Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 21. Juli 2019
Von Augustus zu Trajan und Hadrian
Wie Trajan und Hadrian Augustus beurteilten, ist nicht genau bekannt. Überliefert ist bei Sueton, dass Hadrian ein Bildnis des Augustus besaß. Der Autor selbst hatte es dem Kaiser geschenkt. Als dessen Kanzleichef wird er gewusst haben, dass sein Herr den „ersten“ Princeps schätzte.
Von Trajan ist keine Stellungnahme zu Augustus bekannt. Aber dies ist auch nicht nötig. Jeder Kaiser des Prinzipats folgte auf seine Weise Augustus nach. Das begann mit der Titulatur, denn von Tiberius an wurden die drei offiziellen Namen des Augustus zum Titel. Besonders in seiner Politik dem Senat gegenüber orientierte sich Trajan an Augustus. Denn jener hatte es verstanden, diplomatisch vorzugehen und dem Senat ein Gefühl der Mitbestimmung zu geben. Wie Augustus war Trajan ein Meister der politischen Gesten und der Propaganda. Und wie Augustus wusste er, dass weniger manchmal mehr war, und verfolgte eine Politik der Vernunft und Bedachtsamkeit. Der Senat ehrte Trajan, wie einst Augustus, mit einem besonderen Cognomen. „Optimus“, der „Beste“. Der Titel spielte darauf an, dass Trajan von Nerva als Bester unter den potentiellen Nachfolgern adoptiert worden war. Im Unterschied zu Augustus, der mit Truppen auf Rom marschiert war, hat Trajan die Macht nicht mit militärischer Gewalt übernommen. Vielmehr verdankte er seine Adoption einer Gruppe von Senatoren, die Nerva beeinflusst hatte. Usurpationen und ein Bürgerkrieg wurden vermieden. Jeden neuen Kaiser nach Trajan begrüßte der Senat mit dem Ausspruch: felicior Augusto, melior Traiano – sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan. In diesem überhöhten, programmatischen Ausspruch wird eine Wertung verkündet: Augustus galt als glücklicher, Trajan als vorbildlicher Herrscher. Beide Kaiser beherrschten den öffentlichen Auftritt und wussten sich in Szene zu setzen, nicht nur durch Großzügigkeit und Glanz, sondern mitunter auch durch betonte Bescheidenheit.
Auch Hadrian verstand es, sich als Herrscher zu präsentieren. Er ehrte den Senat und dessen Traditionen, war sehr volkstümlich, und gelegentlich konnte man ihn in den öffentlichen Thermen beim Baden treffen. Er kümmerte sich um seine Soldaten, war selbst waffengeübt und von starker Kondition, beteiligte sich an manchem Manöver und war ein strenger und fairer Imperator. Schon Augustus hatte sich intensiv der Provinzialverwaltung und –Organisation gewidmet. Von Trajan ist sogar ein schriftliches Zeugnis bekannt, dass er sich als fürsorglicher Herrscher der Provinzen fühlte (Plinius, Briefe, X, 18, 2). Hadrian bereiste sein Imperium und folgte darin Augustus nach. Schon der erste Princeps hat große Gebiete seines Imperiums aus eigener Anschauung kennengelernt. Hadrian allerdings übertrumpfte ihn. Auch verfügte er über die bessere Gesundheit. Reisen waren damals nicht nur strapaziös, sondern auch gefährlich.
Das Mausoleum Hadrians, die Engelsburg, erinnert an das Mausoleum des Augustus. Auch seine Nachfolgeregelung über zwei Generationen hinweg folgte dem Beispiel des „ersten“ Princeps. Doch zuvor hatte Hadrian nur einen Mann, Aelius Caesar, adoptiert, der leider kränklich war und jung starb. Auch Augustus hatte seine Wunschkandidaten, seine eigenen Enkel bzw. Adoptivsöhne viel zu früh bestatten müssen.
Doch insgesamt war Hadrian in seiner Politik dem Senat gegenüber nicht so erfolgreich wie Trajan und Augustus. In seinen ersten Jahren musste er sich durchsetzen. Die Todesurteile gegen die vier Konsulare Palma, Quietus, Nigrinus und Celsus hingen ihm lange an, und in seinen letzten Lebensjahren gab es wiederum eine Verschwörung und Todesurteile, so dass der Senat Hadrian die Apotheose (Vergöttlichung) verweigern wollte und erst durch den Einsatz des Antoninus Pius davon Abstand nahm. Durch seinen schwierigen Start als Herrscher, an dem Trajan eine Mitschuld hatte, ist es Hadrian nicht vollständig gelungen, an Augustus anzuknüpfen.
Herr Prof. Strobel ("Kaiser Traian. Eine Epoche der Weltgeschichte", ISBN 978-3-7917-2172-9) sieht Trajan eher als Nachfolger Caesars als des Augustus. Trajan hätte sich durch den Bau seines Forums in unmittelbarer Nachbarschaft zum Caesar-Forum und durch seine Siegessäule, die an ein Monument zu Ehren Caesars erinnerte, auf den ehemaligen Diktator und Begründer der Monarchie berufen. Beim Bau des Forum Traiani musste ein Teil des Caesar-Forums vorübergehend abgerissen und später erneuert werden. Trajan ließ diese Maßnahmen durch Münzen feiern. Julius Caesar war nach seinem Tod zum Staatsgott geworden. Dass Trajan dessen Forum nach den Baumaßnahmen in neuem Glanz wiederherstellen ließ, gebot schon die Pietät. Seinen ehrenvollen Platz im Götterhimmel Roms aber verdankte Caesar seinem Rächer und Nachfolger Augustus.
Es liegt auf der Hand, dass ich mich demnächst Julius Caesar widmen werde und mir genau anschauen möchte, ob es Parallelen zu Trajan und Hadrian gibt. Aber Trajan als politischen und ideologischen Nachfolger Caesars zu bezeichnen, während Hadrian eher ein Nachfolger des Augustus war, liegt mir fern. Ich halte wenig von solch polarisierenden Aussagen, die meiner Meinung nach kein Abbild der Realität sein können. Caesar war nicht nur machtbesessener Diktator, und Augustus war nicht nur der Friedenskaiser, als der er in die Geschichte einging.
Aus der Außenpolitik der genannten Persönlichkeiten klare gemeinsame Linien abzuleiten, scheint mir zu simpel. Caesar wollte die Niederlage des Crassus rächen und plante einen Krieg gegen das Partherreich. Augustus, der größte Eroberer unter den Feldherren Roms, verzichtete auf eine militärische Auseinandersetzung mit den Parthern. Er bestimmte die Thronfolge in Armenien und erwartete, dass sich künftige Generationen an diese Verfahrensweise hielten. Die Armenien-Frage wurde das Zünglein an der Waage. Rom und auch das Partherreich wollten darauf Einfluss nehmen. Trajan führte Krieg gegen die Parther, ohne die Situation im Osten des Imperiums dauerhaft zu Gunsten Roms lösen zu können. Hadrian konnte sich auf Grund der Instabilität der Grenzen des Imperiums den Parthern gegenüber nur defensiv verhalten. Ob er diese Politik von vornherein geplant hatte, entzieht sich unserer Kenntnis. Er reagierte, wie er reagieren musste.
Augustus hat keine defensive Außenpolitik verfolgt. Er ließ sich für die Erweiterungen des Reiches feiern und war stolz auf seine Siege. Ich bin überzeugt davon, auch er hätte das Partherreich angegriffen, wenn er es für notwendig erachtet hätte.
Ich schließe nicht aus, dass Trajan in mancher Hinsicht auch Caesar nachfolgte. Bedauerlich ist allerdings, dass er kein Testament zu Gunsten Hadrians verfasste, als er noch gesund und handlungsfähig war. Eine testamentarische Adoption wäre eine nahezu perfekte Lösung der Nachfolgefrage gewesen. Aber er handelte nach seinen eigenen Ambitionen - und auch der „Beste“ unter den Kaisern Roms war eben nicht perfekt.
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