Sonntag, 14. Juni 2020

Cursus honorum: Das Konsulat

Die Konsuln waren die höchsten Amtsträger der römischen Republik. Zwei Konsuln, nach denen das jeweilige Jahr benannt wurde, traten immer am ersten Januar ihr Amt an. Während der Republik wurden sie von einer der Volksversammlungen, der comitia centuriata, gewählt; in der Kaiserzeit bestimmte der Kaiser die Konsuln. Auch das höchste Amt dauerte nur ein Jahr an; in der Kaiserzeit wurde das Amt sogar nur auf wenige Wochen oder Monate begrenzt. Die ordentlichen Konsuln wurden von Nachfolgekonsuln (suffectus) abgelöst. Auf diese Weise kamen mehrere Männer der Oberschicht zu Ehren. Ein Imperium, d.h. reale Macht, zu dem das Recht zur Truppenführung und die Möglichkeit der Bestrafung römischer Bürger gehörte, hatte in der Kaiserzeit nur noch der Kaiser selbst inne, und das Konsulat war vor allem eine Ehre und ein Symbol des Aufstiegs in die Führungselite des Reiches.

Konsul wurde nur, wer die untergeordneten Stufen der Ämterlaufbahn durchlaufen hatte. Ein Patrizier, der beim Kaiser in Gunst stand, konnte mit etwa 32 Jahren Konsul werden. Plebejer wurden erst mit 43 Jahren Konsuln - wenn überhaupt. Der Aufstieg zu diesem Amt war nicht jedem Senator vergönnt. Außerdem darf man nicht vergessen, dass auch Konsuln große finanzielle Aufwendungen hatten. Wohltätigkeiten und Spiele wurden von ihnen erwartet, eine große Schar von Klienten musste unterstützt werden, und auch der eigene repräsentative Lebensstil kostete Geld. Entlohnt wurde das Amt nicht.

Zu den Aufgaben der Konsuln in der Kaiserzeit zählten die Einberufung des Senats, der Vorsitz und die Leitung der Senatssitzungen, weiterhin Gerichtsbarkeit innerhalb der Oberschicht und die Einholung der Auspizien. Letzteres war ein religiöser Staatsakt, bei dem die Auguren im Auftrag des Amtsinhabers den Beistand der Götter für bestimmte Unternehmungen und Maßnahmen erkundeten. Insignien der Konsuln war kurulische Stühle, eine Art gepolsterter Klapphocker ohne Armstützen und Lehne, außerdem eine Toga praetexta, Toga mit breitem Purpursaum. Einem Konsul gingen in der Öffentlichkeit zwölf Liktoren voran, Amtsdiener, die ein Rutenbündel trugen, innerhalb der Stadt auch eine Axt. Sie waren der Tradition nach Leibwächter. Später hatten sie eher eine zeremonielle Bedeutung. Die Liktoren kündigten den Konsul an, indem sie seinen Namen riefen.

Ein ehemaliger Konsul (Konsular) gehörte zu den angesehensten Männern der römischen Oberschicht. Die Konsulare berieten den Kaiser, gehörten seinem Kronrat an, wurden Statthalter in den bedeutenden Provinzen mit hoher Militärpräsenz oder den reichen, prestigeträchtigen Senatsprovinzen wie Asia und Africa. Ein ehemaliger Konsul verfügte über das Ansehen, die Erfahrung und das soziale Prestige, um Kaiser werden zu können. Normalerweise wurde die Herrschaft über das Imperium jedoch dynastisch erlangt.

Auch die Kaiser wurden Konsuln, und jene Senatoren, die ihre Kollegen waren, wurden durch diese Konstellation besonders ausgezeichnet. Kaiser Trajan bewies in der Öffentlichkeit seinen Respekt vor dem Amt und den republikanischen Traditionen. Er legte stehend seinen Amtseid ab, während sein Amtsvorgänger saß. Die Senatoren waren davon begeistert. Auch seine Pflichten als Konsul nahm er ernst und delegierte auch Rechtsentscheide an die Prätoren, die er seine Kollegen nannte. Als ihn einer der Senatoren Princeps nannte, antwortete Trajan, er sei Konsul. Zugleich forderte er die Senatoren auf, die Freiheit neu zugebrauchen. All diese Gesten, die ihn sehr populär machten, bildeten den zeremoniellen Rahmen für seine beinahe unumschränkte Macht, von der er nichts vergab. Dennoch war es für die Senatoren deutlich angenehmer in seiner Gegenwart als in der von Domitian, der in seinen letzten Lebensjahren despotisch auftrat, angesehene Männer demütigte und auch vor Todesurteilen nicht zurückschreckte. Trajan hat schon zu Beginn seiner Herrschaft geschworen, keinen Senator töten zu lassen - und er hat den Schwur eingehalten.

Literatur:

Plinius der Jüngere, Panegyricus, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1985, ISBN 3-534-09220-1

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