Blog zum historischen Roman "Im Banne des Besten" mit Informationen über die Blütezeit des Römischen Imperiums
Montag, 15. Mai 2017
"Dacii", ein Film aus dem Jahr 1967
Unter dem seltsamen Titel "Kampf der Titanen gegen Rom" ist "Dacii" wieder in deutscher Sprache erhältlich. In der DDR kam der Film unter dem Titel "Der letzte große Sieg der Daker" ins Kino. Im Fernsehen liefen "Dacii" und die Fortsetzung "Columna" als Serie "Römer, Daker, fremde Götter".
Wenn man sich vom Covertext der DVD nicht abschrecken lässt (die Daker sind falsch geschrieben und wer soll bitte der "blutrünstige Tribun" sein, gegen den sie sich zur Wehr setzen?), kann man einen spannenden Historienfilm genießen, sofern man kein Problem mit alten Filmen hat. Titanen kommen darin allerdings nicht vor; der Titel ist nicht gerade geschickt gewählt, weil er falsche Erwartungen weckt. Die historischen Ereignisse wurden etwas frei behandelt, was nicht so ungewöhnlich ist. Ich nehme an, dass in Rumänien an Originalschauplätzen gedreht wurde. Für die Hauptrollen wurden auch Schauspieler aus dem Ausland gewonnen.
Die Donaugrenze des römischen Reiches war unter Kaiser Domitian zum Krisenherd geworden. Die Daker, beheimatet im heutigen Rumänien, fielen unter ihrem König Diurpaneus in die Provinz Moesia ein, schlugen römische Truppen und der Statthalter selbst kam ums Leben. Die Filmhandlung setzt ein, als ein Heer unter dem Feldherrn Fuscus an der Donau steht, um sie für einen Vergeltungsschlag zu überschreiten. Cornelius Fuscus, dargestellt von Georges Marchal, war kein Tribun, sondern Präfekt, genauer gesagt, praefectus praetorio, Kommandant der kaiserlichen Garde - ein Ritter. Domitian muss ihm vertraut haben, was sich schon aus seinem Amt und seinem Kommando erschließt. Das Heer des Fuscus wird durch Truppen aus Germanien verstärkt, deren Anführer ein gewisser Severus ist, dargestellt von Pierre Brice. Sein Vater Attius oder Atius, ein hochrangiger Senator, befindet sich ebenfalls im Feldlager. Zur Überraschung seiner Offiziere (!) erscheint Kaiser Domitian, der mit Verzögerung erwartet wurde, auf dem Kriegsschauplatz.
Der Film-Fuscus hält nicht viel von Domitian, wünscht sich den Kaiser in Rom (wo er der Überlieferung nach auch war). Attius warnt vor einem Krieg gegen die Daker und möchte mit König Decebal verhandeln. Decebal ist im Film etwas verfrüht König über alle Daker - vielleicht wurden die realen Ereignisse gestrafft. Domitian ist mit den Verhandlungen einverstanden und Attius überquert mit einem Schiff die Donau. Während Severus noch die Garde seines Vaters "einweist" -wusste die nicht, was sie zu tun hatte?, tappt dieser ohne jeglichen Schutz durch Soldaten in einen dunklen Wald hinein und wird sogleich durch einen Pfeilschuss getötet. Decebal bedauert diesen Unfall sehr: Attius sei der einzige Römer gewesen, der nicht hätte sterben dürfen - warum, das erfährt man später. Die Episode um Attius gehört zu den logischen Schwachstellen des Films.
Die Daker schicken Gesandte zum Kaiser und im Gegenzug sendet Domitian Severus zu Decebal, dargestellt von Amza Pellea, mit der Nachricht, dass er ihn zum Klientelkönig Roms ernennt. Decebal eröffnet Severus in einem vertrauten Gespräch, dass Attius, sein verstorbener Vater, in Wirklichkeit ein dakischer Fürst war, der inkognito als Patrizier in Rom lebte und jedes Jahr ein Schiff mit Gold aus Dakien erhielt. Eine solche Konstellation war in Wirklichkeit so gut wie unmöglich, aber dem Film verzeiht man die Unlogik gerade noch. Decebal kann Severus nicht für sich überzeugen und dieser kehrt zu den römischen Truppen zurück.
In Folge wird Decebals hoffnungsvoller Sohn Cotizo als Opfer für Zalmolxis ausgewählt. Er soll dem Gott die Wünsche der Daker um Beistand überbringen. Das grausige Ritual wird nach alter Sitte durchgeführt: Cotizo wird von den Priestern ergriffen, die ihn von einem Felsen hinab auf Lanzen fallen lassen. Die Lanzen durchbohren ihn und er ist sofort tot: das Opfer ist angenommen.
In einer Schlucht geraten die römischen Truppen in einen Hinterhalt der Daker. Severus bleibt verwundet auf dem Schlachtfeld. Fuscus nimmt an, er sei gefallen, und lässt die Legion seines Freundes zur Strafe dezimieren. Severus schleppt sich bis zu einer Hütte im Wald, die von Meda, Decebals Tochter (Marie-José Nat), bewohnt wird. Sie schießt auf ihn, erkennt ihn aber (nachdem sie geschossen hat) als Sohn eines dakischen Fürsten und pflegt ihn gesund. Severus und Meda verlieben sich ineinander. Er wird als Gefangener zu Decebal geführt. Der Dakerkönig, der seinen Sohn verloren hat, bittet Severus, dessen Platz einzunehmen und das Kommando über die dakische Reiterei zu übernehmen. Severus will die Römer jedoch nicht verraten. Decebal lässt ihn gehen.
Zurück im Römerlager, stellt Severus Fuscus wegen der Dezimierung seiner Legion zur Rede. In Folge vertraut er Fuscus an, dass sein Vater Daker war, und Fuscus wiederum will Severus zum Mitverschwörer gegen Domitian gewinnen. Er bietet ihm sogar an, ihn zum Kaiser zu machen. Entsetzt lehnt Severus ab. Fuscus' Vision eines idealen Imperators entspricht ziemlich genau der Rolle, die Trajan einige Jahre später ausfüllen wird.
Es kommt zum Kampf zwischen Fuscus und Severus; Fuscus unterliegt und stirbt. Im passenden Moment ist Domitian mit seinen Soldaten anwesend und erklärt, dass Fuscus von den Barbaren getötet wurde. Er überträgt Severus den Oberbefehl, und Römer und Daker stellen sich zur entscheidenden Schlacht auf. Zu Beginn treten Decebal und Severus zum Zweikampf an, in dessen Verlauf Severus getötet wird. Man hat den Verdacht, dass er sich absichtlich töten ließ.
Der Film von Sergiu Nicolaescu bietet allerhand: große Schlachten, die Belagerung und Erstürmung von Festungen, bei denen römische Kriegstechnik zum Einsatz kommt: man sieht einen Belagerungsturm, eine "Schildkröte", einen "Widder" (Rammbock) und römische Artillerie. Solche Szenen sind auf dem Relief der Trajanssäule in Rom dargestellt. Es gibt ein Menschenopfer, Intrigen innerhalb der römischen Armeeführung, gegenseitige Sympathie und Antipathie. Decebal ist der kluge und mutige Gegner Roms, als der er in die Geschichte eingegangen ist. Und es gibt eine Liebesgeschichte zwischen einer Dakerin und einem römischen Offizier. Ich muss gestehen, dass mich besonders die Romanze berührt hat, als ich im Alter von dreizehn oder vierzehn Jahren diesen Film sah. All das hat mich neugierig gemacht und an die historischen Ereignisse herangeführt. Fehler wie die Ernennung eines Statthalters während jenes Rachefeldzuges (erst Trajan besiegte das Dakerreich und machte das Gebiet zur Provinz) halten sich insgesamt in Grenzen.
Kaiser Domitian, dargestellt von Kovács György, ist relativ gut getroffen. Er ist misstrauisch, schwer zu durchschauen und führt manchmal seltsame Reden. Ein bisschen weniger "schräg", weniger dekadent und weniger harmlos hätte ich ihn mir im Film gewünscht. Domitian war ein besserer Feldherr als der Film-Kaiser, auch wenn er nicht alle Operationen selbst geleitet hat. Dennoch: Dacii hat mir gefallen und gefällt mir noch immer. "Columna", ein Film, der inhaltlich daran anknüpft, ist noch ambitionierter - aber davon ein andermal.
Literatur:
Karl Strobel: Die Donaukriege Domitians, Verlag R. Habelt, Bonn 1989, ISBN-10: 377492368X
ISBN-13: 978-3774923683
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