partherkrieg, als er im Jahre 116 den Widerstand in Mesopotamien unterdrückte, von den Parthern besetzte Städte zurückeroberte und schließlich Aufstände in Iudaea niederschlug. Für jene Verdienste in einer für das Imperium kritischen Situation belohnte der Kaiser seinen Feldherrn mit der Aufnahme in den Senat. Für das Jahr 117 wurde er zum Konsul ernannt, trotz seiner "barbarischen" Herkunft und ohne die reguläre Ämterlaufbahn absolviert zu haben. Eine Chance, selbst Kaiser zu werden, hatte Lusius Quietus nicht, aber er hätte die Stütze eines Konkurrenten Hadrians sein können. Ob es sich bei der Krise Anfang 118 um eine organisierte Verschwörung handelte oder ob der Kaiser und sein Gardepräfekt vorbeugend ein paar unversöhnliche Gegner ausschalteten, wissen wir nicht.
Die Verdienste jener Männer für Rom, aber auch ihre Vergehen sind unvollständig überliefert, was mit ihrer Ächtung nach der Verurteilung zusammenhängt. Die Berberreiter des Quietus sind auf der Trajanssäule dargestellt; ihr Kommandant war damals jedoch kein Stabsoffizier und ist sicher nicht unter den engen Beratern des Kaisers abgebildet. Es gibt somit kein Porträt von ihm, genauso wenig von den anderen Verschwörern. Schade eigentlich.
Literatur:
Anton v. Premerstein: Das Attentat der Konsulare auf Hadrian, Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1908
Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans, Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn 1984, ISBN 3-77-49-2021-4
Historia Augusta, Band 1, Hadrianus: Artemis Verlag Zürich und München, 1976, ISBN 3 7608 3568 6
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