Sonntag, 21. Januar 2018

Pferde

In meinem Roman geht es immer wieder um Pferde. Eine der beiden Hauptfiguren wächst mit Pferden auf, wird Legionsreiter, Gardereiter, Stallbursche und Stallmeister. Auch der Pferdezüchter Julius aus Mogontiacum (Mainz) ist eine Schlüsselfigur zu diesem Thema. Obwohl er nicht lange "dabei" ist, zählt er zu meinen Lieblingsfiguren.

Die Pferde der Römer waren eher größere Ponys, aber es sind auch stattliche Tiere belegt, die vor allem von hochrangigen Persönlichkeiten geritten wurden. In Rom und Italien lag die Pferdezucht in der Hand vermögender Männer. Es war ein lukratives Geschäft, Pferde für die Zirkusrennen zu züchten. Die römische Armee hatte einen großen Bedarf an Pferden und Maultieren. In den Provinzen und an den Grenzen des Imperiums bezog man sie, wenn möglich, vor Ort. Julius, der ein Gestüt in der Nähe des Mainzer Legionslagers besitzt und eine villa rustica auf rechtsrheinischem Gebiet, versorgt das Heer und ist ehrgeizig genug, auch große, stattliche Offizierspferde zu züchten. Ich hoffe, in ihm eine relativ glaubwürdige Person erfunden zu haben. Seine Vorfahren waren Hermunduren, deren Siedlungsgebiet sich im ersten Jahrhundert vom heutigen Thüringen bis zum Main ausdehnte. Jenes Volk trieb regen Handel mit dem Imperium und eignete sich römisches Wissen an. Maureen Carroll nimmt in "Römer, Kelten und Germanen" an, dass die Hermunduren römische Rinder zu Zuchtzwecken importierten. Dafür sprechen Knochenfunde von Tieren aus Germanien. Warum sollte in der Pferdezucht nicht ähnlich verfahren worden sein?

Friesenpferde werden schon bei Julius Cäsar erwähnt. Die Merkmale der heutigen Rasse waren aber verschiedenen Einflüssen unterworfen und die "Urfriesen" sahen wohl etwas anders aus als heutige Friesen. Die alten Römer kannten noch keine Pferderassen, sondern züchteten bestimmte Eigenschaften von Pferden. In meinem Roman kommt ein Friesenpferd vor, und ich konnte nicht anders: es ähnelt "modernen" Friesen, die ich wunderschön finde.

Die Namen der Pferde bezeichneten oft Charaktereigenschaften oder körperliche Merkmale. Manche Tiere wurden nach Gottheiten oder der Gegend benannt, aus der sie stammten. Cassius Dio berichtet von Hadrians Pferd Borysthenes (Dnjepr), den der Kaiser bei der Jagd ritt. Ihm wurde nach seinem Tod ein Grab errichtet, dessen Inschrift Hadrian wahrscheinlich selbst verfasst hat. Von Trajan ist keine Vorliebe für ein bestimmtes Pferd überliefert. Aber zahlreiche Darstellungen der Trajanssäule zeigen ihn als Reiter, und sein Reiterstandbild auf dem Forum Traiani beeindruckte die Menschen noch in der Spätantike. Er verfügte sicher über einige Pferde für seinen persönlichen Bedarf. Wo aber kann man sich den Stall vorstellen, in dem diese Pferde standen? Ich habe mich dafür entschieden, die Tiere dort unterzubringen, wo Reiter mit ihren Pferden stationiert waren: im Lager der Equites Singulares Augusti auf dem Caeliushügel. Ich betone: das ist eine Hypothese.

Als Kind hatte ich Angst vor Pferden und weiß auch heute nicht allzu viel über sie. Es sind zweifellos faszinierende Tiere und ich mag sie - aus sicherer Entfernung. Ich habe versucht, mir einiges über ihr Verhalten anzulesen, aber es ist gut möglich, dass ich hin und wieder irre. In solchen Fällen bin ich für Hinweise dankbar.

Literatur:

Marcus Junkelmann: Die Reiter Roms, Teil I, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1990, ISBN 3-8053-1006-4

Maureen Carroll: Römer, Kelten und Germanen, Theiss Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-21762-9

Cassius Dio: Epitome of Book 68

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