Montag, 1. Januar 2018

Jahresanfang im alten Rom

Die Jahre wurden im römischen Imperium nach den "ordentlichen" Konsuln benannt, die zu Beginn des jeweiligen Jahres ihr Amt antraten. Der oder das Konsulat war das höchste Amt der Römischen Republik, welches von zwei Männern ausgeübt wurde. In der Kaiserzeit war es eine eher formale Ehre. Erst nach dem Konsulat standen den Senatoren die höchsten Ämter offen. Lange Zeit konnte nur ein ehemaliger Konsul Kaiser werden. Während in der Republik nur bei zwingenden Gründen wie Krankheit und Tod ein Nachfolger innerhalb des Jahres bestimmt wurde, dauerte der Konsulat in der Kaiserzeit nur noch einige Monate, damit genügend Männern diese Ehre zuteil wurde. Die Nachfolgekonsuln waren im Sinne der Ämterlaufbahn "vollwertige" Konsuln. Der ordentliche Konsulat war eine besondere Auszeichnung. Noch prestigeträchtiger war das Amt für die Kollegen des Kaisers. Denn auch die Kaiser wurden Konsuln und drückten darin ihren Respekt vor der Tradition aus.

Trajan wurde insgesamt sechsmal Konsul; den ersten Konsulat erhielt er - logischerweise - bevor er Princpes wurde. Mit seinen Konsulaten war er vergleichsweise bescheiden: Domitian wurde siebzehnmal Konsul. Für Senatoren sind maximal drei Konsulate bekannt und dies war schon eine außergewöhnliche Ehre. Amtsantritt der beiden ordentlichen Konsuln war der erste Januar, der Neujahrstag. Somit kann jener Tag kein Feiertag gewesen sein, an dem Amtsgeschäfte ruhten. Gefeiert wurde trotzdem, schon an den Tagen zuvor, ähnlich wie heutzutage auch. Man wünschte einander ein glückliches Jahr und tauschte Geschenke aus. Gutes Essen und Trinken gehörten ebenfalls dazu.

Zu Beginn des neuen Jahres wurden in Rom und in den Provinzen Gelübde für das Wohlergehen des Kaisers und des Reiches verrichtet. Und der Senat tagte. Von einer solchen Sitzung im Januar berichtet Plinius der Jüngere im zweiten Buch seiner Briefsammlung. Trajan war (ordentlicher) Konsul des Jahres 100 und noch nicht lange in Rom: Erst im Herbst 99 war er aus den Provinzen in die Hauptstadt gekommen. Dass mit seiner Machtübernahme noch längst nicht alle Unsicherheiten ausgeräumt waren, ist aus Plinius' Schilderung deutlich herauszulesen.

Als Konsul leitete Trajan jene Senatssitzung. Bei derartigen Veränderungen musste sich die Oberschicht erst einmal neu ausrichten. Plinius war aufgeregt und sprach sogar von Furcht. Er redete lange und konnte währenddessen seine Unsicherheit ablegen. Der Kaiser beobachtete ihn wohlwollend und zeigte sich fürsorglich, indem er ihn ermahnen ließ, sich nicht zu sehr anzustrengen.

So ernsthaft wie in jener Sitzung ging es im Senat nicht immer zu. Plinius berichtet vom Missbrauch anonymer Abstimmungen über Amtsbewerber: "Bei den letzten Wahlen fand man auf einigen Stimmtafeln viele Späße und sogar abscheuliche Wörter, auf einer aber anstelle der Namen der Kandidaten die Namen derer, die sie vorgeschlagen hatten. Der Senat wurde zornig und wünschte laut auf den, der solches geschrieben hatte, den Zorn des Kaisers herab." (Briefe, IV, 25). Schade, dass Plinius weder die Späße, noch die schlimmen Wörter genauer bezeichnet! Die Witzbolde blieben verborgen, und auch der Zorn des Kaisers wird wirkungslos gewesen sein.

Ein frohes neues Jahr wünsche ich, frei von Zorn und Ärgernissen!

Literatur:

Karl-Wilhelm Weeber: Alltag im Alten Rom, Das Leben in der Stadt, Patmos Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-69042-0

Plinis der Jüngere: Sämtliche Briefe, Philipp Reclam jun. , Stuttgart 1998, ISBN 3-15-059706-4

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