Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 8. April 2018
Lucius Julius Ursus Servianus
Servianus wurde um 47 geboren. Er stammte wie Trajan, dessen Vertrauter er war, aus einer Provinz, eventuell aus Gallien. Er wurde von Domitians Gardepräfekten Julius Ursus adoptiert. Jener war ein enger Freud Trajans und ebnete ihm den Weg zur Herrschaft. Vermutlich waren beide Männer Anhänger von Trajans Vater.
Servianus war mit Hadrians Schwester Paulina verheiratet. Als Trajan von Nerva adoptiert und zum Mitregenten erhoben wurde, war er Statthalter der Provinz Germania superior. In Folge gab er dieses Amt an Servianus ab und begab sich nach Colonia Claudia Ara Agrippinensis (Köln). Hadrian wiederum diente unter seinem älteren Schwager in Mogontiacum (Mainz) als Militärtribun. Anfang 98 starb Nerva, und Trajan wurde Alleinherrscher.
Die Hadrian-Biografie der Historia Augusta berichtet, dass Servianus Hadrian erst lange aufhielt und außerdem seinen Reisewagen manipulierte, um zu verhindern, dass dieser als erster Gratulant bei Trajan ankam. Hadrian soll dennoch schneller als der Bote des Servianus unterwegs gewesen sein. Jene Geschichte ist schon deswegen fragwürdig, weil ein Schnellbote wohl kaum mit dem Wagen reiste, sondern zu Pferde. Auch soll sich Servianus bei Trajan über Hadrians Lebensstil und Schulden beschwert haben. Letzteres halte ich, da Trajan für Hadrians Erziehung und Karriere verantwortlich war, für wahrscheinlich.
Servianus unterstützte vielleicht nicht die Interessen Hadrians als Nachfolger Trajans, aber auch das ist hypothetisch. Neben Licinius Sura zählte er zu den bedeutendsten Ratgebern des Kaisers. Sura unterstützte Hadrian als Nachfolgekandidat Trajans. Mit seinem dritten Konsulat überflügelte Sura Servianus an Ehre und Prestige.
Servianus bereitete den ersten Dakerkrieg vor und nahm als Begleiter des Kaisers daran teil. Für seine Verdienste wurde er 102 mit dem Konsulat belohnt, das er gemeinsam mit Licinius Sura bekleidete. Während Sura auch im zweiten Dakerkrieg enger Berater des Kaisers war und 107 mit einem dritten Konsulat geehrt wurde, wissen wir nichts von Tätigkeiten, Ämtern oder Auszeichnungen des Servianus. Ebenso wenig ist eine Teilnahme jenes Mannes am Partherkrieg Trajans überliefert. Man könnte daraus schließen, dass es irgendwann zu einer Entfremdung zwischen Trajan und Servianus kam, aber nichts dergleichen ist überliefert.
Servianus war ein Freund und Förderer Plinius des Jüngeren. Er ist Adressat zweier Briefe in dessen Briefsammlung. In III, 17 ist Plinius in Sorge um ihn, weil er lange keine Nachricht von ihm erhalten hat. In VI, 26 beglückwünscht er ihn zur Hochzeit seiner Tochter, der Nichte Hadrians, mit Fuscus Salinator, den er als Patrizier und gebildeten, sympathischen, charakterfesten Mann beschreibt. In X, 2 bedankt sich Plinius beim Kaiser für die Verleihung des Dreikinderrechtes, das mit besseren Aufstiegschancen und Steuervergünstigungen verbunden war, und erwähnt, dass er diese Gunst der Fürbitte des Servianus verdankte.
Servianus überlebte Trajan um viele Jahre. Hadrian ehrte seinen betagten Schwager und ernannte den über Achtzigjährigen zum Konsul des Jahres 134. Aber zwei Jahre später fiel Servianus in Ungnade. Hadrian hatte Lucius Ceionius Commodus adoptiert und verdächtigte Servianus, gemeinsam mit seinem Enkel Gnaeus Pedanius Fuscus Salinator gegen seinen Nachfolger zu intrigieren. Die Historia Augusta berichtet, dass Servianus die Götter zu Zeugen für seine Unschuld anrief und Hadrian einen qualvollen Tod wünschte. Servianus und der erst neunzehnjährige Fuscus starben, entweder durch Freitod oder Hinrichtung.
Quellen:
Historia Augusta: Hadrianus, Artemis Verlag Zürich und München, 1976, ISBN 3 7608 3568 6
Cassius Dio: Epitome of Book 68
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