Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 4. August 2019
Caesars Werdegang bis zum Bürgerkrieg
C. Iulius Caesar stammte aus einer alten Patrizierfamilie. Die Patrizier waren die prestigeträchtigsten Senatoren. Im Senat gab es miteinander konkurrierende Strömungen, konservativen Optimaten und die Popularen (nachlesen), die sich für Reformen einsetzten. Caesar führte seinen Stammbaum auf die römischen Könige und auf die Götter zurück: das Geschlecht der Julier stammte seiner Ansicht nach von Venus ab.
Sulla, der sich bemüht hatte, die Rechte der Aristokratie zu stärken, zählte zu den Optimaten. Cäsar war sein politischer Gegner, er gehörte zu den Popularen. Das verwundert nur auf ersten Blick. Man könnte ja annehmen, Patrizier wären fast automatisch konservative Aristokraten. Aber die Zugehörigkeiten waren durchlässig. Ein Patrizier wollte Plebejer werden, um Volkstribun werden zu können und Caesar unterstützte ihn darin: er musste von einem Plebejer adoptiert werden. Das Volkstribunat war ein gutes Mittel, um bekannt - und populär zu werden. Die Volkstribunen konnten einschreiten und Gesetze verhindern, und einige von ihnen gewannen Macht und Einfluss. Caesar stützte sich in seinen Machtbestrebungen auf das Volk.
Als Opfer der Proskriptionen Sullas musste er aus Rom fliehen und wurde sogar verfolgt. Sulla hatte verlangt, dass er sich von seiner damaligen Frau Cornelia scheiden ließ. Caesar weigerte sich und wurde für vogelfrei erklärt. Von seinen Verfolgern kaufte er sich durch Geldsummen frei. Einflussreiche Verwandte setzten sich bei Sulla für ihn ein, und dieser gab schließlich nach. Er soll sie gewarnt haben: Cäsar würde der Aristokratie den Untergang bringen, denn in ihm stecke mehr als ein Marius. Sulla hatte Caesars Potential erkannt.
Als er seinen Militärdienst in Asia leistete und nach Bithynien entsandt wurde, verbrachte Caesar längere Zeit am Hofe des Königs Nikomedes. Beiden Männern wurde eine intime Beziehung nachgesagt, und Caesar wurde wiederholt deswegen geschmäht. Homosexualität bzw. Bisexualität waren im alten Rom üblich, doch es galt als schändlich, wenn ein Mann beim sexuellen Akt den passiven Part übernahm. Genau das aber wurde dem jungen Caesar in der Beziehung zu Nikomedes unterstellt. Caesar antwortete auf diese Unterstellungen ausgesprochen cool, indem er sich auf Semiramis und die Amazonen, die auch als Frauen Herrscher gewesen seien, berief. Er versuchte gar nicht, sich herauszureden. Auch zu seinem Offizier Rufio wurde ihm ein unzüchtiges Verhältnis unterstellt. Jener Rufio, im Hollywood-Film "Cleopatra" ein enger Diener und Vertrauter Caesars, hat mich - unter anderem - zu meinem Gaius Rufinus inspiriert. Noch bekannter aber sind Caesars Frauengeschichten. Seine Beziehung zu der ägyptischen Königin Cleopatra wurde mehrfach verfilmt und in der Literatur beschrieben. Caesar war nicht nur machthungrig, sondern auch in Beziehungen nicht gerade maßvoll. Der Althistoriker Theodor Birt nannte ihn, wie auch Augustus "Ehebrecher von Beruf". Beziehungen wie auch wechselnde Eheschließungen waren damals aber auch Mittel zum Knüpfen politischer Allianzen.
Auf Rhodos vervollkommnete Caesar seine Bildung und nahm Rhetorikunterricht. Er wurde ein hervorragender, betörender Redner und trat als Anwalt auf. Die Anwaltstätigkeit war - normalerweise ehrenamtlich ausgeübt - ein Gefälligkeitsdienst unter Aristokraten und ein Karrieresprungbrett. Während seiner Reise nach Rhodos wurde Caesar von Piraten gefangen genommen und etwa vierzig Tage lang gefangen gehalten. Seine Diener mussten das Lösegeld für ihn auftreiben. Die Piraten behandelten Caesar mit Respekt. Er lachte sie aus, meinte, das Lösegeld sei zu gering - er sei mehr wert! und schwor ihnen, sie aufzuspüren und kreuzigen zu lassen. Diese Ankündigung setzte er nach seiner Freilassung unverzüglich in die Tat um, zeigte sich aber erkenntlich für die gute Behandlung und ließ die Piraten zuerst erdrosseln, ehe er sie ans Kreuz schlagen ließ. >
Quästor wurde Caesar in der Baetica, der Heimatprovinz des späteren Kaisers Trajan. Dort sah er in Gades die Statue Alexanders des Großen nahe beim dortigen Herkules-Heiligtum und war vom Anblick so berührt, dass er beschloss, endlich Großes zu leisten.
Als Ädil in Rom tat er alles Mögliche, um sich beliebt zu machen, verschönerte öffentliche Bauten und gab Gladiatorenkämpfe für das Volk. In solchen Stationen der Ämterlaufbahn mussten Senatoren beträchtliche private Mittel aufbringen. Caesar hätte am liebsten die Provinz Ägypten verwaltet, weil sie reich und prestigeträchtig war und über Truppen verfügte, aber der Senat verhinderte seinen Wunsch. Seine Kollegen in den - normalerweise - von zwei Männern ausgeübten Ämtern waren neben ihm meist zur Untätigkeit verurteilt.
Damals muss Caesar sich finanziell übernommen haben, denn er reiste eilig von Rom aus nach Spanien, ohne wie üblich die Instruktionen des Senats abzuwarten. Sueton hält es für möglich, dass er entweder vor Gläubigern floh oder gerichtliche Untersuchungen fürchtete. Nachdem er in der Provinz für Ruhe und Ordnung gesorgt hatte, reiste er ebenso eilig wieder ab, ohne auf seinen Amtsnachfolger zu warten. Er wollte schnellstens nach Rom, um einen Triumph zu feiern und sich um den Konsulat zu bewerben. Letzteres war aber nur möglich, wenn er als Privatmann in die Stadt kam, und deswegen verzichtete Caesar zugunsten der Bewerbung auf den Triumph. Die Konsulatswahl gewann Caesar unter anderem durch Bestechung der Wähler und seine Gegner im Senat setzten - wiederum durch Bestechung - durch, dass sein Kollege Bibulus wurde, von dem sie dachten, dass er Caesar nicht komplett hörig sein würde. Dennoch verblasste Bibulus neben Caesar und der Volksmund sprach vom Konsulat von Julius und Caesar. Als Konsul spielte Caesar seine Machtbefugnisse voll aus.
Nach Amtsniederlegung verwaltete er das Gallien diesseits der Alpen, d.h. Norditalien. Er war nun mit Calpurnia, der Gattin seines Amtsnachfolgers verheiratet. Seine Tochter aber verheiratete er mit Cn. Pompeius.
Pompeius war einer der mächtigsten Feldherren der ausgehenden Republik, ebenso wie Crassus und später Marcus Antonius. Aus dem einstigen Stadtstaat war ein Reich geworden, das expandierte und in dessen Regionen immer wieder Konflikte militärisch gelöst wurden. Dazu brauchte es Truppen und Feldherren, die diese Truppen kommandierten und Krisen bewältigten. Immer wieder wurden mächtige Männer vorübergehend mit außerordentlichen Befugnissen und Truppen ausgestattet, die sie aber wieder entlassen mussten, wenn die Krise überwunden war. Kein Wunder, dass Einzelpersönlichkeiten sich ungern von ihrer Macht trennten, dass sie Allianzen eingingen, um ihre Macht zu erhalten und zu vergrößern und es immer wieder zu Bürgerkriegen kam. Eine solche Allianz war das sogenannte erste Triumvirat, ein Bund von Pompeius, Caesar und dem reichen Crassus. Eine Zentralgewalt in Rom und ein Berufsheer würden eine Lösung des Problems sein, die Zeit war reif dafür. Caesar mit seinem politischen Instinkt spürte das und strebte die Monarchie an. Aber ich greife vor.
Nach seinem Konsulat erreichte es Caesar durch Unterstützung von Pompeius und Crassus, dass ihm die Verwaltung Galliens übertragen wurde. Wieder einmal befürchtete er eine Untersuchung gegen seine teils gesetzeswidrigen Maßnahmen in der Vergangenheit und brach so schnell wie möglich aus Rom auf. In den folgenden neun Jahren unterwarf er ganz Gallien, wie wir wissen. In diesem Krieg erwies er sich als vorbildlicher und genialer Feldherr. Seine besonderen Stärken waren seine Schnelligkeit und sein Improvisationstalent sowie seine Fähigkeit, die Soldaten zu Höchstleistungen zu motivieren. Gallien genügte ihm nicht: Er ließ eine Brücke über den Rhein bauen und griff die Germanen an. Sein Völkermord unter den Germanen? Sorgte sogar in Rom für Empörung und Cato strengte eine Untersuchung gegen ihn an. Sueton schreibt, dass Caesar keine Gelegenheit zum Krieg ausließ, um seine Macht zu festigen und zu verhindern, dass man ihn in Rom vor Gericht stellte. Schließlich fuhr er mit einer Flotte nach Britannien. Zuvor hatte er gründlich recherchieren lassen, was ihn dort erwartete und wo er anlegen konnte. Ein Sturm vernichtete seine Flotte und Caesar zog wieder ab. Doch Britannien war zu einer Aufgabe für Rom geworden, der sich spätere Herrscher stellen würden. >
Literatur:
Suetons Kaiserbiographien, Langscheidtsche Bibliothek, Band 106, 1914
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