Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Samstag, 6. Juli 2019
Augustus - sein politischer Werdegang und Einrichtung des Prinzipats
Während der Zeit, in der Augustus an der Spitze des römischen Staates stand, bildete sich die Herrschaftsform des Prinzipats heraus. Von 30 v. Chr., nachdem er alle politischen Gegenspieler ausgeschaltet hatte, bis zu seinem Tode 14 n. Chr. war er an der Macht und in dieser Zeit gelang es ihm, etwas zu schaffen, woran Caesar gescheitert war.
Im September des Jahres 45 v. Chr. hat Julius Caesar sein Testament verfasst, in dem er seinen jungen Großneffen C. Octavius zum Haupterben einsetzte und ihn adoptierte. Caesar hatte keinen Sohn, und in Rom behalfen sich kinderlose Aristokraten mit Adoptionen, um ihr Vermögen und ihren Rang weiterzugeben. Octavius' leiblicher Vater stammte aus dem Ritterstand, war in den Senat aufgestiegen, aber kurz nach der Prätur verstorben. Der Diktator Caesar, der aus einer angesehenen patrizischen Familie stammte, hat sicher nicht damit gerechnet, dass die Lösung, die er für die Zeit nach seinem Ableben ersonnen hatte, nur ein halbes Jahr später umgesetzt würde. Ganz gewiss aber hat Caesar das ungewöhnliche Talent seines jungen Verwandten erkannt. Dieser sollte ihn in seinen geplanten Partherkrieg begleiten. Nach Caesars Ermordung am 15. März 44 v. Chr. betrat der nur 19jährige Caius Octavius die politische Bühne. Machtbewusst und zielstrebig trat er sein Erbe an. Er umgab sich mit Caesars Beratern, und mit Hilfe eines Teils der Kriegskasse und Tributzahlungen, die er sich willkürlich angeeignet hatte, übernahm er Caesars Truppen, die ihn anerkannten. Er nannte sich fortan C. Julius Caesar. Den Namen Octavianus hat er selbst nie geführt; aber antike Autoren nannten ihn so. Seine Rede bei der Leichenfeier für Caesar war wirkungsvoll: die Mörder des Diktators wurden aus der Stadt vertrieben. Fortan strebte er die Führung unter den ehemaligen Anhängern Caesars an, was ihm aber erst nach vielen Intrigen und Auseinandersetzungen gelang. Er ging äußerst skrupellos vor, wechselte die Seiten, wie es ihm gerade nützlich war, und vernichtete Männer, die zuvor Verbündete gewesen waren.
Es war die Endphase einer Zeit der Bürgerkriege. Wahrscheinlich blieb Augustus kaum eine andere Wahl, als hart durchzugreifen, um an sein Ziel zu gelangen, aber die Kälte und Brutalität, mit der er politische Gegner abschlachten ließ, passt so gar nicht zum Bild seines gesamten Wirkens. Theodor Birt nennt ihn den "kühlsten und klügsten aller Männer". Berühmt-berüchtigt ist das Triumvirat, in dem sein wirklich bedeutsamer Kollege Marcus Antonius war, ebenfalls Caesarianer. Aber für Augustus stand fest, dass er auch Antonius aus dem Weg räumen musste. Dieser spielte ihm mit seinem "unrömischen" Lebenswandel und seiner Partnerschaft mit Kleopatra in die Hände. Seine Ehefrau Octavia, die Schwester Octavians, hatte er verstoßen, um mit der Ägypterin zu leben. Berüchtigt sind auch die Proskriptionen, mit denen sich die Triumvirn finanzielle Mittel verschafften. 300 Senatoren und 2000 Ritter wurden zum Töten freigegeben.
Nach dem Ende des Bürgerkrieges waren viele senatorische Familien ausgelöscht. In Italien hatten die Triumvirn Veteranen angesiedelt, indem sie die Menschen, die dort bisher gelebt hatten, gewaltsam vertrieben.
31 v. Chr. hatte der junge Caesar mit seiner Propaganda bewirkt, dass Antonius politisch geächtet wurde. Der Senat und die römischen Bürger erklärten Kleopatra den Krieg. Antonius wurde bei Actium besiegt, floh schließlich nach Ägypten und wurde dort 30 v.Chr. endgültig geschlagen. Er und Kleopatra töteten sich selbst. Damit war der Bürgerkrieg beendet: Octavian wurde als Sieger und Friedensbringer gefeiert. Allmählich wurde die Republik - dem Schein nach - wiederhergestellt; es gab freie Wahlen für die Ämter und die Gerichte arbeiteten wieder. Im Januar 27 v. Chr. schließlich löste sich Octavian von seiner Befehlsgewalt über die Provinzen und die Legionen. Dies betont er in seinem Tatenbericht, den "res gestae". Aber er blieb weiterhin Konsul. Und seine Anhänger baten ihn, weiterhin für den Staat tätig zu sein, damit er nicht wieder ins Chaos stürzte. Zunächst gab er sich ablehnend, aber nach und nach übernahm er wieder Verantwortung, zunächst über die Provinzen, die noch nicht befriedet waren - und genau dort standen auch die meisten Truppen.
Der Senat feierte den, der dem Staat die Freiheit zurückgegeben hatte. Er verlieh ihm den Namen Augustus. Der erste Mann im Staat, der Princeps, nannte sich nun Imperator Caesar Augustus. Nach seinem Ableben wurde dieser außergewöhnliche dreiteilige Name Herrschertitel.
Die folgenden Jahre waren durch ein diplomatisches Austarieren der Ehrungen, Maßnahmen und Befugnisse zwischen Princeps und Senat gekennzeichnet. Augustus war viele Jahre lang ständig Konsul. Es kam aber auch zu Widerstand und einer Verschwörung gegen ihn. Im Jahr 23 wurde Augustus schwer krank und man rechnete mit seinem Tod. Er hatte noch keinen Nachfolger ernannt. Sein enger Berater Agrippa und sein Mitkonsul hätten den Staat im Fall des Falles weiter geführt. Aber Augustus wurde wieder gesund. Er trat von seinem Dauerkonsulat zurück, behielt aber seine Amtsgewalt in den ihm immer noch zugewiesenen Provinzen. Ihm wurde ein imperium maius übertragen, das nicht mehr erlosch. Damit er auch in Rom jederzeit politisch eingreifen konnte, wurde ihm die Befugnisse eines Volkstribunen vom Senat verliehen. Er erhielt immer mehr Sonderrechte und befand sich in einer einzigartigen Position. Aber als er gebeten wurde, die Diktatur zu übernehmen, zerriss er demonstrativ sein Gewand und lehnte ab. Doch er übernahm die Sorge für die Getreideversorgung Roms. Als es während seiner Abwesenheit von der Hauptstadt zu Streitigkeiten im Senat kam, wurde klar, dass es kaum eine Alternative zu ihm gab. Er sorgte für Stabilität, ansonsten drohte das Chaos eines neuen Bürgerkrieges.
Augustus übernahm es, den Senat umzugestalten. Er schloss Leute aus, die ihm aus verschiedenen Gründen unpassend erschienen, und neue Männer rückten nach, die ihm genehm waren. Zeitweise soll er aus Furcht mit einem Panzer unter der Toga im Senat erschienen sein, eskortiert von zuverlässigen Begleitern. Die vielen administrativen Maßnahmen, die Augustus in Zusammenarbeit mit dem Senat einleitete, werde ich in einem weiteren Text behandeln. Ebenso werde ich mich mit seiner Außenpolitik beschäftigen. Als er konkurrenzlos an der Spitze des Staates stand, leistete sich Augustus Großzügigkeit und Milde. Dies prägte auch sein Bild in der Geschichte: die Stabilität und der innere Frieden, die er dem römischen Staat gebracht hatte. Aber seine Doppelgesichtigkeit, sein rücksichtsloses Machtstreben und seine Grausamkeit gegen politische Gegner waren auch hundert Jahre später noch nicht vergessen, als Tacitus und Sueton lebten.
Rücksichtslos war Augustus auch in Privatangelegenheiten. Er verliebte sich in Livia Drusilla, die verheiratet und hochschwanger war, und zwang ihren Gatten, sie an ihn abzutreten. Seine einzige Tochter Julia schickte er in die Verbannung, als sie mit ihrem lockeren Lebenswandel nicht zu seinen Gesetzen zur moralischen Stärkung der Aristokratie passte. Livias Sohn Tiberius wurde immer wieder zurückgesetzt und ging schließlich ins freiwillige Exil nach Rhodos. Erst als alle Nachfolgekandidaten, die Augustus genehmer waren, verstorben waren, entschloss er sich zur Adoption des Tiberius. Augustus hatte mehrere außereheliche Beziehungen zu verheirateten Frauen und nutzte diese, um deren Ehegatten auszuspionieren. Bis ins hohe Alter vergnügte er sich mit jungen Mädchen, die Livia sogar ausgesucht haben soll. Augustus war nicht besonders groß und neigte zeitlebens zu Kränklichkeit. Die antiken Autoren loben seinen harmonischen Körperbau. Er selbst meinte, in seinen Augen einen göttlichen Schimmer zu erkennen.
Augustus war bemüht, die Nachfolge über zwei Generationen hinweg zu sichern. Als er mit sechsundsiebzig Jahren ein hohes Alter erreicht hatte, gab es nur noch wenige Senatoren, die die alte Republik überhaupt erlebt hatten. Man hatte sich an den Princeps gewöhnt und es war klar, dass es nach Augustus wieder einen "ersten Mann" des Staates geben würde. Augustus hatte zunächst seinen engen Freund und Berater Agrippa mit seiner Tochter Julia verheiratet. Sie gebar zwei Söhne, die von Augustus adoptiert wurden. Zunächst hätte im Fall des Falles Agrippa regiert. Aber Augustus' Plan ging nicht in Erfüllung. Agrippa starb, und leider starben auch seine beiden Enkel bzw. Adoptivsöhne in jungem Alter. Augustus adoptierte schließlich, vermutlich nach Gesprächen und Drängen von Livia, deren Sohn Tiberius, der zuvor seinen Neffen Germanicus adoptieren musste.
Ebenso klug und besonnen, wie Augustus regiert hatte, plante er seinen Nachruhm. Er hatte ein Mausoleum für sich und seine Angehörigen in einem Park errichten lassen. Er brachte seinen Tatenbericht, eine - oftmals beschönigende - Chronik seiner Leistungen zum Abschluss. Der Text wurde auf zwei Bronzepfeilern am Mausoleum angebracht. Als Augustus 14 n. Chr. starb, konnte er auf ein überaus erfolgreiches Leben zurückblicken. Er war einer der fähigsten Staatsmänner der Weltgeschichte, ein Diplomat und ein Meister der Propaganda. Als er spürte, dass ein Ende nahte, soll er gefragt haben, ob allen das Stück gefallen habe, das er (wie auf einer Bühne) gespielt hatte. Tatsächlich ist er in seine Aufgabe wie in eine Rolle hineingewachsen. In seinen letzten Regierungsjahren war er zum ersten Kaiser Roms geworden. Historiker stimmen darin überein, dass keiner seiner Nachfolger sich mit seiner Lebensleistung vergleichen konnte. Niemand hat so lange wie er regiert, niemand hat mit so viel Geschicklichkeit so viel Macht in sich vereint und kein römischer Feldherr vor ihm und nach ihm hat so viele Gebiete erobert. >
Die Trauer um Augustus war groß und erfasste das ganze Reich. Der verstorbene Kaiser wurde, wie zuvor Julius Caesar, zum Staatsgott. Tiberius erbte die Macht, ohne dass sich Widerstand regte.
Literatur:
Werner Eck: "Augustus und seine Zeit", Beck Verlag, München 2014, ISBN 978 3 406 66686 5
Augustus: "Meine Taten - Res gestae divi Augusti", De Gruyter, Sammlung Tusculum, 2014, ISBN 3110356244
Theodor Birt: "Das römische Weltreich - Octavianus Augustus", Knaur, Berlin 1941
Suetons Kaiserbiographien, Langscheidtsche Bibliothek, Band 106, 1914
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