Samstag, 17. August 2019

Caesars Scheitern und die Bewertung seiner Persönlichkeit

Der Biograf Sueton, Zeitgenosse Trajans und Hadrians, würdigt Caesars Leistungen, seine Verdienste als Feldherr und seine charakterlichen Stärken, verurteilt jedoch seine Willkür, seinen Alleinherrschaftsanspruch und die Ehrungen, mit denen er sich schon zu Lebzeiten in die Nähe der Götter rückte. Nun lebte Sueton in einer Zeit, da sich die Monarchie längt in einer absoluten, wenn auch liberal bemäntelten Form etabliert hatte. Sueton gab die Meinung der Oberschicht über den Ahnen der Kaiser wider, nicht mehr und nicht weniger. Hadrian ließ ihn gewähren: sein Kanzleichef war kein ernstzunehmender Konkurrent für ihn.

Sueton ist der Meinung, Caesar sei der Oberbefehl während seiner Kriege zu Kopf gestiegen und hätte ihn verführt, auch im zivilen Bereich unumschränkter Imperator sein zu wollen. Das ist meiner Meinung nach ein guter Ansatz. Ich meine, Caesar hat den Krieg als Sprungbrett zur Führung des Staates benutzt, und seine Erfolge haben ihn in seinem Machtanspruch bestärkt. Ob und wann Caesar welche Form der Herrschaft plante, ist seit Generationen Gegenstand der Forschung und wird nie völlig aufgeklärt werden. Ich bin der Ansicht, dass ihm letztlich seine Stärken zum Verhängnis geworden sind.

Caesar war ein genialer und begabter Mann, eine herausragende Persönlichkeit, wie geschaffen für Führungsaufgaben. Er verstand es, günstige Momente für sich auszunutzen. Er war kühn bis - wir würden heute sagen - dreist im Durchsetzen seiner Interessen und schreckte auch vor Gesetzlosigkeiten nicht zurück. Er war schnell und flexibel in seinen Handlungen und Entscheidungen. Unentschlossenheit und endlose Debatten verabscheute er, über Bürokratismus setzte er sich gern hinweg. So griff er immer wieder in übliche Verfahrensweisen ein und zog sich den Widerstand des Senats zu. Sein Improvisationstalent und seine Vorliebe für rasche Entscheidungen funktionierten in Rom nicht. Seine Kriege waren seine Projekte, in denen er weitgehend Handlungsfreiheit hatte. Er verfügte noch nicht über die durchorganisierte Armee der Kaiserzeit, musste selbst Soldaten und Offiziere anwerben und war vielfach auf sich und seine Männer gestellt, deren absolute Treue und Opferbereitschaft er gewinnen musste, um erfolgreich zu sein. In Rom fühlte sich der Senat zunehmend von ihm übergangen und selbst bisherige Anhänger hatten das Gefühl, ihn nicht mehr stoppen zu können.

Caesar war viel mehr als nur ein berühmter Feldherr. Seine Karriere hatte er als Redner und Anwalt begonnen. Und er war ein erfolgreicher Autor, dessen sicheren, schnörkellosen Stil Cicero lobte. Er war ein gewandter Politiker, der immer großzügig auftrat. Seine Milde "clementia" war sprichwörtlich. Er war nicht nachtragend, vergab schnell und im großen Stil und versuchte, auch seine Widersacher für sich zu gewinnen - was ihm jedoch nicht immer gelang. Er liebte viele Frauen, machte ihnen großzügige Geschenke und hatte geradezu den Ruf eines Schürzenjägers. Aber auch Beziehungen zu Männern wurden ihm nachgesagt. Einen übertriebenen Luxus pflegte er nicht, weder in der häuslichen Einrichtung, noch beim Essen, aber er schätzte dennoch einen gewissen Standard. Während viele Römer gern und reichlich Wein tranken, war Caesar geradezu abstinent. Er war eitel und peinlich in seiner Körperpflege. Aber er nahm auch Entbehrungen auf sich, reiste schnell, sogar in der Nacht und bei widrigen Witterungsverhältnissen. Caesar war fähig dazu, sich die Alleinherrschaft anzueignen. Aber er ging dabei nicht klug und nicht diplomatisch genug vor. Augustus war vorsichtiger, bedachtsamer: "festina lente", "Eile mit Weile", war sein Prinzip; er ließ die Zeit für sich arbeiten. Caesar war ungeduldig, ruhelos, und er soll sich einen schnellen Tod gewünscht haben - was ihm in Erfüllung ging.

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