Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Sonntag, 14. Januar 2018
Die römischen Legionen
Das antike Rom wird oft als Militärmacht dargestellt, die ihren Erfolg in erster Linie der Schlagkraft ihrer Legionen verdankt. Ähnlich vereinfachend könnte man entgegnen: Rom war keine reine Militärmacht, und sein Heer bestand nicht nur aus Legionen. Aber die Legionen waren das Herzstück dieses Heeres.
Kaiser Augustus machte den Improvisationen der Republik ein Ende und schuf ein stehendes Heer, dessen Stärke im Laufe der frühen Kaiserzeit zwischen 25 bis maximal 30 Legionen schwankte. In einer Legion dienten 5.000 bis 6.000 Mann. Befehlshaber war ein Legat, ein hoher Offizier senatorischen Ranges. Weitere ranghohe Offiziere waren der Lagerpräfekt, ein Ritter, sowie fünf ritterliche und ein senatorischer Tribun. Ein Soldat, der in einer Legion diente, hieß nicht "Legionär", sondern miles gregarius. Er war römischer Bürger. Acht milites bildeten ein contubernium, eine Zeltgemeinschaft. Zehn dieser Einheiten bildeten eine Centurie, die von einem Centurio kommandiert wurde. Ein miles konnte es in seiner Laufbahn bis zum Centurio bringen. Den ranghöchsten Centurionen stand die ritterliche Laufbahn offen, die allerdings auch ein entsprechendes Vermögen voraussetzte. Zwei Centurien bildeten ein Manipel; eine Kohorte bestand aus drei Manipel. Die Legion wiederum bestand aus zehn Kohorten sowie 120 Reitern für Kundschafter- und Meldedienste. Zur Legion gehörten ein Adlerträger (aquilifer); jedes Manipel verfügte über ein Feldzeichen (signum), das von einem signifer getragen wurde. Befehle wurden durch Hornsignale übermittelt. Der Hornbläser (cornicen) gehörte wie der signifer zum Manipel.
Interessant ist die Stationierung der Legionen im römischen Imperium, wie man sie auf Kartendarstellungen sehen kann, beispielsweise im "Lexikon der Antike", 1978 in Leipzig erschienen (VEB Bibliografisches Institut, S. 316). Die Übersicht zeigt die Verteilung der Legionen unter Kaiser Trajan. In Anbetracht der eher geringen Anzahl dieser Einheiten, gemessen an der Ausdehnung des Reiches, wird klar, dass nicht jeder Grenzposten und jedes beliebige Städtchen von einer Legion geschützt wurde. Unter Trajan standen drei Legionen in Britannien, eine in Nordspanien, eine in Numidien, dem heutigen Algerien, eine in Ägypten. Die meisten Legionen waren an Rhein und Donau sowie an der Ostgrenze des Imperiums von Armenien über Syrien nach Judäa stationiert. Andere Provinzen und Militärstützpunkte - hier sei speziell auf die Kastelle am Limes verwiesen - wurden von Hilfstruppen geschützt. Die Hilfstruppen rekrutierten sich aus den Provinzen und aus verbündeten Völkern. Ein Hilfstruppensoldat wurde bei seiner ehrenvollen Entlassung nach 25 Dienstjahren aus der Armee römischer Bürger. In der Legion betrug die reguläre Dienstzeit 20 Jahre.
Dass die Soldaten durch Waffentraining, Exerzieren, Übungsmärsche, Lagerbau etc. gedrillt wurden, versteht sich. Beim Marsch während eines Feldzuges trug ein Soldat seine komplette Ausrüstung von beinahe 48 kg bei sich. Ein contubernium verfügte zusätzlich über ein Maultier, das Zelt, Handmühle und Schanzpfähle trug.
Die Marschordnung eines römischen Heeres im Feindesland kann man sich folgendermaßen vorstellen: Auf Hilfstruppen, die das Gelände erkundeten, folgte die Vorhut aus einer Legion und Reitern, daran anschließend Männer, die Werkzeuge für den Lagerbau trugen, gefolgt von den Pionieren. Weiterhin die Ausrüstung des Feldherrn und der Stabsoffiziere, bewacht von einer Eskorte, dann der Feldherr selbst mit seinen Leibwächtern. Darauf folgten die Reiterei aller Legionen und die Maultiere mit der Belagerungstechnik. Nun kamen die höheren Offiziere mit einer Eskorte, und die Legionen, anschließend noch einmal Bundesgenossen, gefolgt von der Nachhut, schwerem Fußvolk und Reiterei. Normalerweise legte die römische Armee 30 Kilometer pro Tag zurück, aber in besonderen Situationen wurden auch viel weitere Strecken (50 km und mehr) bewältigt.
Gefechte wurden meist von der Artillerie und Schützen eröffnet, gefolgt von der Reiterei. Die Legionen waren im Kampf um Geschlossenheit bemüht. Die Soldaten schleuderten vor dem Treffen ihre langen Wurfspeere, um anschließend mit Schild und Schwert in den Nahkampf zu gehen. Dabei drängten sie die Feinde mit den Schilden zurück. Die Soldaten im ersten Glied wurden von Zeit zu Zeit abgelöst. Die Schlagkraft der Legionen beruhte auf Disziplin, Organisation, Geschlossenheit und Perfektion. Geschicktes Taktieren und komplizierte Strategien waren keine ausgesprochenen Stärken der römischen Armee der Kaiserzeit. Die Nachfolger des Augustus führten fort, was er begründet hatte. Auch Trajan, der mehrere Kriege führte, verdankte seine Erfolge dem Apparat, den der erste Princeps schuf.
Literatur:
Marcus Junkelmann: "Die Legionen des Augustus", Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0886-8
Yann Le Bohec "Die römische Armee", Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06300-5
Peter Conolly "Die römische Armee", Tesloff Verlag Hamburg, 1976, ISBN 3-7886-0180/9
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