Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Freitag, 1. Januar 2021
Das Privatleben Kaiser Trajans
Ein römischer Kaiser war, wenn er seine Pflichten ernst nahm, ein sehr beschäftigter Mann. Mehr noch als das: er war keine Privatperson mehr. Dennoch musste sich auch der Herrscher eines Weltreiches erholen. Und in der Überlieferung, den Biografien römischer Kaiser, finden sich immer auch Schilderungen ihres Privatlebens, ihrer Vergnügungen, Schwächen, Leidenschaften. Man findet Angaben zu Ehe und Liebschaften, zu Eigenarten, Hobbys, Haustieren, Lieblingsgerichten. Trajan nimmt hier eine Ausnahmestellung ein. Es gibt leider nur wenige persönliche Notizen über ihn. Dies ist überwiegend der Tatsache geschuldet, dass keine antike Biografie über ihn existiert. Bei spätantiken Geschichtsschreibern finden sich vereinzelte Bemerkungen; Cassius Dio, der ein größeres Geschichtswerk verfasste, ist nur in Auszügen überliefert. Wir haben es leider mit einer Lücke in der Geschichtsschreibung zu tun. An anderer Stelle habe ich Vermutungen geäußert, warum das so sein könnte.
Man muss sich die Informationen zu Trajan immer noch relativ mühsam zusammensuchen. Und das Wenige, was überliefert ist, muss mit gewisser Skepsis betrachtet werden. Plinius der Jüngere, Zeitzeuge des Kaisers und von ihm gefördert, ist eine der wenigen verfügbaren Quellen. Deshalb sind seine Briefe und auch der Panegyrikus, die Lobrede auf den Kaiser, von unschätzbarem Wert. Doch sie zeichnen das Bild des idealen Herrschers, des "Optimus Princeps". Plinius begrüßte den Machtwechsel nach Domitians Ende überschwänglich und hat Trajan als Landesvater geliebt und hoch geschätzt. Bei aller Verehrung und sicher auch Übertreibung in einigen Passagen hat er aber im Senat keine Unwahrheiten erzählt. So etwas wäre nicht gut angekommen.
Was erzählt uns Plinius über Trajan? Der Kaiser war umgänglich, zugänglich, den Senatoren gegenüber respektvoll, er demonstrierte Bescheidenheit und einen relativ hohen Anspruch an sich selbst. Plinius erwähnt seine Vorbildwirkung, seine Prinzipien, aber auch seine Geduld und Milde. Trajan war davon überzeugt, in einem guten und gerechten Zeitalter zu leben und es zu repräsentieren. .
Plinius berichtet, dass die Senatoren gern zum Herrscher gingen und sich nicht vor ihm fürchteten. Gleichzeitig aber spricht er vom "zuchtvollen Schweigen" im Palast. Trajan ließ sich nicht von seinen Freigelassenen beherrschen wie etwa Claudius. Er war eine durchsetzungsstarke Persönlichkeit und strahlte, bei aller Milde ("Clementia"), dies auch aus.
Nach den täglichen Pflichten war der Kaiser nicht wirklich Privatperson. Er tafelte mit Senatoren und Freunden, seinem engeren Kreis. Trajans Tafel war nicht verschwenderisch, eher bescheiden für einen Monarchen. Die cena, das ausgedehnte Abendmahl im alten Rom, umfasste mehrere Gänge. In den Pausen gab es musikalische oder literarische Darbietungen und interessante Gespräche. Laut Plinius ging es dabei angenehm und würdevoll zu.
Einen kurzen Abschnitt des Panegyrikus widmet Plinius den Mußestunden Trajans. Dieser entspannte sich bei der Jagd, wobei er das Wild nicht nur erlegte, sondern auch aufspürte. Und er erholte sich in der Natur, beim Streifen durch Wälder und Besteigen von Bergen. Er liebte es, zur See zu fahren, und zwar aktiv: gern setzte er sich selbst an Steuer oder Ruder. Er war also jemand, der Outdoor-Aktivitäten liebte, wie wir es heute nennen würden. Ich gebe zu, schon deswegen bin ich ein wenig Fan von ihm.
Cassius Dio und andere spätere Geschichtsschreiber ließen aber durchblicken, dass Trajan durchaus Schwächen hatte, die ihn jedoch eher menschlich-sympathisch erscheinen ließen. Er war dem Weingenuss und gutem Essen zugetan, und speziell aus den Dakerkriegen ist bekannt, dass es regelmäßige Gelage gab, bei denen der junge Hadrian sich den Gewohnheiten seines Förderers anpasste. Wahrscheinlich ging es in Feldlagern, im Kreis der Offiziere, etwas derber zu als in Rom, doch auch dort oder auf den Landgütern des Kaisers war es abends zu später Stunde auch feucht-fröhlich.
Cassius Dio erwähnt Trajans Leidenschaft für schöne Knaben. Hadrians Neigungen waren ähnlich, und als es kam zu Interessenskonflikten, als dieser sich zu sehr für die Pagen des Kaisers interessierte. Relativierend meint Cassius Dio, dass Trajan viel Wein vertrug und hinsichtlich seiner Leidenschaften niemandem Schaden zufügte.
Privaten Kontakt zu Trajan hatte auch Dion von Prusa, der einige Zeit am Hof in Rom verbrachte. Auch er erlebte Trajan als eine Persönlichkeit, die dem Ideal eines Herrschers sehr nahe kam. Interessant ist die Tatsache, dass Dion und Trajan durchaus philosophische Debatten miteinander führten. Dion erwähnt auch die Kaiserin Plotina, die dem Herrscher Gattin und Ratgeberin zugleich war.
Die Ehe von Trajan und Plotina war kinderlos. Die Schwester des Kaisers, Ulpia Marciana, lebte ebenso wie ihre verwitwete Tochter Matidia im Palast. Plinius erwähnt, dass Marciana und Plotina gut miteinander auskamen. Beide trugen den Titel "Augusta". Nach Marcianas Tod wurde Matidia zur Augusta erhoben. Sie hatte drei Töchter aus verschiedenen Ehen und war wohl früh verwitwet. Sie war dem Herrscher wie eine Tochter zugetan und begleitete ihn, ebenso wie Plotina, in den Partherkrieg. Über Marciana, Matidia und deren Tochter Sabina schuf Trajan eine neue Dynastie. Sabina wurde mit Trajans Großcousin bzw. Großneffen und ehemaligem Mündel Hadrian verheiratet. Diese Konstellation spricht dafür, dass Hadrian bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt zum Nachfolger aufgebaut wurde.
Einen realistischen Einblick in Trajans Regierungsgrundsätze gewinnt man in seinem überlieferten Schriftwechsel mit Plinius dem Jüngeren, der dessen Briefsammlung als Buch X beigefügt wurde.
Literatur:
Plinius der Jüngere, "Panegyrikus", herausgegeben und übersetzt von Werner Kühn, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1985, ISBN 3-534-09220-1
Plinius, Sämtliche Briefe, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998, ISBN 3-15-059706-4
Historia Augusta, Band 1, Hadrianus: Artemis Verlag Zürich und München, 1976, ISBN 3 7608 3568 6
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