Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Samstag, 20. Juni 2020
Plinius der Jüngere und die Muße
Plinius der Jüngere besaß neben seinem Haus in Rom auf dem Esquilin mehrere Landgüter in Italien. In seiner Briefsammlung hat er vor allem sein Laurentinum, südlich von Ostia gelegen und damit schnell von Rom aus zu erreichen, sowie seine Villa in der Toskana am Fuße der Appeninen beschrieben. Im Laurentinum verbrachte er gern den Winter, in der Toskana den Sommer.
Ich kann nur empfehlen, die Beschreibungen der Villen zu lesen (II, 17 und V, 6): man spürt, dass es dort traumhaft war. Es waren schon kleine Paläste, die er besaß. Man muss berücksichtigen, dass das Mindestvermögen eines Senators eine Million Sesterze betrug und dies die Untergrenze war. Größtenteils bestand das Vermögen in Grundbesitz. Plinius war kein besonders reicher Senator, aber er wird deutlich mehr als das Mindestvermögen besessen haben.
Die Villa in der Toskana lag weit vom Meer entfernt. Die Küste dort galt als ungesund, weswegen Plinius den Aufenthalt nahe der Berge bevorzugte. Man wundert sich zunächst, da doch gerade im Sommer ein Aufenthalt am Meer naheliegen würde. Und tatsächlich hatten viele reiche Römer Villen am Meer: im bekannten Badeort Baiae am Golf von Neapel, aber auch nördlich von Rom. Von Kaiser Trajan ist belegt, dass er ein Landgut bei Centumcellae, heute Civitavecchia, besaß, von wo aus man das Meer sehen und den Bau des Hafens beobachten konnte. Auch das wissen wir aus einem Brief des Plinius (VI, 31), der dort dem Beraterstab Trajans angehörte. Im Sommer waren Senatsferien und auch der Kaiser wird während der Sommermonate nicht in Rom geblieben sein – und musste trotzdem weiter regieren. Auch das Klima in Rom galt im Sommer als ungesund.
Plinius blieb also im Sommer lieber im Landesinneren in der Nähe der Berge. Zur Villa gehörte auch ein beschattetes Schwimmbad. Er erwähnt aber, dass man, wollte man mehr Platz und wärmeres Wasser haben, auch im Teich baden konnte, der sich im Hof befand. Daneben war ein Brunnen, wo man sich abkühlen konnte. Mehrmals erwähnt er die gesunde Luft. Und er erzählt, was ihm am Herzen liegt: „Denn außer den schon berichteten Vorzügen herrscht dort eine tiefere und behaglichere und deshalb ungestörtere Ruhe: kein Zwang, die Toga anzulegen, kein Mensch in der Nähe, der mich stört; alles ist friedlich und still, was an sich schon zur Gesundheit der Gegend beiträgt wie der klarere Himmel und die reinere Luft. Dort befinde ich mich in einer sehr guten körperlichen und geistigen Verfassung. Denn meinen Geist übe ich durch Studieren, meinen Körper durch die Jagd. Auch meine Leute leben nirgendswo gesünder…“
Im Laurentinum verfügte Plinius über einen Speisesaal, der von den Wellen benetzt wurde, wenn der Südwestwind heftig wehte. Ein weiteres Speisezimmer in einem Turm bot Ausblicke weit über das Meer. Und im warmen Pool konnte man beim Schwimmen aufs Meer schauen. Auch dort suchte Plinius die Ruhe und Muße. Muße, otium, war in der Antike nicht so negativ besetzt wie im Mittelalter und in der Neuzeit. Freizeit galt als inspirierend, als notwendig, um kreativ zu sein und Kraft zu schöpfen. Müßiggang als Anfang des Lasters zu bezeichnen und Arbeit zum Ethos hochzustilisieren, ist zu einseitig.
Am Comer See besaß Plinius gleich zwei Villen (IX, 7): eine auf Felsen mit entsprechendem Weitblick und eine direkt am Seeufer. Ich muss gestehen, dass ich ihn um diese Villen ein bisschen beneide – nahe an den Bergen und nahe am Wasser. Plinius der Jüngere stammte ja aus Comum, heute Como; dies war also die Heimat seiner Familie.
Auch ich habe nun das Bedürfnis nach Muße und werde mir deshalb eine Sommerpause gönnen. Ab Anfang Juli gibt es hier eine Neuerung – und ansonsten erstmal keine neuen Texte. Es gibt auch genügend ältere zum Nachlesen, bis es hier weitergeht.
Literatur:
Plinius der Jüngere, Briefe, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998, ISBN 3-15-059706-4
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