Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 1. April 2018
Publius Acilius Attianus
Im Sommer des Jahres 117 verließ Kaiser Trajan Antiochia, seine Residenz während des Partherkrieges. Begleitet wurde er von seiner Gattin Plotina, seiner Nichte Matidia und Acilius Attianus, einem der beiden Prätorianerpräfekten. Das gesamte, an der Partherfront stationierte Heer hatte der Imperator an Hadrian übergeben.
Denkbar ist, dass Trajan Hadrian mit der siegreichen Beendigung des Krieges beauftragte. Er erwartete, dass sein Ziehsohn sein Werk vollendete, so wie einst Titus den Jüdischen Krieg, während Vespasian nach Rom zurückkehrte.
Aber es kam anders: Trajan sollte Rom nicht mehr erreichen. Anfang August 117 starb er in Selinus in Kilikien (bei Gazipasa in der heutigen Türkei). Bei seinem Tod war neben den beiden Augustae der Gardepräfekt Acilius Attianus zugegen. Wir wissen sehr wenig über diesen Mann. Er war ein Landsmann von Trajan und Hadrian, stammte wahrscheinlich aus Italica in der Provinz Baetica (im heutigen Andalusien) und war Ritter. Italica ist nur wenige Kilometer von Hispalis, dem heutigen Sevilla, entfernt. Einige Historiker meinen, dass Hispalis eher ein Ort war, in dem Handwerker und Fischer lebten, während in Italica die vornehmeren Leute wohnten. Aber erst Hadrian erhob Italica in den Rang einer Colonia, und die Gebäude aus jener Zeit, unter anderem das Amphitheater, können heute besichtigt werden, während Überreste des älteren Ortsteils unter dem heutigen Santiponce verborgen sind. Wer eine Karriere anstrebte, musste die Provinz verlassen und in Rom Ämter übernehmen.
Vor allem Trajan strebte eine politische und militärische Karriere an. Als Prätor übernahm er die Vormundschaft über den damals zehnjährigen Hadrian, dessen Vater verstorben war - zusammen mit Acilius (nicht Caelius) Attianus. Letzterer hat sich vielleicht in den Zeiten um den jungen Mann gekümmert, als Trajan wegen seiner militärischen Kommandos abwesend war. Aber auch Hadrians Schwester Domitia Paulina war Mündel der beiden Männer. Sie hieß ebenso wie ihre und Hadrians Mutter, die aus Gades, dem heutigen Cadíz, stammte. Paulina wurde mit Trajans Freund Servianus verheiratet.
War es Zufall, dass Attianus während der Zeit, als die Nachfolge drängte, Gardepräfekt war und sich in der Nähe des noch amtierenden Kaisers aufhielt? Es wird allgemein vermutet, dass er daran beteiligt war, Hadrian die Nachfolge zu sichern. Denn was um den Tod Trajans herum geschah, weiß niemand genau. Cassius Dio, der im dritten Jahrhundert lebte, behauptete, Hadrian sei von Trajan nicht adoptiert worden. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass Attianus und die beiden kaiserlichen Damen die Adoption nur vorgetäuscht haben. Das Schreiben an den Senat, das von der Adoption Hadrians berichtete, sei von Plotina unterzeichnet worden, obwohl sie so etwas nie zuvor getan hatte.
Tatsächlich weiß niemand, ob Trajan die Adoption Hadrians noch selbst vollziehen konnte, ob er Plotina und Attianus damit beauftragte, alles Nötige zu veranlassen, oder ob er gar einen anderen Nachfolger wünschte. Es war vielleicht die größte Schwäche Trajans, in diesem Punkt nicht rechtzeitig für Klarheit gesorgt zu haben.
Attianus, Plotina und Matidia überführten die Urne mit den Überresten des verstorbenen Herrschers nach Rom. Die Hadrian-Biografie der Historia Augusta berichtet, dass der neue Kaiser seinen Widersacher Lusius Quietus entmachten ließ. Wenig später kam es zur Hinrichtung der vier Konsulare Cornelius Palma, Publilius Celsus, Avidius Nigrinus und Lusius Quietus. Jene Männer standen im Verdacht, eine Verschwörung gegen den Kaiser geplant zu haben, und Attianus ließ sie beseitigen. Nach der Historia Augusta soll Attianus auch dazu geraten haben, die Verschwörer Crassus Frugi und Laberius Maximus zu töten, die unter Trajan verbannt worden waren, was jedoch unterblieb. Die Todesurteile gegen Senatoren hingen Hadrian lebenslang an und kosteten ihn beinahe die Vergöttlichung und sein Ansehen als guter Herrscher.
Es ist möglich, dass Attianus etwas radikal darin war, seinem ehemaligen Mündel die Macht zu ebnen und zu sichern. Als Gardepräfekt erfüllte er seine Pflicht, beiden Herrschern zu dienen und sie zu schützen. Darüber hinaus sind keine Details über ihn bekannt. In meinem Roman wirkt er vermutlich etwas unsympathisch. Dass er vor seinem Amt als Prätorianerpräfekt Tribun der Gardereiter war, habe ich erfunden. Eine solche Abfolge in der Hierarchie war üblich, aber es gab auch andere Karriereschritte. Seine Vorliebe für Frauen ganz unterschiedlichen Typs ist ein Versuch von mir, eine menschlich-liebenswürdige Seite an ihm zu zeigen, die jedoch ebenfalls erfunden ist.
Marcus Ulpius Phaedimus, der Mundschenk Trajans, starb kurz nach dem Ableben seines Herrn, was die Gerüchte um die vorgetäuschte Adoption zusätzlich anheizte. War da ein Zeuge beseitigt worden? Wir werden es nicht erfahren. Trajan und Phaedimus starben, Attianus wurde nach der Hinrichtung der vier Konsulare kaltgestellt.
Literatur:
Historia Augusta: "Hadrianus", Artemis Verlag Zürich, 1976, ISBN 3 7608 3568 6
Cassius Dio, Epitome of Book 68
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